Die besten Freunde meines Lebens - Roman
behandelt. Was ist los?«
Verzweifelt blickte Jo zu Si hinüber. »Dann erzähl es ihm eben«, sagte sie. »Auf diese Weise breche zumindest ich mein Versprechen nicht.«
»Welches Versprechen?«, knurrte David zunehmend gereizt.
»Also …«, Si stockte. »Lizzie und Gerry haben sich getrennt. Das ist jetzt sechs, sieben Wochen her. Kurz nach dem Tod ihrer Mutter. Sie hat ihn verlassen. Er wollte mit Lizzies Erbe ein größeres Haus kaufen, und Lizzie sollte ihren Beruf aufgeben und Kinder kriegen. Und das wollte sie nicht, zumindest hat sie das so erzählt. Jo meint, dass noch mehr dahintersteckt.«
David wandte sich Jo zu.
»Es tut mir so leid«, murmelte sie. »Lizzie wohnt seit Mitte November bei uns, aber sie war strikt dagegen, dass du davon erfährst. Ich wollte sie überreden, es dir selbst zu erzählen. Sie hat ständig behauptet, sie werde es tun, aber bis jetzt …« Hilflos brach sie ab.
»Und deshalb erfährst du es jetzt von mir«, sagte Si. »Anfangs war es nur ein Verschweigen, doch inzwischen wächst es sich zu einer handfesten Lüge aus. Damit muss jetzt Schluss sein. Was immer passiert ist, Lizzie leidet. Und es geht um mehr als nur um das blöde Haus.«
»Ich schätze mal«, sagte Mona, an David gewandt, »du weißt, was noch dahinterstecken könnte.«
David war froh, dass er an der Tür lehnte, denn sonst hätte er sich jetzt hinsetzen müssen. »Ich würde gern mehr erfahren.« Sein Zorn war so schnell verraucht, wie er gekommen war.
»Ich dachte eher, wir könnten mehr von dir erfahren«, erwiderte Mona mit vor Neugier blitzenden Augen.
Ohne auf Monas Bemerkung einzugehen, fuhr David fort: »Ich meine das ganze Drum und Dran.«
Also erzählte Si ihm die ganze Geschichte noch einmal in allen Einzelheiten, während Jo Tee kochte und Mona sichtlich widerstrebend losging, um nach den Kindern zu sehen.
»Sie hat ihn vor sechs Wochen verlassen?«, wiederholte David.
Si nickte.
»Hast du irgendeine Ahnung, warum du das nicht erfahren solltest?«, fragte Jo.
»Nein«, erwiderte David.
Doch er kannte den Grund. Oder glaubte, ihn zu kennen. Was sollte es sonst sein? Aber durften die anderen erfahren, was an jenem Abend geschehen war? Lizzie war offensichtlich nicht der Meinung.
Sie hatte Gerry verlassen.
Im Moment war David zu durcheinander, um irgendetwas zu fühlen. Ihm war schlecht, obwohl er nicht einschätzen konnte, ob von Schuldgefühlen oder Euphorie oder weil er zu viel gegessen hatte. Einerseits schwebte er auf Wolken, anderseits war er zutiefst verunsichert. Hätte er sich beim Auseinanderreißen seines Knallbonbons etwas gewünscht, hätte er nie gewagt, sich dies zu wünschen. Höchstens, dass Lizzie wieder mit ihm redete, seine Anrufe entgegennahm, seine SMS beantwortete, ihn wie früher besuchte.
Er hätte sich gewünscht, dass sie wieder Freunde wären. Dass sie wieder in seinem Garten sitzen und sich mit ihm unterhalten würde. Lizzie war jetzt frei, aber sie ging ihm eindeutig aus dem Weg.
War es seine Schuld? Hatte er ihre Ehe zerstört, indem er ihre verletzliche Situation ausgenutzt hatte? Doch wenn Lizzie Gerry wegen dieser Sache verlassen hätte, hätte sie ihm das doch erzählt. Oder nicht?
Er räusperte sich. »Hat Lizzie einen Grund genannt, weshalb sie ihn verlassen hat? Warum sie ihn in Wahrheit verlassen hat, meine ich.«
Jo warf ihm einen seltsamen Blick zu.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie es getan hat, weil Gerry mit ihrem Erbe ein neues Haus kaufen wollte«, fuhr er bedächtig fort. »Zumindest nicht nur deshalb.«
»Sie hat gesagt, es habe nichts mit einem anderen Mann zu tun«, sagte Jo. »Es sei ein Schritt, den sie habe tun müssen. So in der Art hat sie es jedenfalls ausgedrückt.«
Das klang mehr nach Mona als nach Lizzie.
»David«, sagte Jo ernst, »weißt du denn, warum wir es dir nicht erzählen durften?«
Noch ehe er zu einer Antwort ansetzen konnte, ging die Küchentür auf. Mona kam herein und schloss die Tür hinter sich. »Ich habe Dan als Unterhalter engagiert. Er lässt Sam und Tom abwechselnd an seine Playstation, und er selbst spielt Pferdchen für Harrie und Charlie. Er hat sogar seine kostbaren Kopfhörer abgenommen. Später werde ich dafür bezahlen müssen, doch das ist es mir wert.«
Nachdenklich betrachtete David seine Freunde. Er war überglücklich, schuldbewusst, verwirrt. Wie Judas hatte er Nicci verraten, indem er mit Lizzie schlief, und jetzt würde er gleich Lizzie verraten, indem er den anderen davon
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