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Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Titel: Die besten Freunde meines Lebens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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sein: anstrengend, aufregend, überwältigend.
    Nicci bemühte sich, ihre Gedanken nicht zu der Quelle des Schmerzes abdriften zu lassen, dennoch strebten sie unaufhaltsam darauf zu.
    Sie würde alles für Charlie und Harrie tun. Alles. Sie würde sogar für sie töten. Das hatte sie von dem Moment an gewusst, als man ihr nach dem Kaiserschnitt die beiden kleinen Bündel mit den zerknautschten Gesichtern in die Arme legte. Nichts und niemand würde jemals zwischen sie und ihre Töchter kommen. Nicht einmal David, obwohl sie bisher gedacht hatte, ihre Liebe zu ihm könne durch nichts übertroffen wer den.
    Also warum?
    Hör auf, ermahnte sie sich, während sie wie aus weiter Ferne die Stimme des Pfarrers und die ihrer Freundinnen hörte, die nacheinander gelobten, Niccis Babys zu beschützen.
    Warum?
    Wie hatte ihre Mutter das fertiggebracht? Wie hatte sie ihre eigene Tochter für einen Mann verlassen können?
    In den vergangenen neun Monaten hatte sie sich diese Frage häufig gestellt. Als sie entdeckte, dass sie schwanger war. Und man ihnen mitteilte, es seien Zwillinge. Jedes Mal, wenn sie Strampler kaufte. Wenn sie Windeln wechselte. Wenn sie nicht weiterwusste und einen Rat benötigt hätte oder Angst hatte, sie könnte dies alles nicht bewältigen. Immer dann hatte sich Nicci nach ihrer Mutter gesehnt.
    Nach der Mutter, die ihr über das Haar strich, die beruhigend sagte, dass alle Mütter anfangs Probleme beim Stillen und alle Mütter diese Ängste hätten.
    Die ihr erklärte, es werde alles gut gehen: weil eine schlechte Mutter in den Webster-Genen nicht vorkäme.
    Davids Mutter war unglaublich lieb gewesen und hätte noch mehr für Nicci getan, wenn sie es zugelassen hätte. Doch das war nicht dasselbe.
    »Nic«, flüsterte David neben ihr. »Alles in Ordnung?«
    Schlagartig kehrte Nicci in die Gegenwart zurück, und ihre Um gebung gewann wieder an Kontur. Jo und Lizzie wirkten besorgt, und Monas Mund war unter der großen Sonnenbrille zu einem Strich zusammengepresst.
    »Gibt es ein Problem, Mrs. Morrison?«, fragte der Pfarrer, die Hand über das Taufbecken haltend.
    Nicci zwang sich zu einem Lächeln, schüttelte den Kopf und drückte erst dem Baby in ihrem Arm einen Kuss auf das Köpfchen und danach dem schlafenden Baby in Davids Arm.
    Ihre Babys durften das, was sie erlebt hatte, nie erleben. Das schwor sie sich. Und wenn es das Letzte wäre, was sie jemals tun würde, sie würde um jeden Preis dafür sorgen, dass ihre Töchter immer genügend Menschen um sich hatten, die sie liebten und beschützten.

44. Kapitel
    »Ist wirklich alles in Ordnung?« Jo beobachtete, wie David nervös durch die Küche streifte und immer wieder stehen blieb, um in den Garten hinauszuspähen. Wonach hielt er Ausschau? Gab es da unten etwas Besonderes zu sehen? Neu gierig stellte Jo sich neben ihn, doch sie fand beim besten Willen nicht heraus, was am Garten so interessant sein sollte.
    Es war innerhalb von zehn Tagen das zweite Mal, dass sie David besuchte, und schon wieder schien er etwas neben sich zu stehen. So unruhig und abwesend war er nur in der Zeit vor Niccis Tod gewesen, jenen qualvollen Monaten, als er schweigend neben Nicci saß und mit ansehen musste, wie sie unter einer weiteren Chemotherapie litt, an deren Wirkung insgeheim niemand mehr glaubte.
    Vielleicht hatte sie ihm zu viel zugemutet, als sie ihn bat, die Mädchen bei ihr übernachten zu lassen, überlegte Jo. Vielleicht war das noch viel zu früh.
    »Wenn du Bammel davor hast«, begann sie vorsichtig, »können wir das mit dem Übernachten auch verschieben.«
    »Zum letzten Mal«, fuhr David sie an, »ich habe keinen …«
    Instinktiv trat Jo einen Schritt zurück.
    »Entschuldige«, rief er zerknirscht und hob die Hände, »damit hat es nichts zu tun, ehrlich. Ich hatte eine üble Woche, das ist alles. Ich sollte meine miese Laune nicht an dir auslassen. Schau, wenn ich sage, dass Charlie und Harrie bei dir übernachten dürfen, dann meine ich es auch so. Außerdem freuen sie sich schon seit Wochen darauf. Wenn ich jetzt einen Rückzieher machen würde, gäbe es einen Zwergenaufstand. Ihre Schweinchen-Peppa-Koffer sind seit gestern früh gepackt.«
    Jo lächelte. Das hatte sie sich schon gedacht, als sie die bei den startklar am Fuß der Stufen gesehen hatte. Zwei kleine rosafarbene Koffer, zwei rosafarbene Rucksäcke. Und ein blauer Stoffbeutel, vermutlich von David gepackt, der nützliche Sachen wie Zahnbürsten und Pyjamas enthielt. Die beiden waren

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