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Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Titel: Die besten Freunde meines Lebens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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aufwachen.
    »Verpiss dich«, stöhnte David laut.
    Konnte dieser Tag noch schlimmer werden? Die Mädchen hatten ewig lang zum Einschlafen gebraucht, hatten eine Geschichte nach der anderen verlangt und sich dann gemeinsam darüber beschwert, dass er die Stimmen nicht so nachmachte wie Mummy.
    Worauf es keine Antwort gab. Elterliches Versagen.
    David wusste, dass sie das nicht sagten, um ihn zu verletzen. Herrgott, sie waren noch nicht einmal drei Jahre alt. Und sie litten auch. Sie konnten nicht verstehen, warum Mummy nicht mehr da war. Dennoch hatte er sie auf den Rat der Kinderpsychologen hin, deren Konsultation ihm seine Mutter dringend ans Herz gelegt hatte (»Sie ist Expertin für trauernde Kinder, du nicht«), auf die Beerdigung mitgenommen. Und offen gestanden verstand er genauso wenig, warum Mummy nicht mehr da war.
    Die Glocke läutete erneut. Wer immer es war, er hatte nicht vor zu verschwinden. Es war ein Wunder, dass Charlie und Harrie noch nicht aufgewacht waren.
    »Na schön«, murmelte er, als er sich vom Küchentisch hochhievte. »Du hast gewonnen. Ich komme.«
    »Hören Sie, ich …«
    David riss die Tür auf, hielt dann mitten im Satz inne und reckte den Kopf, als würde er nach jemandem hinter Jo Ausschau halten. »Jo … Also mit dir habe ich nicht gerechnet.«
    Er schien nicht unbedingt erfreut zu sein, sie zu sehen.
    Aus dem Inneren des Hauses ertönte gedämpftes Gemurmel. Jemand war in der Küche. Jo spitzte die Ohren … Und im Wohnzimmer war auch jemand.
    »Entschuldige«, sagte sie. »Aber wir haben uns seit einer Woche oder so nicht mehr gesehen. Ich bin zufällig vorbeigekommen. Natürlich hätte ich vorher anrufen sollen, mich erkundigen, ob du Besuch hast.«
    »Besuch?«
    Wortlos schob sich Jo an ihm vorbei, um selbst nachzusehen. Die Wohnzimmertür stand offen und gab den Blick auf den Fernseher frei, in dem ein Dokumentarfilm lief. In der Küche gab irgendein Dichter im Radio gewichtige Worte von sich, und auf dem Esstisch dudelte leise Musik aus einem iPod.
    Die Küche sah schon wieder aus wie nach einem Bombenangriff. Inzwischen hatte auch eines der Lämpchen über der Spüle den Geist aufgegeben. Der Abwasch schien seit Tagen nicht gemacht worden zu sein. Und auf dem Fensterbrett standen vertrocknete Blumensträuße von den Verwandten, die David angeblich gar nicht kannte.
    »O Gott!« Jo drehte sich zu ihm um. Sie hätte ihn gern in den Arm genommen, doch seine ganze Haltung verriet Abwehr.
    »So schlimm?«, fragte sie leise.
    »Schlimmer.«
    Er ließ die Schultern hängen und schob die Hände in die Taschen. Er sah aus wie zwölf. Jungenhaft attraktiv und völlig verloren. Auf dem Vorderteil seines Hemds befand sich ein Weinfleck, der sicher nicht erst von heute stammte.
    »Ich halte die Stille nicht aus«, stieß er schließlich hervor. »Bevor Nicci … als sie noch hier war, hat mich der ständige Krach total verrückt gemacht, diese ganze Musik und das Gequatsche – ihr wart ja immer da, und wenn ihr nicht da wart, hing sie am Telefon. Nie ein Moment des Friedens, nie nur wir beide. Aber jetzt …« Hilflos zuckte er die Achseln. In seinen Augen standen Tränen; die langen Wimpern, die Jo bei einem Mann immer für pure Verschwendung gehalten hatte, glitzerten feucht. »Jetzt kann ich es nicht ertragen, Jo.«
    »Du solltest ein Au-pair-Mädchen einstellen«, platzte Jo heraus und hörte selbst, wie absurd sich das anhörte.
    »Ein was? «
    »Na ja, jemanden, der da ist und dir hilft. Mit den Mädchen, meine ich …« Unwillkürlich blickte Jo zu den Stapeln an schmutzigem Geschirr und dem Kleiderhaufen, der auf dem Boden neben der Waschmaschine lag.
    »Sprichst du auf das Chaos an?«, fragte er mit gezwungenem Lächeln. »Ich habe eine Putzfrau. Aber ich habe ihr ein paar Wochen freigegeben. Ich konnte ihr …«, er zog eine Grimasse, »… ihr Mitleid einfach nicht mehr aushalten. Die Kinderfrau ist schon schlimm genug.«
    Jo nickte, wartete geduldig ab, bis er weitersprach.
    »Ich glaube nicht, dass ich ständig jemanden um mich haben möchte«, fuhr David stockend fort. »Ein Au-pair-Mädchen, meine ich. Das bei uns wohnt. Das wäre zu viel.«
    »Tee?« Jo winkte ihm mit dem Wasserkessel zu. »Oder eher etwas Stärkeres?«
    Erneut zog David eine Grimasse. »Lieber Tee. Mit dem Stärkeren habe ich es bereits versucht. Aber davon habe ich nur Kopfweh bekommen.«
    Genau in dem Moment, als der Wasserkessel zu pfeifen begann, klingelte das Telefon. Instinktiv hob Jo

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