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Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Titel: Die besten Freunde meines Lebens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Bikerstiefel aus, ehe er ihr die hochhackigen Louboutins überstreifte, mit denen sie fast so groß sein würde wie er. Mit aller Kraft bemühte er sich, die Fassung zu wahren. Alles war richtig, alle waren da, alles war so, wie es sein sollte. Unter dem Baum stapelten sich turmhoch die Geschenke, Lichterketten blinkten, es duftete nach Glühwein, und im Herd brutzelte der Truthahn. Charlie und Harrie, die heute schon zum zweiten Mal umgezogen worden waren, zankten sich um identische Spielsachen oder hüpften von dem marokkanischen Ledersitzkissen in einen Berg aus Kissen und zerknülltem Geschenkpapier. Alles war so, wie Nicci es sich gewünscht hatte.
    Und gleichzeitig war alles ganz anders.
    Als er ihre Hand im Nacken spürte, riss er sich sofort wieder zusammen. Er richtete sich auf den Knien auf, sodass seine Wange an ihrer lag. Ihre nachgewachsenen Wimpern strichen über seine Wange. Ihrer beider Geheimzeichen. »Ich fühle mich gut, Liebster«, flüsterte sie. »Wirklich. Bitte lächle, sei froh. Für mich. Lass uns diesen Tag für unsere Babys so schön wie nur möglich machen. Ihr erstes richtiges Weihnachtsfest. Es soll ihnen in Erinnerung bleiben.«
    So tapfer. Er war unendlich stolz auf sie.
    Lächelnd küsste er sie auf die Wange, musste an sich halten, um dem Verlangen zu widerstehen, das Gesicht in ihrem stoppelig kurzen Haar zu vergraben und zu heulen.
    »Ich liebe dich«, wisperte er.
    »Ich weiß«, sagte sie. »Und ich liebe dich. Mehr als du dir überhaupt vorstellen kannst.«
    Fairytale of New York ging über in Slades Merry Xmas Everybody. »Zeit für ein Tänzchen, findest du nicht?«, fragte Nicci und stand mit wackeligen Beinen auf. David machte einen Schritt nach vorne, um sie festzuhalten, besann sich dann jedoch eines Besseren. Über Niccis Schulter hinweg sah er, wie Lizzie und Jo vielsagende Blicke wechselten. Mona fing seinen Blick auf und schüttelte kaum merklich den Kopf. Dan und Si spielten auf der Playstation und schienen die Welt um sich herum vergessen zu haben. Alle waren sich einig: Das war Niccis Tag.
    »Kommt her, meine Süßen«, rief sie, worauf Charlie und Harrie aus den Geschenkpapierbergen auftauchten, Gesichter und Haare voller Glitter. »Tanzt mit Mummy.«
    David zog sich in die Küche zurück, um die Szene von einem etwas sichereren Platz aus zu beobachten. Nicci, wie sie, in schwarze Leggings und einen weiten grauen Kaschmirpullover gekleidet, ihre Töchter bei den Händen ergriff. Ihre schon immer mageren Beine wirkten in den endlos hohen Absätzen noch dünner. Sie lachten, klatschten in die Hände, und hin und wieder huschte ein schmerzgequälter Ausdruck über Niccis Gesicht, der David schier das Herz zerriss. Er hätte alles gegeben, um ihr den Schmerz abzunehmen.
    Es war vollbracht. Ihre letzte Pflicht erfüllt. Nun konnte sie sich für eine Weile ausruhen.
    Durch ihre nachgewachsenen Wimpern hindurch, die sie so vermisst hatte, beobachtete Nicci ihre Freunde. Ihre Familie. So viel weniger glücklich, als sie es verdient hätten. Sie saßen zusammengesackt vor dem Fernseher, satt von dem Vier-Gänge-Menü, das sie in Wahrheit kaum angetastet hatten, und hatten einen Drink zu viel in den Händen.
    Die Mädchen waren unter Protest ins Bett gegangen, und David, Mona und Jo sahen sich auf Sky den neuesten Harry-Potter-Film an – zumindest taten sie so. Si blätterte durch ein Buch über Militärgeschichte, das ihm Nicci und David geschenkt hatten (auf einen Tipp von Jo hin), und Dan saß wie immer an seiner Playstation. Lizzie und Gerry waren bereits gegangen. Angeblich, um Gerrys Eltern zu besuchen. Nicci wusste nicht, was schlimmer war – dass sie gelogen hatten, um sich aus dem Staub machen zu können, oder dass Gerry, sollte es die Wahrheit sein, in seinem angetrunkenen Zustand noch zweihundert Meilen fahren wollte.
    Lizzie, Lizzie, Lizzie, dachte sie.
    Nicci sorgte sich um Lizzie mehr als um ihre anderen Freundinnen. Lizzie war so lieb, so schön, so viel freundlicher als sie selbst. Und so unglücklich. Wie hatte sie nur an Gerry geraten können, einen Mann, der glaubte, er sei das Beste, was einer Frau passieren könne, und der gar nicht sah, was für einen Schatz er in Lizzie gefunden hatte?
    Nahm er sie jemals in den Arm? Wahrscheinlich, wenn sie unter sich waren. Außerdem war Lizzie ein sehr diskreter Mensch. Dennoch fand Nicci es seltsam, dass sie in der Öffentlichkeit nie eine zärtliche Geste austauschten. Sie hatten sich nur bei ihrer Hochzeit

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