Die besten Freunde meines Lebens - Roman
geheftet.
»Mona«, sagte er unvermittelt, als sie sich ihrer Straße näherten. »Ich weiß, es ist etwas schwierig mit uns, seit … na ja, seit Niccis Brief und allem.«
»Nein, darum geht es nicht.«
Erstmals sah sie ihn nun an. Er hatte recht gehabt, sie hatte geweint. Ihre Augen waren gerötet und feucht. Wegen ihm hatte sie bestimmt nicht geweint. Irgendetwas musste während seiner Abwesenheit in Jos Küche vorgefallen sein. Aber was?
»Sicher, das Ganze ist ziemlich kompliziert«, fügte Mona hinzu. »Aber so tragisch nun auch wieder nicht.«
»Nun ja, ich spreche das nur an, weil du mir ganz offensichtlich aus dem Weg gehst. Und du scheinst auch jetzt nicht sonderlich erfreut über meine Gesellschaft zu sein.«
»Nein, das hat nichts mit dir zu tun. Ich wusste nicht, dass ich euch bei einer Besprechung störe. Ich hatte eine Idee – eine bescheuerte Idee, ich weiß auch nicht, was mich da geritten hat –, und die wollte ich Jo sofort mitteilen. Aber das ist schon okay so.«
Irgendetwas an ihrem Verhalten verriet David, dass sie nicht ganz ehrlich war. Andererseits konnte man das bei Mona nie so genau sagen.
»Weißt du, wir sollten nicht zulassen, dass unsere Freundschaft durch Niccis Brief Schaden nimmt. Vielleicht können wir ja mal zusammen zum Essen gehen und uns aussprechen?«
Scheiße . Die Worte waren draußen, ehe er ihnen Einhalt gebieten konnte. Es war nicht das, was er eigentlich hatte sagen wollen. Komm doch mal auf einen Kaffee vorbei. Lass uns mal auf einen Drink gehen . Aber nicht zusammen essen gehen. Das hatte den Beigeschmack von Verabredung .
Mona blieb stehen. »Echt?« Zum ersten Mal seit Wochen sah sie ihm direkt in die Augen.
David hoffte, sie sähe ihm seine Zweifel nicht an.
»Meinst du das ernst?«, hakte sie nach.
David schluckte. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Alles andere wäre beleidigend. »Absolut«, sagte er. »Ich finde, wir sollten zusammen essen gehen. In ein nettes Restaurant.« Er versuchte ein Grinsen. »Ohne die gesamte Truppe als Begleitkomitee.«
Mona lächelte. Ihre verhärteten Züge wurden weich, und ihre niedergeschlagene Stimmung schien sich aufzuhellen. »Stimmt, so eine Truppe kann manchmal ziemlich nervig sein. Alles wird dreifach durchgehechelt und bewertet. Das macht einen ganz irre. Jedenfalls geht es mir so.«
Ich weiß, dachte David. Deshalb bist du ja auch ans andere Ende der Welt geflohen. Nur war sie auch von dort wieder geflohen, weil ihre Träume sich nicht erfüllt hatten.
»Gut, also proben wir den Aufstand«, sagte er. »Nur wir beide. Was hältst du von einem Curry?«
34. Kapitel
»Warum soll ausgerechnet ich als Babysitter einspringen?«
Jo hielt den Hörer vom Ohr weg, bewegte die Hand wie einen quakenden Entenschnabel in Sis Richtung und formte lautlos mit den Lippen: Lizzie . Ergeben ging er ins Wohnzimmer, und gleich darauf hallte die Stimme des Nach richtenmoderators in die Diele hinaus.
»Weil du das gut kannst und die Mädchen dich lieben und du ihre Patentante bist.«
»Du bist genauso ihre Patentante. Die Patentante. Die Auserwählte.« Ihr Ton war spöttisch, nicht bitter.
»Ja, super. Ich Glückspilz«, sagte Jo. »Aber ich habe stundenlang Bewerbungsgespräche geführt und bin gerade erst zur Tür herein.« Es stimmte. Als ihr Handy geklingelt hatte, war sie noch nicht einmal ganz aus dem Mantel geschlüpft. »Außerdem hat David dich gebeten. Ich werde ihn bestimmt nicht anrufen und sagen: ›Hey, ich bin die Auserwählte, deshalb sollte ich babysitten.‹«
»Aber ich habe jede Menge zu tun«, grummelte Lizzie. »Ich muss korrigieren, mich auf den morgigen Unterricht vorbereiten. Für Gerry Abendessen kochen. Und dann ist da noch meine Mutter.«
Jo stöhnte innerlich auf. »Du kannst korrigieren, wenn die Mädchen schlafen, so wie du es immer machst. Und deine Mutter wirst du heute Abend ja wohl nicht mehr besuchen, oder?« Das war etwas gemein, aber Jo war einfach genervt. Warum zickte Lizzie so herum? Normalerweise freute sie sich, wenn sie die Mädchen für sich allein hatte.
»Wirklich, Lizzie«, sagte sie, nahm ihr Handy in die andere Hand, schlängelte sich aus ihrem Trenchcoat und ließ ihn auf den Stuhl fallen. »Ich verstehe nicht, warum du so ein Theater machst. Ich habe keine Zeit. Mona geht mit David zum Essen. Wenn es dir wirklich nicht in den Kram passt, warum hast du das David dann nicht gesagt?«
Schweigen.
»Ich weiß, du hast mit dem Neinsagen deine Probleme, aber Herrgott, wir
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