Die besten Freunde meines Lebens - Roman
brüchig.
Und dann tat er es, vor allen Anwesenden.
Mindestens die Hälfte davon kannte er nicht, hatte sie wahrscheinlich noch nie gesehen. Mindestens die Hälfte von ihnen war so cool, dass sie ihr eigenes Spiegelbild zum Gefrieren bringen konnten. Doch David war egal, was die Leute dachten oder was sie darstellten. Ihm war nur eines wichtig, und das war die Frau, die vor ihm stand.
Ungeachtet aller um ihn herum kniete er vor ihr nieder.
»David!«, zischte Nicci errötend. »Was machst …«
»Sch!«, sagte er. Und alle verstummten. Sogar Nicci. »Nicci, ich liebe dich. Willst du meine Frau werden? Bitte?«
»Oh …«, murmelte Lizzie. »Ich glaube, ich fange gleich an zu heulen.«
Sie umklammerte Jos Arm so fest, dass sich ihre Nägel in Jos Haut gruben. »Sie wird doch Ja sagen, oder? Ich ertrage es nicht, wenn sie das nicht tut.«
»Natürlich wird sie das.« Strahlend legte Jo den Arm um Lizzie. »Er ist ihre große Liebe. Und wenn sie nicht Ja sagt, dann werde ich das tun. Oder du. Mir ist beides recht.«
»Da würde David wohl …«, begann Lizzie, doch ihre Worte und Niccis Antwort gingen in einem lauten Jubel unter. Plötzlich lagen sich alle in den Armen, weinten und küssten sich, als wäre Liebe ansteckend. Oder als hofften sie das.
Als Lizzie und Jo sich zu der Stelle durchgekämpft hatten, wo sie David das letzte Mal gesehen hatten, fanden sie Nicci und David am Boden kniend vor, eng umschlungen, die Blicke ineinander versenkt, Champagner, Freunde und Lichterketten längst vergessen.
Sie machten nicht den Eindruck, als würden sie sich freuen, wenn man sie störte.
28. Kapitel
»Ist Ihnen nicht klar, dass die Zeit für die Aussaat schon seit Monaten vorbei ist?«, rief die junge Verkäuferin im Gartencenter fassungslos. Wie konnte diese Person, deren Gesicht ein einziges Fragezeichen war, das hohe Alter von über dreißig erreicht haben, ohne das zu wissen?
Lizzie hätte sich am liebsten in ein Mauseloch verkrochen. Sie hatte sich gegenüber Autoritätspersonen noch nie zur Wehr setzen können, und dieses Mädchen, das nicht älter als dreiundzwanzig sein konnte – ganz rosige Wangen, frischer Teint und kesser Pferdeschwanz –, musterte sie mit derselben Verachtung wie früher Mrs. Lambert, ihre Mathelehrerin, wenn sie Lizzies Hausaufgaben korrigiert hatte.
»Setzlinge kommen auch nicht infrage. Das Einzige wären ausgewachsene Pflanzen. Die sind bereits eingetopft und kräftig genug, um draußen eingepflanzt zu werden.« Das Mädchen deutete auf eine Wand mit deckenhohen Regalreihen, auf denen Unmengen von Topfpflanzen standen, deren Blüten sich in Kaskaden aus Rot, Orange, Pink, Gelb, Weiß und sämtlichen nur erdenkbaren Zwischentönen ergossen. Rechts vom Regal befand sich ein Schild mit der Aufschrift » FREILAND «, links mit der Aufschrift » BLUMENAMPELN & TOPFPFLANZEN «.
»Bei den meisten ist gerade Blütezeit«, sagte die Verkäuferin und fügte mit gesenkter Stimme hinzu: »Wenn Sie nächstes Jahr früher beginnen – viel früher –, können Sie sich ein kleines Vermögen sparen.«
Lizzie wusste nicht, ob sie sich gönnerhaft behandelt oder dankbar fühlen sollte. Letzteres trug den Sieg davon.
Gartenarbeit war anstrengend und obendrein sehr kompliziert. Während Lizzie geschnitten, gestutzt und gejätet hatte, war ihr Selbstvertrauen gewachsen. Denn was konnte schon passieren? Schlimmstenfalls schnitt sie einen Strauch zur falschen Zeit zurück und verzögerte seine Blüte um ein weiteres Jahr.
Inzwischen freute sie sich fast schon auf die Stunden, die sie nur in Gesellschaft von Pflanzen verbrachte und die ihr inneren Frieden schenkten.
Mona hätte vermutlich irgendetwas über die positiven Schwingungen von Mutter Erde von sich gegeben. Und Jo hätte dann gelacht und gesagt, das sei ein Haufen Schwachsinn. Doch da Nicci sich so hingebungsvoll der Gartenarbeit gewidmet hatte, musste sie darin eine Art von Befriedigung gefunden haben, die über das lebhafte Farbenmeer vor ihrem Küchenfenster hinausging.
Für Lizzie wurde die Beschäftigung im Garten immer mehr zu einer Form von Meditation, einer Auszeit von den Anforderungen des Alltags. Eine Möglichkeit, in Ruhe über Probleme nachzudenken, die sie normalerweise verdrängte: ihre Mutter, ihr Job, Gerry …
Oder die Möglichkeit, nicht darüber nachzudenken.
Vielleicht war Nicci deshalb so besessen von der Gartenarbeit gewesen. Obwohl sie niemals etwas in dieser Richtung gesagt hatte. Und vielleicht
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