Die besten Freunde meines Lebens - Roman
verliebt?«, erwiderte Mona. »Lynda ist davon überzeugt.«
»Lynda? Was hat denn die damit zu tun?«
»Das versuche ich dir doch die ganze Zeit zu erzählen«, sagte Mona. »Als Lizzie das letzte Mal hier war, du weißt schon, als ihre Mutter ins Koma fiel, da meinte Lynda plötzlich aus heiterem Himmel: ›Eine sehr nette Frau. Meine Zustimmung hat sie.‹«
»Was?«
»Genau das. Schon komisch, dass eine Person, die Lizzie nur ein-, zweimal getroffen hat, mehr sieht als ihre besten Freundinnen.«
Nachdenklich nickte Jo. »Wahrscheinlich hat sie recht. Die beiden sind verliebt. David ganz bestimmt. Und Lizzie … In so einem Zustand habe ich sie noch nie erlebt. Aber ich glaube, sie hält sich wegen Nicci zurück. Und wegen dir.«
»Wegen mir?« Mona lachte. »Also diese Sorge kann ich ihr nehmen. Die beiden passen tausendmal besser zusammen als David und ich. Nicci war nicht dumm, sie muss das gewusst haben.« Nachdenklich hielt sie inne. »Versetz dich mal in Niccis Lage«, fuhr sie dann fort. »Lizzie hat Nicci vergöttert. Aber Lizzie war verheiratet – hätte sie Gerry verlassen, wenn es Niccis Letzter Wille gewesen wäre? Nein, nicht einmal Lizzie hätte das getan. Aber auf diese Weise … Jetzt ist Lizzie frei. Und sie hat sich aus eigenem Wunsch getrennt, wenn auch mit etwas Taktieren, indem Nicci sie in den Garten abkommandiert hatte. Wenn man sich das überlegt, so ist das ziemlich genial. Extrem manipulativ, aber genial.«
Jo konnte sich Monas Argumenten nur anschließen. »Also, was schlägst du vor?«
Mona grinste, zog an ihrer Zigarette und drückte sie aus. »Meinst du, wir können eine kleine Notlüge verantworten?«
50. Kapitel
Das Schloss an Davids Gartentür klemmte, da es monatelang nicht benutzt worden war. Das Holz war von Feuchtigkeit aufgequollen, die Scharniere verrostet, die ganze Tür von Efeu überwuchert.
Mit aller Kraft warf sich Lizzie dagegen und spürte, wie das Holz nachgab. Lizzie hatte zwar abgenommen, hätte aber gern noch ein paar Pfund mehr abgespeckt. Der Alkohol hatte ihre Diät zunichtegemacht. Seit sie bei Jo und Si eingezogen war, hatten sie jeden Abend zu dritt mindestens zwei Flaschen Wein geleert. An Weihnachten waren es sogar noch mehr gewesen. Lizzie glaubte fast zu hören, wie ihre Leber um Erbarmen flehte.
Neujahrsvorsatz Nummer 354: mit dem Trinken aufhören.
Oder wenigstens ein paar abstinente Abende in der Woche. Das würde ihr sicher leichter fallen, sobald sie Ende Januar in ihre eigene Wohnung gezogen war. Die Miete war so horrend, dass sie sich dann sowieso keinen Wein mehr leisten konnte.
Jo und Si waren wunderbare Gastgeber. Doch trotz ihrer Engelsgeduld war offensichtlich, dass sie es kaum erwarten konnten, ihr Haus wieder für sich allein zu haben. Und seit Weihnachten hatte Si eindeutig genug von dem ganzen Durcheinander. Lizzie nahm es ihm nicht übel. Sie sah selbst ein, dass sie sich unmöglich verhalten hatte. Doch was sollte sie tun, wenn sie mit David nicht unter einem Dach sein konnte, ohne das Verlangen zu haben, ihn zu berühren?
Inzwischen stand die Gartentür einen Spaltbreit auf. Ein letzter Ruck, und Lizzie war drinnen.
Davids Minivan parkte nicht vor dem Haus. Damit hatte Lizzie auch nicht gerechnet. Um ganz sicherzugehen, hatte sie ihren Renault trotzdem um die Ecke abgestellt. Dank Jo wusste sie, dass David die Mädchen über Neujahr zu seinen Eltern gebracht hatte und erst morgen zurückkommen würde. Also hatte Lizzie genügend Zeit, um am Garten etwas wiedergutzumachen. Und an Nicci, die Lizzie in jeder Beziehung verraten hatte.
Wenn sie diesmal den Garten verließ, würde es für immer sein. Sie würde die Schlüssel in den Briefkasten werfen, damit David sie nach seiner Rückkehr dort fand. David würde das verstehen. Und Nicci hoffentlich auch.
Die Silvesterfeier mit Jo, Si und dessen Kollegen Jools Holland war eine eher verkrampfte Veranstaltung gewesen, ganz anders als früher die wilden Silvesterpartys bei David und Nicci. Keine Küsse und Umarmungen, keine Geständnisse von unsterblicher Liebe, keine Schwüre, für immer zusammenzubleiben. Kein Rosé Champagner um Mitternacht, keine schlimmen Kater, die mit jedem Jahr übler wurden. Kein üppiges, von David zubereitetes Katerfrühstück.
Weihnachten war nicht minder verkorkst gewesen. Und wer war daran schuld? Einzig und allein sie selbst, Lizzie.
Der Garten war feucht, das Laub modrig schwarz verfärbt, der Rasen matschig unter Lizzies Gummistiefeln.
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