Die besten Freunde meines Lebens - Roman
Schon allein wegen Charlie und Harrie. Und Dan. Aber so sehr ich Niccis Letzten Willen auch respektiere …«
»Versuchst du mir gerade beizubringen, dass du nicht auf mich stehst, David?«
Bier spritzte über die weiße Tischdecke. »Nein, nein!« David errötete. »Daran liegt es nicht.«
»Ach, David, du mit deiner britischen Höflichkeit«, lachte Mona. »Die Panik steht dir doch ins Gesicht geschrieben. Du bist ein guter Typ, den seine bekloppte Frau in eine unmögliche Lage gebracht hat. Du nimmst es mir doch nicht übel, wenn ich sie so nenne?«
David schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich hatte er im Moment noch ganz andere Adjektive für Nicci in petto, dachte Mona schmunzelnd.
Da er nichts sagte, ergriff sie erneut das Wort. »David, ich bin nicht dumm. Ich weiß, dass du Nicci nach wie vor liebst. Wie sollte das auch anders sein? Ihr wart fünfzehn Jahre zusammen. Und ein Teil von dir wird Nicci immer lieben. Und genau deshalb bist du jetzt hier. Weil du sie liebst. Deshalb sind wir beide hier. Aber selbst Nicci mit ihrem starken Willen kann einen Mann nicht dazu bringen, eine Frau zu begehren, die er nicht haben will.«
Er wollte etwas einwenden, doch Mona schüttelte den Kopf. »Da ist noch etwas. Ich hoffe, du bist mir nicht böse, wenn ich das sage. Ich mag dich. Sehr sogar. Als Ehemann einer meiner besten Freundinnen. Aber möchte ich mit dir ins Bett gehen?«
Den Kopf zur Seite geneigt, sann Mona über die Frage nach.
»Nein, möchte ich nicht. Selbst wenn wir uns, Nicci zuliebe, bemühen würden, es würde nicht funktionieren. Weil es zwischen uns einfach nicht funkt.«
Nachdem diese Sache geklärt war, hatten sie sich für zwei Menschen, die einander so lange kannten, überraschend wenig zu sagen gehabt, überlegte David auf dem Heimweg. Der Rest des Abends war mit Small Talk dahingetröpfelt. Sie hatten sich hauptsächlich über ihre Kinder und über den Job unterhalten, ohne dabei jedoch in die Tiefe zu gehen.
Vielleicht lag es an seiner Nervosität. Oder an der erzwungenen Situation. Oder einfach nur daran, dass sich ihre Wege, wäre Nicci nicht gewesen, niemals gekreuzt hätten. Sie wären niemals Freunde geworden. Sie hatten weder den selben Musikgeschmack (Mona mochte Sheryl Crow) noch dieselben Interessen (Mona liebte Yoga, er hingegen interessierte sich für Literatur, Filme und Musik) noch dieselben Vorlieben für eine bestimmte Küche (wie könnte er mit einer Frau zusammen sein, die kein Curry mochte?).
Sie konnten beide einen guten Pinot von einem schlechten unterscheiden und stundenlang über ihre Kinder reden, aber das war es auch schon. Warum also war Nicci auf den irrwitzigen Gedanken gekommen, sie könnten ein Paar werden?
Nicci hatte einmal gesagt, Mona sei gut im Bett, was immer das heißen mochte. Irgendwie wusste David, dass er mit ihr nicht gut im Bett sein würde, ganz gleich, wie erfahren und freizügig Mona auch sein mochte.
Gleichwohl rechnete er es ihr hoch an, wie souverän und verständnisvoll sie die Situation gemeistert hatte. Er hatte nicht erwartet, dass Mona scharf auf ihn war. Doch nachdem deutlich geworden war, dass er kein sexuelles Interesse an ihr hatte, hatte sie sich ebenfalls elegant aus der Schlinge gezogen und dafür gesorgt, dass sie beide ihr Gesicht wahren konnten.
Als er die Tür aufsperrte, ging in der Diele das Licht an, und gleich darauf tauchte Lizzie auf, mit einem Arm einen Stapel Hefte an die Brust haltend, mit dem anderen in ihre Jacke schlüpfend.
»So früh zurück?«, sagte sie und schlang sich ihre Tasche über die Schulter. »Ich habe dich erst in einer Stunde oder so erwartet.« Dennoch war sie zum Gehen bereit, so als warte schon die nächste Unterrichtsstunde auf sie.
»Unter der Woche ist zehn Uhr nicht zu früh«, erwiderte David leichthin. »Wir müssen morgen beide arbeiten.«
»Daaaddy«, ertönte ein Jammern von oben.
»Oh, tut mir leid«, sagte Lizzie. »Ich dachte, sie würden endlich schlafen. Sie waren beide ein wenig überdreht. Sobald die eine eingeschlafen war, wollte die andere wieder aufstehen, worauf die eine wieder wach wurde und so weiter. Aber das bist du ja wahrscheinlich gewöhnt.«
»Eigentlich nicht«, sagte David. »Gut, sie hatten Schwierigkeiten beim Einschlafen, nachdem Nicci … Aber inzwischen klappt das ganz gut. Vor allem, wenn du da bist. Ich werde mal nach dem Rechten sehen.«
»Daaaddy!«
David warf sein Jackett über das Geländer und eilte, zwei Stufen auf einmal nehmend, nach
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