Die besten Freunde meines Lebens - Roman
hinweg sein, du wirst schon sehen.«
»Das hat nichts damit zu tun«, erwiderte Lizzie ruhig. »Ich verlasse dich.« Und sie wusste mit absoluter Klarheit, dass dies die Wahrheit war.
Ungläubig starrte Gerry sie an, als sähe er sie zum ersten Mal. »Ah, verstehe«, stieß er hervor. Seine Augen waren plötzlich blutunterlaufen, und seine Lippen zogen sich wie Lefzen zurück. »Du hast etwas Geld geerbt, und jetzt bin ich überflüssig, was? Du hast nun das Geld deiner Mutter und brauchst mich nicht mehr als Geldschei ßer, ja?«
Geldscheißer? Spring nicht darauf an, mahnte sich Lizzie. Er steht unter Schock. Lass ihn sagen, was er zu sagen hat. Bring es einfach hinter dich.
»Du missverstehst das«, sagte sie. Sie stand in der Wohnzimmertür, bereit zurückzuweichen, falls er irgendwelche Dummheiten machen sollte. Wiewohl sie das nicht glaubte. Gerry war kein gewalttätiger Mann, sie liebte ihn nur nicht mehr. Falls sie ihn jemals geliebt hatte.
Der Gedanke rollte wie eine Welle heran, die sich langsam auftürmte, um dann über ihr zu brechen. Ihre Mutter war diejenige gewesen, die gemeint hatte, Gerry sei das Beste, was Lizzie jemals widerfahren war. Und ihre Schwester war derselben Meinung. Sie liebten seinen Ehrgeiz, sein Durchsetzungsvermögen, sein Selbstbewusstsein und all die materiellen Dinge, die damit einhergingen. Auch Lizzie war davon zu Anfang fasziniert gewesen. Und als die Zweifel eingesetzt hatten – vor viel längerer Zeit, als Lizzie es sich einzugestehen wagte –, hatte sie diese beiseitegeschoben, um der Liste ihrer Fehler nicht auch noch ihre Ehe hinzufügen zu müssen.
»Wie du weißt, ist wegen der hohen Kosten für das Pflegeheim nicht mehr viel Geld übrig.«
»Ach, erzähl mir nichts vom Pferd, Liz. Sehe ich aus, als wäre ich gerade erst dem Kral entsprungen?«
Lizzie zuckte zusammen. »Das ist rassistisch.«
»Komm du mir bloß nicht moralisch«, zischte er. »Ich bin es nicht, der sich aus acht Jahren Ehe verabschiedet. Wer ist er? Los, sag schon, ich bin kein Idiot. Ich weiß, dass es einen anderen geben muss.«
»Es gibt keinen«, erwiderte Lizzie.
Ihre Stimme war klar und fest, weil es die Wahrheit war. Sie verließ Gerry nicht wegen David. David wusste gar nichts davon. Genauso wenig wie Mona oder Jo. Lizzie war sich nicht einmal sicher, ob sie es irgendeinem von ihnen erzählen würde. Vielleicht später, aber nicht sofort. Am liebsten würde sie alle und alles hinter sich zurücklassen und weggehen, ohne sich noch einmal umzublicken.
»Ich verlasse dich nicht wegen eines anderen Mannes, Gerry. Und es tut mir leid, ganz ehrlich. Die einzige Person, wegen der ich dich verlasse, bin ich.«
Seiner Miene war zu entnehmen, dass dies für ihn noch schlimmer war. Hätte sie ihn wegen eines anderen Mannes verlassen, könnte er es verstehen, dagegen wettern. Aber einfach so verlassen zu werden …
»Das glaube ich dir nicht«, stieß er schließlich hervor. »Du hast einen anderen. Da gehe ich jede Wette ein. Du glaubst wohl, du könntest mehr aus mir herausschlagen, wenn du auf Unschuldslamm machst. Aber wenn du denkst, du könntest irgendetwas aus diesem Haus mitnehmen, dann hast du dich getäuscht. Von mir kriegst du keinen einzigen Penny.«
Lizzie warf einen Blick durch das Wohnzimmer: Gerrys Lieblingszimmer in dem Haus, das Gerry ausgesucht hatte. Ein riesiger Flachbildschirm-Fernseher, ein Blu-ray-Videogerät, Surround-Lautsprecher, die größte Bose-iPod-Anlage, die erhältlich war, zwei cremefarbene Sofas ohne jedes Kissen.
Gerrys Haus.
Auf dem Beistelltisch mit Rauchglasplatte in der hinteren Ecke befanden sich ein Stapel halb gelesener Taschenbücher, zwei Gartenbücher und eine Obstschale mit vier Mandarinen. Unter den Mandarinen lagen ein rotes Gummiband und ein Knopf. Lizzie wusste das, weil sie beides dorthin gelegt hatte.
Drei Jahre hatte sie in diesem Haus gewohnt, und im Wohnzimmer, dem Lebensmittelpunkt, waren diese wenigen Dinge der einzige Hinweis auf ihre Präsenz.
»Keine Bange«, sagte sie, während sie sich umdrehte und auf die Treppe zuging. »Hier gibt es nichts, was ich mitnehmen möchte.«
46. Kapitel
Es gab einen Bahnstreik. Und Bauarbeiten. Im Grunde war das nur gut, überlegte Lizzie hinterher, denn einfach in den nächsten Zug zu steigen war nicht unbedingt einer ihrer klügsten Einfälle gewesen. Sie hätte natürlich auch mit ihrem Renault irgendwohin fahren können, doch der Tank war so gut wie leer gewesen. Zu guter Letzt waren
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