Die besten Freunde meines Lebens - Roman
Versuchen wird, sie umzustimmen?«
»Keine Ahnung. Aber wie es sich anhört, ist sein Ego ziemlich verletzt.«
»Kein Wunder«, sagte Mona. »Sicher, er ist ein Idiot, aber auf seine Weise hat er sie geliebt.«
»Hat«, murmelte Jo.
Mona ignorierte den Einwurf. »Vielleicht wird er Si anrufen.«
»Na, da wünsche ich ihm viel Glück. Si kann ihn genauso wenig ausstehen. Er hat sich mit ihm nur abgegeben, weil er nun mal Lizzies Mann ist.«
»Echt?« Mona schwieg einen Moment. »Das ist mir nie aufgefallen.«
»Weil Si ein höflicher Mensch ist.«
Jo hörte, wie am anderen Ende der Leitung eine Tür aufging und jemand etwas fragte. Mona legte die Hand über den Hörer, sodass ihre Stimme gedämpft wurde, doch sie klang kompetent und energisch.
»Was ist mit der Beisetzung?«, fragte Mona, als sie wieder in der Leitung war.
»Die findet am Dienstagnachmittag statt.«
»O Gott. Jetzt blicke ich gar nicht mehr durch. Erstens, sie verlässt Gerry, was niemand kommen sah. Zweitens, sie verlässt ihn zwei Tage vor der Bestattungsfeier für ihre Mum. Drittens, sie lädt uns nicht dazu ein. Was ist da los, Jo? Wir reden hier über Lizzie. Sie schafft das nicht ohne uns. Wir sind ihre Familie. Sie braucht uns.«
»Nachdem sie Gerry verlassen hatte, ist sie zum Bahnhof gefahren.«
»Was?«
»Sie wollte in irgendeinen Zug steigen. Und ich glaube nicht, dass sie ein bestimmtes Ziel vor Augen hatte. Zum Glück hatte sie den Bahnstreik vergessen. Und als ich sie fragte, warum sie uns um Himmels willen nicht zu der Bestattungsfeier eingeladen hat, meinte sie, sie wolle niemandem zwei Beisetzungen in einem Jahr zumuten.«
»Hm«, erwiderte Mona. »Ich bin tatsächlich nicht scharf darauf, in diesem Jahr noch einmal den Fuß in eine Kirche zu setzen. Oder im nächsten. Die Hölle ist mir sowieso sicher.«
»Lass das Geblödel, Mo.«
»Gut, gut.«
»Ich mache mir Sorgen um Lizzie.« Jo senkte die Stimme, da im oberen Stockwerk eine Tür aufging. »Erst die Sache mit Nicci, dann der Tod ihrer Mum, diese ganzen Probleme mit Gerry … Ich weiß nicht … Irgendwie habe ich den Verdacht, dass Lizzie eine Art Nervenzusammenbruch hat.«
47. Kapitel
Der Dezember war normalerweise Davids Lieblingsmonat, dicht gefolgt von November. Nicci war verrückt gewesen nach Weihnachten und hatte ihn mit ihrer Begeisterung angesteckt. Sobald Anfang November der letzte Funke des Guy-Fawkes-Feuerwerks am Himmel erloschen war, bestand das Leben nur noch aus Kaminfeuer, langen Spaziergängen, Glühwein, Lichterketten, Feiern und Geschenken.
Es musste immer ein richtiger Weihnachtsbaum sein – eine zwei Meter fünfzig hohe Norwegische Tanne –, und wäre es nach Nicci gegangen, hätte sie den Baum sofort nach dem Feuerwerk geschmückt.
Im Dachboden stapelten sich Kisten mit Weihnachtsschmuck. Seit ihrem ersten gemeinsamen Weihnachtsfest hatte Nicci ihre Sammlung mit jedem Jahr erweitert. Eine knallbunte indische Kugel, eine Schneeflocke aus Porzellan, tränenförmige Kugeln aus Muranoglas, schwarze Glaskugeln von Heals, eine russische Nikolauspuppe. Ein Chaos aus Farben, Holz und Flitter, alt und modern, billig und teuer. Ihr Baum sah immer so aus, als hätte ihn eine Fünfjährige dekoriert und nicht eine Frau, die für ihre Stilsicherheit bekannt war.
So radikal stilbewusst Nicci auch war, an Weihnachten warf sie ihren Geschmack über Bord und badete in Kitsch. Inzwischen verstand David, was Nicci angetrieben hatte. Sie hatte sich ihr eigenes Weihnachten schaffen wollen, in dem sämtliche Kindheitsträume Wirklichkeit wurden.
Sogar letztes Jahr, als deutlich wurde, dass der Krebs – im Gegensatz zu ihnen allen – nicht bereit war, sich Niccis Willen zu beugen, hatte sie sich in die Weihnachtsvorbereitungen geworfen. Besser gesagt, sie hatte David hineingeworfen. Hatte ihn vom Bett aus mit Anweisungen bombardiert und ihrer beider Kreditkarten bis zum Maximum belastet. Das Festessen, die Geschenke für alle – einschließlich ihrer Geschenke von ihm – hatte sie im Internet bestellt, das MacBook auf den aufgestützten Knien balancierend.
»Louboutins? Bist du sicher?«, hatte er gefragt, als sie ihm im Netz die Schuhe zeigte und demonstrativ auf ihren Wunschzettel setzte.
Ihre Stirn furchte sich, ein klares Anzeichen von Unmut. »Warum nicht?«, fragte sie herausfordernd. Sie wusste genau, dass er die Frage nicht beantworten würde. Außerdem würde es nicht das einzige Paar Schuhe sein, das unausgepackt in ihrem
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