Die besten Freunde meines Lebens - Roman
zurückgelassen, zusammen mit den Trümmern ihrer Ehe. Wie zuvor Greg war es auch Neil gelungen, klammheimlich ihren Schutzwall zu durchdringen. Es gab die Theorie, dass die Hormone, wenn man in festen Händen war, das Signal »nicht zu haben« aussendeten. Doch die Theorie verriet nicht, was du tun sollst, wenn deine Hor mone »in festen Händen« aussenden, aber die Person, in deren Hände du dich begeben hast, dich nicht mehr haben will.
Es war wie ein körperloser Schwebezustand. Selbst jetzt noch gellten Jos Worte in ihrem Kopf. Wie hieß er noch mal? Ich hab’s! Neil! … in Begleitung seiner Freundin … junges Ding … knallenges Kostüm, große Titten und blonde Mähne … sei froh, dass du ihn los bist .
Wäre sie das doch nur.
Der Aufruhr in ihrem Inneren war erst nach Stunden abgeklungen. Instinktiv hatte sie sofort gewusst, dass es die Wahrheit war. Sie hätte sich selbst betrügen und sich einreden können, es sei eine Verwechslung, doch sobald die Worte aus Jos Mund kamen, fügten sich alle Details der letz ten Monate zu einem Gesamtbild zusammen. Neil war nie leicht verfügbar gewesen, doch in letzter Zeit hatte er sich eindeutig rargemacht. Selbst seine Anrufe waren seltener geworden. Jede Mittwochmittagspause war nach demselben Schema abgelaufen. Oder nicht einmal das. Wenn er sie mit seiner Anwesenheit beehrte, war er zerstreut. Und sie wurde zunehmend bedürftig.
Mona hasste bedürftige Frauen. Hasste die Vorstellung, sie könnte auch eine werden. Hasste den Klang ihrer Stimme, wenn sie Neil fragte, wo er gewesen sei oder wann sie ihn wiedersehen würde. Sie hatte kein Problem mit der Rolle der Geliebten. Neil war verheiratet. Er hatte nie ein Hehl daraus gemacht. Doch das war etwas anderes. Neil betrog sie.
Und dann war da David. So gar nicht ihr Typ, wenn Mona ehrlich war. Nicht so sagenhaft muskulös gebaut wie Greg. Nicht sexy auf diese leicht abgründige Art wie Neil, der nicht nur aussah, als würde er Handschellen in seinem Aktenkoffer mitführen, sondern diese auch gerne mal benutzte.
Mona zupfte am Etikett der Bierflasche und beobachtete, wie der Kellner beflissen auf die Bestellung wartete und David angelegentlich die Speisekarte studierte, die er sicher auswendig kannte. Er war nett. Und durchaus attraktiv auf diese jungenhaft weiche, zerzauste englische Art. Es war ihm aufgefallen, dass sie sich Mühe gegeben hatte, und wenn sie sich nicht täuschte, hatte er sich ebenfalls für sie herausgeputzt. Zu beidem hatte Neil sich in letzter Zeit nicht mehr aufgerafft. Vielleicht, dachte Mona, hatte Nicci doch Weitsicht bewiesen.
»Du magst Currys eigentlich nicht, stimmt’s?«, fragte David, nachdem sie ihr Chana saag so lange auf dem Teller herumgeschoben hatte, bis er es nicht mehr aushielt.
»Doch«, protestierte Mona. »Ich bin nur kein großer Fan von Chili. Und einmal Vegetarier ist immer Vegetarier.«
»Aber ich habe dich Fleisch essen sehen.«
Fragend zog Mona die Brauen hoch. »Wohl kaum.«
»Natürlich. Unzählige Male. All diese Sonntags-, Oster-, Weihnachtsbraten … Ich weiß, dass du kein Lamm oder Rind isst, aber Truthahn hast du gegessen.«
Mona lächelte und legte die Hand auf seine. Er versuchte, sein Unbehagen nicht zu zeigen, doch so schnell, wie sie ihre Hand wieder zurückzog, schien sie es gemerkt zu haben. »David, ich habe bei euch nie Truthahn gegessen. Immer nur das Gemüse.«
»Oh.« Er blickte auf sein halb gegessenes Curry und schob den Teller von sich. Heute Abend schmeckte es nicht wie das beste Jalfrezi südlich von Watford.
»Und die ganzen Take-aways, die wir gegessen haben?«
Mona zuckte die Achseln und schenkte sich den Rest ihres Biers ein. »Ich hatte meistens Gemüse-Biryani.«
»Biryani!«, schnaubte David verächtlich.
»Okay, du Curry-Snob«, sagte Mona lachend. »Der Punkt geht an dich.«
»Du hättest etwas sagen sollen. Wir hätten auch zum Italiener oder Chinesen gehen können.«
»Hier ist es wunderbar, ehrlich.« Sie holte tief Luft. »Und wie du neulich meintest, es ist nett, mal etwas ohne die ganze Truppe zu unternehmen.«
»Ja, das ist nett.« Jetzt war es an David, tief Luft zu holen. »Was diese Sache betrifft …«
»Schon okay«, unterbrach ihn Mona. »Wir müssen nicht …«
»Müssen was nicht?«
»Über gewisse Themen sprechen.«
David fummelte an seiner Serviette. »Ich finde schon«, erwiderte er. »Wir müssen darüber reden, die Atmosphäre reinigen. Wir wollen doch weiterhin Freunde bleiben.
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