Die besten Freunde der Welt: Fritz und Ben (German Edition)
Sonntag und tolles Wetter.
Sonntagssonne, das ist wie ein Sechser im Lotto, sagt meine Oma. Oma übertreibt ein wenig, aber irgendwie stimmt es auch.
Es war wirklich ein badeschaum-flauschedecken-gemütlicher Eltern-Kind-Sonntag.
Ich hatte kein Fußballspiel und Zeit für meine Eltern. Meine Mum hatte keine Probe und Dad keinen Dienst. So hatten wir alle Zeit füreinander.
Wir haben im Bett gefrühstückt. Mit Croissants und Himbeermarmelade.
Die ganze Woche hatte ich wieder viele neue Fragen gesammelt. Kaum hatte mein Vater die Augen aufgeklappt, legte ich los.
Sind meine Augen blau, weil sich der Himmel in ihnen spiegelt?
Warum sehe ich auf Fotos immer blöd aus?
Sind Ameisen neidisch auf die, die mehr schleppen können als sie selbst?
Wie fühlen sich Wolken an?
Wozu braucht man saubere Fingernägel?
Warum ist Salat gesund?
Hören Vögel, wenn Blumen lachen? Lachen Blumen überhaupt?
Für einen Augenblick dachte ich, mein Vater würde verzweifeln, aber er fand in seinem Kopf alle Antworten.
Allerdings, kaum sind seine Antworten draußen, tauchen bei mir neue Fragen auf. Wie Luftblasen in der Badewanne, wenn man ins Wasser pupst.
Ich brauche bestimmt noch 131 Sonntage für alle Fragen. Ein Jahr hat 52 Sonntage. Das sind also mehr als zwei Jahre. Wahrscheinlich habe ich aber bis dahin 1000 neue Fragen.
Wir brauchen einfach mehr Zeit. Aber wie soll das gehen? Keiner will auf was verzichten. Ich nicht auf meinen Sport. Meine Mutter nicht auf ihre Band. Und mein Vater nicht auf seine Arbeit.
Mein Vater arbeitet übrigens etwas richtig Gefährliches. Früher, auf dem Spielplatz hat mir keiner geglaubt, wenn ich das gesagt habe. Alle dachten, ich wollte angeben.
Aber ganz in echt: Mein Dad ist Feuerwehrmann. Für mich ist das der coolste Beruf der Welt.
Sonntage mit gutem Wetter bringen montags die meisten Pfandflaschen. Alle Leute sind froh, wenn sie draußen sein können, und sie veranstalten sofort Partys und laden Freunde ein. Man sieht sie mit Schüsseln voller Kartoffel- und Nudelsalat und mit ihren Grills und Bieren und Wasserflaschen in den Park ziehen.
Auf der Wiese ist dann die Hölle los, sagt Opa. Er meint, dass es wimmelt wie auf einem Wimmelbild, sodass es einem schwindlig werden könnte. Der ganze Rasen ist übersät mit bunten Decken, Kissen, Liegestühlen, Handtüchern, Kühlboxen, Fahrradanhängern, Hunden, Kindern in allen Größen und dazwischen Erwachsene in kurzen Hosen und Frauen in Minikleidern und Sandalen. Frisbeescheiben fliegen, Federbälle surren durch die Luft, bunte Plastikbälle werden gerollt und geworfen, und da, wo sich die Jugendlichen treffen, stehen Ghettobluster, und man hört Hip-Hop oder Rap oder Techno. Überall johlen und juchzen Babys, und die Erwachsenen haben gute Laune und lachen über Witze und Geschichten, die sie sich erzählen.
Meine Mutter singt an solchen Tagen
Summertime, when the living is easy. Fish are jumping and the cotton is high …
Im Sommer ist das Leben viel einfacher, auch wenn im Rhein wenig Fische rumspringen. Alle Menschen sind gut drauf.
Nur Bens Eltern sind immer gleich. Bens Eltern waren noch nie im Park.
Meine reißen sich auch nicht gerade darum. Mein Dad gehört zu den wenigen Vätern, die Grillen blöd finden. Obwohl er ein mutiger Mann ist, hat er tierische Angst vor Krankheiten. Grillkohle macht Krebs, sagt er.
Meine Oma flüstert dann: Dein Vater ist ein Hypochonder.
Das klingt wie eine besondere Schlangenart oder wie der Name eines ausgestorbenen Dinosauriers. Es ist aber ein Mensch, der sich einbildet, krank zu sein oder bei der kleinsten Kleinigkeit krank zu werden. Das hat bestimmt damit zu tun, dass mein Vater immerzu Leute retten muss.
So ist das bei Feuerwehrmännern. So hat er auch meine Mutter kennengelernt. Beim Retten. Er hat sie einfach gerettet.
Die Geschichte ist schon lange her. Zehn Jahre oder so.
Mein Vater war mit einem Freund in England, in einem Seebad, und sie lagen am Strand, obwohl es ein regnerischer und windiger Tag war. Da hörten sie plötzlich Hilferufe: »Help! Help! Help me!« Mein Vater liebt diese Geschichte. Ich habe sie schon so oft gehört, dass ich sie genauso gut erzählen kann wie er.
Er sprang auf und sah in den Wellen einen Arm. Und ein paar Meter entfernt ein Surf brett. Ohne zu zögern, hat er Jeans und Schuhe ausgezogen und sich in Boxershorts in die Fluten gestürzt. Feuerwehrmänner haben gute Muskeln. Gegen Wind und Wellen hat er gekämpft undimmer »Keep
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