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Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Titel: Die besten Freunde meines Lebens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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tatsächlich gesagt, natürlich erst, nachdem er die angemessenen Beileidsbekundungen von sich gegeben hatte. Es waren nicht seine ersten Worte gewesen, doch eindeutig das, was er dachte: Gott sei Dank.
    Gut, er hatte Lizzie etliche Wochen lang kaum zu Gesicht bekommen. Er selbst hatte sich freilich nicht überanstrengt. Nur zwei Mal hatte er den Fuß ins Pflegeheim gesetzt und beim zweiten Mal nur aus schlechtem Gewissen, weil er ihr den Hörer aufgeknallt hatte.
    Ja, in gewisser Weise hatte er recht. Was Lizzie empfand, war weder Schmerz noch Kummer, sondern Erleichterung. Neunzig Prozent Erleichterung und zehn Prozent Schuldgefühle. Doch sie brauchte, weiß Gott, keinen Ehemann, der immer wieder damit anfing.
    »Noch einen Kaffee?«, fragte Lizzie und stand auf. Normalerweise wäre sie an diesem Punkt der Unterhaltung, wenn ein Streit in der Luft lag, einfach gegangen. Nicht hinausgestürmt, sondern ganz ruhig gegangen. So machte sie es immer. Nicht zu Beginn ihrer Ehe – damals hatten sie nicht gestritten –, doch in jedem Fall, seit sie hier eingezogen waren. Es war beinahe schon eine Routine. Er lamentierte über irgendetwas, und sie sagte dann: »Ich gehe zu Nicci. Sehen wir uns dort nach dem Golf?« Und das war es. Auch nach Niccis Tod hatte Lizzie darauf zurückgegriffen. Aber damit war es nun vorbei. Seit jenem Abend war sie nicht mehr in Niccis Garten gewesen. Hatte David, trotz seiner vielen SMS , kein einziges Mal mehr gesehen. Sie musste sich von ihm fernhalten.
    »Nein, danke. Also, Liz, können wir reden?« Gerrys Miene war ernst. Er faltete die Zeitung zusammen und schob sie beiseite.
    Ergeben setzte sich Lizzie wieder hin.
    »Wir müssen über das Testament sprechen und darüber, wie es nun weitergehen soll.«
    »Nein, Gerry!«, fuhr Lizzie ihn an. »Meine Mutter ist noch keine Woche tot, da werde ich ganz sicher nicht über ihren Nachlass sprechen.«
    »Es geht nicht um den Nachlass«, sagte Gerry, sich zurücklehnend. »Es geht um uns.«
    »Um uns?«
    »Ja, ich habe nachgedacht. Wir reden doch schon seit Längerem über die Gründung einer Familie. Ich habe mit Michael und Lianne gesprochen …«
    Bei der Erwähnung von Gerrys Boss und dessen Frau sank Lizzies Stimmung noch mehr. »Über Familiengründung?«
    Gerry nickte. »Eine Familie erdet. Verleiht Stabilität. Und da du jetzt erbst, steht dem nichts mehr im Wege.« Seine Miene drückte eine Begeisterung aus, die er normalerweise für seinen Job reservierte.
    »Und weiter?«, fragte sie argwöhnisch.
    »Wir werden umziehen«, sagte Gerry. »Ich will ja nicht gemein sein, Liz, aber deine biologische Uhr tickt schon ganz schön laut. Seit einigen Jahren sind wir nicht mehr auf dein Gehalt angewiesen. Wir können uns auch ohne dieses Gehalt eine höhere Hypothek leisten.«
    Er griff über den Tisch hinweg nach ihren Händen und zog sie an die Lippen.
    »Lass uns ein größeres Haus suchen, Liz. Mit Platz für eine Familie. Das hast du doch immer gewollt. Du kannst das Geld deiner Mum hineinstecken, und den Rest übernehme ich. Dann kannst du deinen Job aufgeben und Kinder bekommen.«
    Ein schneidender Wind peitschte Lizzie das feuchte Haar ins Gesicht. Es nieselte nur, doch die Tropfen fühlten sich wie Nadelstiche an. Das Wetter war so ungemütlich, dass es die Kinder und deren Mütter, die sich an ihrem Coffee-to-go festhielten, verscheucht hatte. Jetzt war nur noch Lizzie auf dem Spielplatz. Die Kinder waren mit ihren Müttern nach Hause gegangen, saßen im Kreis von Freunden und Familie in behaglichen Küchen, die von fröhlichem Geplapper und dem Duft des Sonntagsbratens erfüllt waren. Genauso, wie die Sonntage bei Nicci gewesen waren.
    Nasses Laub gluckste unter ihren Sohlen, als Lizzie, an den Resten eines Lagerfeuers vorbei, zu den nun leeren Schaukeln ging. Sie wischte den Regen von einer roten Plastikschaukel, trocknete die Hand an ihrem Mantel ab und setzte sich darauf.
    Während der Nieselregen in die Pfütze vor ihren Füßen tröpfelte, begann Lizzie zu schaukeln. In ihrem Kopf hallten Gerrys Worte nach. Gib deinen Job auf  … bekomm Kinder  … das hast du dir immer gewünscht .
    Ich will meinen Beruf aber nicht aufgeben, hätte sie am liebsten geschrien. Ich will keine Kinder von dir.
    Doch stattdessen hatte sie gesagt: »Ich werde darüber nachdenken, Gerry. Gib mir etwas Zeit.« Das würde ihr ein paar Tage schenken. Zumindest bis nach der Beisetzung.
    Doch er hatte sie mit einer Mischung aus Ungeduld und Verärgerung

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