Die besten Freunde meines Lebens - Roman
sag jetzt nicht, das sei Niccis Verdienst gewesen. Es war einzig und allein deines. Ich benötige nur einen Bruchteil dessen, was ihr als Grün dungskapital für Capsule Wardrobe gebraucht habt. Ich habe etwas Startkapital, und wenn du bei diesen Finanztypen ein Wort für mich einlegst, würde ich rund um die Uhr schuften, um die Kredite abzubezahlen. Sieh es einfach als mein Weihnachtsgeschenk an.«
»Oh, in diesem Fall will ich mein Armband von Wright & Teague aber zurückhaben.«
Mona zog ihren Arm weg und wartete. »Und, machst du es?«
Alle Blicke waren auf Jo gerichtet, selbst die von Harrie und Charlie, obwohl die beiden bestimmt nicht verstanden, worum es ging. »Natürlich werde ich es machen«, sagte Jo schließlich. »Was sollte ich sonst mit meiner Zeit anfangen, nachdem bei Capsule Wardrobe die Personalfrage geklärt ist?«
Si drückte Jo die Hand.
Mona strahlte.
»Das finde ich total mutig, Mum«, sagte Dan voller Stolz.
Lizzie, Jo und Mona waren kaum fertig mit Abtrocknen, als Lizzie ihre Jacke anzog. »Willst du einen Spaziergang machen?«, fragte Mona. »Da komme ich mit. Ich muss die Bratkartoffeln abtrainieren.« Sie klopfte auf ihren flachen Bauch.
»Ähm, nein«, sagte Lizzie, Jos finsteren Blick ignorierend. »Ich möchte gehen. Ich bin müde, und irgendwie ist das alles so seltsam, ihr wisst schon, keine Nicci, kein …«
»Kein Gerry«, warf Jo ein. »Über dieses Thema sollten …«
»Nicht jetzt, Jo«, stöhnte Lizzie. »Ich bin echt müde.«
Die zwei Glas Glühwein, das Glas Champagner, die zwei Glas Chablis und die gehaltvolle Weinbrandbutter waren nicht ohne Wirkung auf Jo geblieben. »Ich bin auch müde, Lizzie.« Energisch faltete sie das feuchte Geschirrtuch zusammen. »Wir sind alle müde.«
»Verstehe«, sagte Lizzie an Jo gewandt. »Tut mir leid, dass ich euch derart zur Last falle. Ende des Jahres werde ich ausziehen. Das habe ich dir ja bereits angekündigt.«
»Lizzie!«, rief Mona. »Hör auf damit. Und du auch, Jo. Du weißt, Lizzie, dass Jo das nicht so gemeint hat.«
»Es ist mir egal, wie Jo irgendetwas meint«, entgegnete Lizzie aufgebracht und schlang ihre Jacke fest um sich. »Jedenfalls bin ich im Moment nicht dazu bereit, über dieses Thema zu sprechen. Ich kann es David nicht erzählen, und ich kann auch nicht so tun, als wäre nichts passiert.« Wütend funkelte sie Jo und Mona an, die einen verzweifelten Blick wechselten. »Mir reicht es. Lasst mich einfach in Ruhe.«
Als David das Zuknallen der Haustür hörte, blickte er von seinem Buch auf. »Ist Lizzie spazieren gegangen?«, fragte er Si, der sich mit Dan und den vier Kindern Chihiros Reise ins Zauberland anschaute.
»Hört sich ganz danach an.« Si stand auf. »Ich bin gleich zurück.«
An der Küchentür kam ihm Jo entgegen. Si drehte sie herum, dirigierte sie in die Küche zurück und machte nachdrücklich die Tür hinter ihnen zu. »Was, zum Teufel, ist jetzt schon wieder los?«, fragte er.
»Lizzie ist gegangen.«
»Auf einen Spaziergang?«
»Nein, gegangen«, sagte Jo. »Wir konnten sie nicht davon abhalten.«
»Herrgott noch mal!«, schimpfte Si. »Langsam habe ich die Schnauze voll! Ich weiß, es geht ihr miserabel. Ihre Mutter ist gestorben, was ja eigentlich eine Erleichterung ist, aber wahrscheinlich macht ihr das Schuldgefühle. Gerry verhält sich in Bezug auf die Scheidung wie ein Arschloch, was kaum eine Überraschung ist. Aber warum sollen wir, verdammt noch mal, die Scheidung vor David geheim halten? Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn.«
»Ich verstehe es auch nicht«, sagte Jo.
»Ich irgendwie schon«, bemerkte Mona. »Ich bin auch der Typ, der Geheimnisse hat.«
»Wir müssen es ihm sagen.« Sis Hand lag bereits auf der Türklinke.
»Nein!« Jo stellte sich zwischen Si und die Tür. »Das dürfen wir nicht. Wir haben es ihr versprochen. Es ist einzig Lizzies Angelegenheit, nicht unsere.«
»Si hat recht«, sagte Mona. »David muss es erfahren.«
»Das geht nicht«, rief Jo panisch.
»Macht, was ihr wollt. Ich werde es David erzählen«, sagte Si und verschränkte trotzig die Arme.
»Mir was erzählen?«
In dem Aufruhr hatte keiner gehört, wie David die Küchentür aufmachte. Sie traten zurück, um ihn hereinzulassen. David schloss leise die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen.
»Mir was erzählen?«, wiederholte er mit eisigem Ton. »Kommt schon. Ich habe es satt, dass man mir ständig etwas verschweigt und mich in meinem eigenen Haus wie einen Idioten
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