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Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Titel: Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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‹Siebentes Zeichen› bekam ich zuerst ‹Leben›, und das zweite Mal ‹Liebe›. Auf ‹Achtes Zeichen› kam die Antwort ‹Keines›. Ich entnehme daraus, daß die Summe und Anzahl der Zeichen sieben betrug.»
    «Aber das Siebente wurde nicht erreicht», sagte ich aus einer plötzlichen Eingebung heraus.
    «Denn durch das Sechste kam ‹Zerstörung›!»
    «Ach, meinen Sie? Ich finde übrigens, wir nehmen diese – diese wirren Reden sehr ernst. Dabei sind sie eigentlich nur aus medizinischer Sicht von Interesse.»
    «Bestimmt werden sie in der Psychiatrie Aufsehen erregen.»
    Der Doktor kniff die Augen zusammen. «Mein lieber Mr. Anstruther, ich habe nicht die Absicht, sie zu veröffentlichen» «Und Ihr Interesse daran?»
    «Ist rein persönlicher Natur. Ich werde selbstverständlich ein Protokoll über den Fall anfertigen.»
    «Ich verstehe.» Doch zum ersten Mal hatte ich das Empfinden, daß ich gar nichts verstand.
    Ich erhob mich.
    «Nun, dann wünsche ich Ihnen eine gute Nacht, Doktor. Ich muß morgen wieder in die Stadt zurück»
    «Ach!» Mir schien, als spräche Genugtuung, vielleicht sogar Erleichterung aus diesem Ausruf.

    «Ich wünsche Ihnen viel Glück bei Ihrer Untersuchung», fuhr ich in ungezwungenem Ton fort «Lassen Sie nur ja nicht den Hund des Todes auf mich los, wenn wir uns das nächste Mal begegnen!»
    Seine Hand ruhte in der meinen, als ich das sagte, und ich spürte, wie er zusammenzuckte.
    Doch er hatte sich rasch wieder in der Gewalt und entblößte die langen, spitzen Zähne zu einem Lächeln.
    «Welche Macht wäre das für einen Mann, der die Macht liebt!» sagte er. «Das Leben eines jeden Menschen in der eigenen Hand zu halten!»
    Und sein Lächeln wurde breiter.
    Meine direkte Verbindung mit dem Fall war damit zu Ende. Später gelangte das Tagebuch des Arztes in meine Hände. Ich will die spärlichen Eintragungen daraus an dieser Stelle wiedergeben, obwohl man bedenken möge, daß sie erst eine ganze Zeit später in meinen Besitz kamen.
    «5. Aug. Habe entdeckt, daß Schwester M.A unter ‹den Erwählten› jene versteht, denen die Fortpflanzung der Rasse oblag. Sie standen offenbar in höchstem Ansehen, höher als die Priesterschaft. Vergleiche die ersten Christen!
    7. Aug. Habe Schwester M.A. überredet, sich hypnotisieren zu lassen. Es gelang mir, sie in Hypnoseschlaf und Trance zu versetzen, fand aber keinen Rapport.
    9. Aug. Hat es in der Vergangenheit Zivilisationen gegeben, mit denen verglichen die unsere ein Nichts ist? Seltsam, wenn es so wäre, und ich der einzige, der den Schlüssel dazu in Händen hielte...
    12. Aug. Schwester M.A. sagte heute, daß ‹im Stand der Gnade das Tor geschlossen sein muß, auf daß kein anderer Gewalt über den Leib gewinne›! Interessant! Aber verwirrend.
    18. Aug. Das Erste Zeichen ist also nichts anderes als... (die folgenden Worte wurden ausradiert)... wie viele Jahrhunderte wird es dann noch dauern, bis das Sechste erreicht ist?
    Aber wenn es einen abkürzenden Weg gäbe zur Macht...
    20. Aug. Habe veranlaßt , daß M.A mit Krankenschwester zu mir zieht .Sagte, Patientin müsse unter Morphium gehalten werden. Bin ich wahnsinnig? Oder werde ich der Übermensch sein, der die Macht über den Tod in seinen Händen hält?»
    (Hier brechen die Aufzeichnungen ab.)

    Es war, glaube ich, am 29. August, als ich den Brief erhielt .Er war unter der Anschrift meiner Schwester an mich adressiert, in schrägen, fremdländisch wirkenden Schriftzügen. Ich machte ihn mit einiger Neugier auf. Sein Inhalt lautete wie folgt:
    «Cher Monsieur, ich habe Sie nur zweimal gesehen, aber ich habe gefühlt, daß ich Ihnen vertrauen kann. Ob meine Träume wahr sein mögen oder nicht, sie sind in der letzten Zeit deutlicher geworden... Und, Monsieur, einer zumindest, der Hund des Todes, ist kein Traum... In jener Zeit, von der ich Ihnen erzählte (ob sie wirklich existierte oder nicht, weiß ich nicht), tat Er, der Hüter des Kristalls, das Sechste Zeichen zu früh den Menschen kund...
    Das Böse hielt in ihren Herzen Einzug. Sie hatten die Macht, nach Belieben zu töten und sie töteten ohne Gerechtigkeit – im Zorn. Sie waren vor Machtlust trunken. Als wir das sahen, wir, die wir noch rein waren, erkannten wir, daß wir den Kreis auch dieses Mal nicht vollenden und zum Zeichen des Ewigen Lebens gelangen sollten. Er, der der nächste Hüter des Kristalls gewesen wäre, war aufgerufen zu handeln. Damit das Alte sterbe und das Neue, nach endlosen Zeitaltern,

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