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Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Titel: Die besten Freunde meines Lebens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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drehten sich zu ihm um, und zwei Paar braune Augen straften ihn mit vernichtenden Bli cken, die normalerweise für die Idioten reserviert waren, die ihnen grünes Zeug zum Essen auftischen wollten.
    Harrie neigte den Kopf auf die eine, Charlie auf die andere Seite. »Aber Daddy«, sagten sie, »es regnet.«
    Zornige Wellen peitschten über den Kiesstrand bis knapp vor die Reihe der verwitterten Hütten. Der Horizont war nicht zu erkennen, das abweisende Grau der Nordsee verschmolz mit dem bleiernen Regenhimmel. Da und dort waren grüne Büschel zu sehen, dicke Grashalme, die sich durch die Sandbank gekämpft hatten und sich wahrscheinlich wunderten, was sie hier sollten. Auch das sonst so heitere Pastellrosa und Blau der Hütten kam gegen die düstere Landschaft nicht an.
    David versuchte, die Szenerie mit Niccis Augen zu betrachten. Geist! Natur! Eine Herausforderung! Doch ohne Nicci, die ihn mit ihrer Begeisterung mitriss, sah David lediglich einen kalten Strand; Natur, die von grauer Einförmigkeit dominiert wurde.
    Er war hierhergekommen, um Trost zu finden. Doch an diesem kahlen Strand war nichts Tröstliches.
    Der Kiesstreifen war in beide Richtungen völlig leer. Nicht einmal ein Hund, der auf der Suche nach etwas Essbarem herumstreunte. Auch die Austernbuden waren geschlossen, obwohl David sie sowieso nicht aufgesucht hätte. Die Erinnerung daran, wie sie den Mädchen gewaltsam Austern in den Mund geschoben hatten – Niccis Theorie beherzigend, dass Kinder möglichst früh an alles gewöhnt werden sollten –, und an den angeekelten Ausdruck in ihren Gesichtern, als sie Austern im Wert von fünf Pfund quer über den Tisch spuckten, entlockte David erstmals an diesem Tag ein Lächeln. »Barbarinnen!«, hatte Nicci geschimpft.
    Die einzigen Touristen, die dumm genug waren, der Küste von Kent im kältesten März seit einunddreißig Jahren zu trotzen, hatten Zuflucht gesucht in Niccis Lieblingscafé Tea & Times bei dampfend heißem Tee und Zeitungen. Auch David und die Mädchen waren bis vor einer halben Stunde dort gewesen, hatten Käsetoast gegessen und heiße Schoko lade getrunken. Und wie sich nun schmerzhaft deutlich her ausstellte, hätten sie dort bleiben sollen.
    Seine Hütte war die einzige, die offen war, und David wünschte sehr bald, er hätte nicht auf diesem Ausflug beharrt. Der Innenraum – vor seinem geistigen Auge eine elegante Kombination aus Marineblau und Weiß – war in Wahrheit trist und ausgebleicht, das Rattansofa mit Sand bedeckt, der durch die Ritzen in den Schindeln hereingeweht war. Die Gasheizung war leer, und er hatte nicht daran gedacht, eine neue Flasche mitzubringen. Die Hütte war innen genauso öde wie die Landschaft draußen.
    »Muss Pipi«, verkündete Charlie.
    Langsam zählte David von zehn an rückwärts.
    »Schätzchen«, sagte er, als er bei null angekommen war, »du hast gerade im Café Pipi gemacht. Komm, hilf mir, Mummys Hütte sauber zu machen.«
    »Muss aber jetzt.«
    »Gut.« David seufzte. »Dann gehen wir eben nach draußen.«
    »Ka-halt«, rief Harriet und ließ sich auf den körnigen Sand plumpsen, während David Charlie beim Hinkauern half. »Harrie muss auch Pipi.«
    Gleich würde das Gequengel losgehen. Wie sollte man es ihnen verübeln? Der Nachmittag war kalt, nass und absolut nicht lustig. Am liebsten hätte sich David neben die beiden in den feuchten Sand gesetzt und gemeinsam mit ihnen gequengelt.
    »Kommt, Mädels«, sagte er betont aufgeräumt. »Lasst uns einen Spaziergang machen. Das wird bestimmt lustig.«
    Sie fielen nicht darauf herein. »Kalt, Daddy!« Ihre kleinen Gesichter wirkten schmal und verfroren.
    David schloss die Augen und betete um Hilfe: eine Thermoskanne mit heißem Wasser, dickere Mäntel für die Mädchen, ein tragbares Fernsehgerät, Brandy – irgendetwas, um diesen Tag durchzustehen.
    »Verzeihen Sie, ist alles in Ordnung?«, ertönte plötzlich eine freundliche Stimme.
    Der Trenchcoat der Frau war so durchnässt, dass er fast schwarz war, ihre Wangen waren rot vor Kälte, und das Haar klebte ihr strähnig am Kopf. Nicht gerade ein rettender Engel, wie David ihn sich vorstellte.
    »Nein … Vielmehr, doch. Danke. Ich, ähm, überlege nur.« Er zwang sich zu einem Lächeln.
    Hinter ihnen war ein Jaulen zu vernehmen. Sie wandten sich beide um und sahen eine schwarz-weiße Promenadenmischung, die an Harriets Schweinchen-Peppa-Lunchbox schnupperte, dem einzigen rosa Gegenstand, den Nicci, abgesehen von Rosé-Champagner, im

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