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Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Titel: Die besten Freunde meines Lebens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Haus geduldet hatte.
    »Pfui, Norman!«, schrie die Frau und zog den Hund am Halsband. »Tut mir leid«, fügte sie hinzu, »er ist ein schrecklicher Vielfraß. Wahrscheinlich wollte er sich heimlich ein zweites Mittagessen stibitzen.«
    David verzog den Mund zu einem matten Lächeln. »Da hätte er kein Glück gehabt. In der Box sind nur Puppen, Kleider und die leeren Hüllen von KitKat-Riegeln.«
    »Sie sind David, nicht wahr?«, sagte sie. »Ich habe Sie gleich erkannt. Ihre Mädchen sind so groß geworden.«
    Er durchforstete sein Gehirn. Die Frau kam ihm vage bekannt vor, wie jemand, den man irgendwann auf der Straße oder im Fernsehen gesehen hat.
    »Jilly«, half sie ihm. »Drei Hütten weiter. Normalerweise sind im Winter mehr Leute hier. Wie geht es Nicci? Ich habe Sie alle schon ewig nicht mehr hier gesehen. Zuletzt im … September?«
    »In den Ferien im August«, sagte David.
    Es war erst sieben Monate her, aber sein Gemütszustand hätte nicht unterschiedlicher sein können.
    Sie hatten damals schon gewusst, dass Nicci krank war. Der Krebs hatte einen Namen und ein Stadium bekommen. Es gab noch Hoffnung. Nicht viel, aber dennoch. Niccis Operation sollte in wenigen Tagen stattfinden. Dies war ihr letztes Familienwochenende vor den unvermeidlichen Wochen der Behandlung und der, wie sie hofften, darauf folgenden Heilung. Im nächsten August würden sie zur selben Zeit wieder hier sein, sagten sie sich, während sie eiskalten Rosé-Champagner tranken, David Würstchen grillte und Nicci Salat und Oliven aus den Behältern nahm und knuspriges Baguette in einen Korb warf. Viel zu viel Essen für sie vier.
    Nur in Unterhöschen und Hello-Kitty-T-Shirts gekleidet – Shorts und Crocs waren längst abgelegt – krabbelten die Mädchen im Sand herum und bauten, die kleinen Gesichter zu komisch konzentrierten Grimassen verzogen, Sandburgen für ihre lebensechten Babypuppen, die Davids Mutter ihnen, mit Niccis Erlaubnis, gekauft hatte. Die dazugehörige Ausstattung stammte von Jo und Lizzie. Der Himmel war strahlend blau und gesprenkelt mit einigen bauschi gen Wölkchen, die aussahen wie von Kinderhand gemalt.
    Trotz Choos, Chanel und Designerjeans, die Niccis Secondhandfummel und Doc Martens abgelöst hatten, war Nicci noch immer dieselbe Frau, in die er sich auf den ersten Blick verliebt hatte. Die kaputten abgeschnittenen Jeans mit dem Loch am Po, durch das, wenn man genau hinsah, ihr Spitzenhöschen blitzte, gab es nicht mehr. Genauso wenig wie das verwaschene Stone-Roses-T-Shirt, das er ihr im ersten Jahr ihrer Beziehung zum Geburtstag geschenkt hatte. Doch wie er Nicci kannte, befand sich das T-Shirt zusammengefaltet in irgendeiner Schachtel oder einem Müllbeutel. Sie hatte es ständig getragen, die Ärmel hochgeschoben, sodass man ihre dünnen, gebräunten Oberarme sehen konnte. Das Wasserstoffblond war einer teuren professionellen Färbung gewichen, und die dünnen gebräun ten Beine endeten in orangefarbenen Zehennägeln und knallpinken Havaianas, nicht in den ramponierten Docs, die sie früher nur selten ausgezogen hatte. Doch sie war immer noch seine Nicci.
    Inzwischen war ihm klar, dass sie an jenem Tag eine tapfere Miene aufgesetzt hatte. Er hatte ihr die Erschöpfung und Angst angemerkt, doch damals war es besser gewesen, dies auszublenden. Und freundlicher. Für sie beide.
    So oft hatte er sich beschwert, sie würden nie Zeit miteinander verbringen. Nie etwas zu viert unternehmen, als Familie.
    »Ständig sind deine Freundinnen da!«, hatte er mehr als einmal geklagt, wenn die Zwillinge im Bett waren, der Sonntag in den Montag überging, an dem sie beide wieder in die Arbeit mussten, ohne am Wochenende ein privates Wort gewechselt zu haben. »Warum können wir nie unter uns sein? Hätte ich gewusst, dass ich mit euch vieren zum Altar gehe …«
    Sie legte ihm die Hand auf den Mund, und er ließ sich von ihr besänftigen.
    »Sie sind nicht nur meine Freundinnen«, sagte sie jedes Mal, »sie sind meine Familie. Das weißt du.« Und dann nahm sie die Hand von seinem Mund und küsste ihn.
    Er vermisste ihr Gesicht und ihr Lächeln, ihren Geruch, die Struktur ihres Haars, den Geschmack ihrer Haut. Durch sie hatte er der sein können, der er war: David, der Nachdenkliche. Er vermisste ihren Körper, und er vermisste es, ihre nackte Haut beim Einschlafen zu fühlen und wie sie sich manchmal, wenn sie beide wach wurden, an den Händen hielten.
    Besorgt blickte ihn die Frau an. Der Regen war stärker

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