Die besten Freunde meines Lebens - Roman
sind.«
Mona ließ sich auf den Stuhl fallen und blickte betont in Richtung des Chablis. »Mm, mein Lieblingswein. Ist noch was für mich übrig?«, fragte sie, während Si bereits ein Glas holte und ihr den Rest der Flasche einschenkte.
»Geht’s dir gut?«, fragte Jo. »Du wirkst ein wenig überdreht.«
»Echt? Na ja, ich hatte vorhin so eine Idee und wollte wissen, wie du darüber denkst. Obwohl ich auf dem Weg hierher schon wieder davon abgekommen bin. War wohl eine Schnapsidee. Wie auch immer, ich trinke nur meinen Wein aus, und dann verschwinde ich wieder.«
Si und Jo sahen sich genervt an.
»Du hättest anrufen können«, sagte Jo. »Dann wärst du trocken geblieben.«
»Hab ich ja«, erwiderte Mona. »Dein Handy war ausgeschaltet. Und auf dem Festnetzanschluss ist sofort euer absurder Anrufbeantworter angesprungen.« Sie malte Anführungszeichen in die Luft. »Wir sind nicht da. Eine Nachricht ist nicht nötig. Versuchen Sie es lieber auf dem Handy.«
Si lachte. Er wusste genau, was sie zu diesem Zeitpunkt gemacht hatten.
»Aber da ich schon einmal hier bin«, fuhr Mona fort, »kann ich euch meine Idee genauso mitteilen. Ich denke seit einiger Zeit über eine berufliche Veränderung nach. In diesem Restaurant werde ich langsam verrückt. Außerdem habe ich es satt, mich ausbeuten zu lassen. Manchmal bin ich Tellerwäscher, Kellnerin, Geschäftsführerin und Kassiererin in einem. Das wäre in Ordnung, wenn es mein eigener Laden wäre, aber das ist er nicht. Und deshalb habe ich mir gedacht …«
Mona begann zu nuscheln. Jo konnte sich nicht erinnern, wann sie Mona zuletzt so nervös erlebt hatte. »Ihr sucht doch nach einem Ersatz für Nicci.«
Jo sah Si mit erhobenen Brauen an. Er schüttelte den Kopf. Ich habe damit nichts zu tun .
»Das hast du doch gesagt, oder? Gut, ich müsste mich in Niccis Job erst einmal einarbeiten. Aber ich könnte ja vorerst als Aushilfe arbeiten. Oder in einem der Läden als Geschäftsführerin. Ich habe massenhaft Erfahrung im Einzelhandel. Und mit Kunden kenne ich mich weiß Gott aus.«
Ein Blick auf Jos Miene ließ Mona innehalten. »Ich wusste es. Dumme Idee, was?«
Jo lächelte. »Nicht direkt dumm. Aber Mo, du hasst Mode! Und deine Erfahrung im Einzelhandel ist auf Restaurants und den Einkauf von Biokost beschränkt.«
»Einzelhandel ist Einzelhandel. Kunden sind Kunden«, erwiderte Mona stur, doch man sah ihr an, dass sie aufgegeben hatte.
»Trotzdem bin ich froh, dass du da bist«, sagte Jo. »Ich habe David und Si gerade erzählt, dass ich eine neue Einkäuferin gefunden habe.«
»Super.« Mona trank einen großen Schluck Wein in dem offenkundigen Versuch, ihre Verlegenheit zu überspielen. »Das sind ja tolle Neuigkeiten. Mann, ich komme mir jetzt total bescheuert vor. Vergessen wir das Ganze einfach, okay? Und, hast du noch mehr Neuigkeiten auf Lager?«
»O Gott, das hätte ich fast vergessen«, rief Jo. »Rate mal, wen ich heute gesehen habe. Da kommst du nie drauf.«
»Gib mir einen Hinweis.«
»Ein Gespenst aus der Vergangenheit. Männlich.«
»Jung, alt, attraktiv, hässlich? Ich brauche schon mehr Infos. Kenne ich ihn?«
»O ja! Sehr gut sogar.« Jo grinste und bedeutete Si mit einem Nicken, eine neue Flasche Wein zu holen. »Nicht jung, nicht alt, ich schätze Mitte, Ende vierzig, attraktiv, wenn man diesen Typ mag. Komm schon. Der Hinweis war ›Gespenst aus der Vergangenheit‹.«
»Damit kann ich nichts anfangen.« Mona gab nicht einmal vor nachzudenken.
» Der Typ! Du weißt schon. Wie hieß er noch mal? Ich hab’s! Neil! Endlich fällt es mir wieder ein.«
»Neil?« Mona runzelte die Stirn. »Du hast Neil gesehen? Wo? Ich dachte, du wärst heute in der Stadt gewesen.«
»War ich auch. Nach der Besprechung bin ich ins Café Nero in der Newgate Street gegangen, und da habe ich ihn gesehen. Ich kenne ihn ja nicht wirklich, aber er war es ganz sicher. In Begleitung seiner Freundin. Ein junges Ding, so Mitte zwanzig. Knallenges Kostüm, große Titten, blonde Mähne – der Albtraum jeder Frau. Keine Ahnung, ob er sich von seiner Frau getrennt hat oder einfach mal wieder fremdgeht«, erzählte Jo amüsiert. »Mensch, Mo, sei froh, dass du den los bist!«
Auf dem Rückweg in die Küche kam David Mona entgegen. Sie nickte ihm nur kurz zu und eilte weiter in Richtung Haustür. Aus der Küche ertönte Jos Stimme. »Mo? Was ist los?«
»Ich muss leider gehen«, murmelte Mona, während sie ohne Erfolg an der Haustürverriegelung
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