Die besten Freunde meines Lebens - Roman
genauso wie ihre Mutter. Kleine Diven, die für eine einzige Übernachtung ihr halbes Zimmer mitschleppten.
»Mach dir um mich keine Sorgen, falls das deine Bedenken sein sollten«, sagte David und strich ihr im Vorbeigehen über den Arm. »Ich habe Unmengen an Arbeit. Ein neuer Bankenkomplex. Selbst wenn ich drei Tage durcharbeiten würde, wäre ich noch nicht einmal annähernd zum Kern der Sache vorgedrungen.«
Irgendwie glaubte Jo ihm nicht.
»Wie geht es Lizzie?«, fragte David beiläufig, als sie Harrie und Charlie in den Kindersitzen festschnallten, die er Jo für den Ausflug geliehen hatte.
Jo zuckte die Achseln. »Nicht besonders, soweit ich weiß. Wir sehen uns zurzeit nur selten. Letztes Wochenende ist sie auf dem Rückweg von ihrer Mutter kurz auf einen Kaffee bei mir vorbeigekommen. Sie war ziemlich fahrig und nervös, aber wer wäre das nicht, wenn die eigene Mutter im Sterben liegt? Wieso fragst du?«
»Nur so«, erwiderte David. »Sie war schon länger nicht mehr hier, deshalb habe ich mich gefragt, ob es ihr gut geht.«
»Sie war nicht im Garten?«, rief Jo überrascht. »Ko misch. Ich dachte, wenigstens du würdest sie hin und wieder sehen.«
David schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich hat sie keine Zeit. Schließlich fährt sie jeden Tag ins Pflegeheim.«
»Aber sie liebt diesen Garten. Ich war überzeugt, sie würde sich zumindest dafür die Zeit nehmen.« Jo lachte. »Wer hätte gedacht, dass ich das irgendwann über Lizzie sagen würde.«
Und wer hätte gedacht, fügte sie im Stillen hinzu, dass sich unser aller Leben in diesem Jahr so einschneidend verändern würde. Sie blickte zu ihrem Wagen hinüber, in dem die beiden Kinder erwartungsvoll herumstrampelten.
»Wir haben inzwischen Herbst«, sagte David. »Da ist im Garten nicht so viel zu tun.«
David ging zu Jos Golf und gab seinen Töchtern einen Kuss auf den Scheitel. »Viel Spaß, ihr kleinen Monster. Seid schön brav. Ich hab euch lieb.« Dann drehte er sich zu Jo um und küsste sie auf die Wange. »Lizzie hat gewiss andere Sorgen als ein paar abgestorbene Stangenbohnen.«
Als Jo die Haustür aufsperrte und die Mädchen hineinscheuchte, empfing sie in der Diele der unverkennbare Geruch nach Pizza. Si und die Jungs waren in der Küche, und im Wohnzimmer lief der Videofilm Toy Story 2 .
»Da sind ja meine Hübschen!«, rief Si, klemmte sich unter jeden Arm ein Mädchen und wirbelte sie im Kreis herum, bis sie kreischten.
»Nicht so wild, Si«, sagte Jo. »Sonst müssen sie kotzen.«
»Kotzen!«, schrie Charlie.
»Jo-o.« Tom verdrehte die Augen, wie er es bei Si gesehen hatte, wenn Jo aus Versehen Wörter benutzte, die seine Söhne besser nicht benutzen sollten. »Pass auf, was du sagst.«
»Okay, Boss.« Liebevoll zauste Jo ihrem älteren Stiefsohn durch das Haar. Mit seinen zehn Jahren benahm er sich manchmal wie ein Alter.
»Was treibt ihr denn da?«, fragte sie unnötigerweise, da die leeren Tiefkühlpizzaschachteln und die zerknüllten Papiertüten auf dem Boden ein sicheres Anzeichen dafür waren, dass Si »kochte«.
»Wir kochen Mittagessen«, erwiderte Si. »Als du weg warst, sind wir in den Supermarkt geflitzt. Und Sam hat heute Pizzagesicht-Dienst, was, mein Junge?«
»Ja«, rief Sam stolz. »Gurkenaugen, Tomatenmünder und Nasen aus roten Paprikaschoten. Wir haben extra eine große Tomate gekauft, damit ich noch Zähne machen kann.«
Pizzagesichter waren eine von Sis zahlreichen Erfindungen, um den Jungen Gemüse unterzujubeln. Er machte das, seit Jo ihn kannte. Es berührte sie, dass er das nun, ohne sie zu fragen, auch für Charlie und Harrie auf den Speiseplan gesetzt hatte. Zumal Jo vor lauter Sorge, ob sie David nicht zu viel zumutete, gar nicht an das Mittagessen gedacht hatte, geschweige denn daran, etwas einzukaufen.
Sie stellte sich hinter Si, schlang die Arme um seine Mitte und küsste ihn in den Nacken. »Danke«, flüsterte sie.
Die Pizzagesichter wurden mit Begeisterung verdrückt, verloren jedoch signifikant an Bedeutung angesichts der rosafarbenen Eiscreme, die Si, Tom und Sam mithilfe eines Eisportionierers in den jeweiligen Schüsselchen zu Schweineschnauzen formten.
»Das ist Schweinchen Peppa!«, quietschten die Mädchen, um ihre Comic-Freundin sofort erbarmungslos zu ver schlingen.
»Ich wusste gar nicht, dass wir einen Eisportionierer haben«, murmelte Jo, als sie das Chaos auf der Arbeitsfläche beseitigte. Si füllte den Geschirrspüler, während Tom und Sam die Mädchen zum
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