Die besten Freunde meines Lebens - Roman
war mir nicht sicher. Offen gestanden bin ich eine totale Anfängerin.«
»Diese da«, die Frau nickte in Richtung der roten und rosa Farbexplosion, »die sind umwerfend. Aber die davor«, sie deutete auf die kleinen Landhausgartenblumen, die Lizzie gerade eingepflanzt hatte, »also, das ist ein bisschen zu … zu putzig für meinen Geschmack.«
»Putzig?«
»Oh, ich wollte nicht unhöflich sein.«
»Nein, nein, das ist schon in Ordnung. Es ist nur dieser Ausdruck putzig . Er ist nicht sehr gebräuchlich.«
Die Frau zuckte die Achseln. »Tatsächlich? Ich glaube, ich habe ihn von meiner Mutter übernommen. Ehrlich gesagt habe ich mir nie sonderlich viel aus Blumen gemacht. Meiner Erfahrung nach führt ein Mann, der einem Blumen schenkt, nichts Gutes im Schilde.« Sie lächelte verlegen. »Eigentlich wollte ich nur etwas für die Mädchen vorbeibringen.« Sie hielt die Tüte hoch, aus der zwei rosa eingewickelte Päckchen hervorspitzten. »Meinen Sie, ich könnte das dalassen? Ich weiß, der Geburtstag der Mädchen ist schon vorbei, aber ich wollte ihnen gern noch etwas schenken.«
»Sicher. Entschuldigen Sie, Sie müssen mich für sehr unhöflich halten.« Lizzie trat zur Seite, um der Frau Platz zu machen, doch plötzlich hielt sie inne. »Verzeihung, doch bevor ich Sie hereinlasse, würde ich gern noch Ihren Namen erfahren.«
»Natürlich«, sagte die Frau, »ich hätte mich vorstellen sollen. Lynda Cummings, ehemals Lynda Webster. Ich bin Niccis Mutter.«
29. Kapitel
»Kräutertee oder Kräutertee?«
Sie saßen im Schuppen – vielmehr saß Lynda in dem ramponierten alten Ledersessel, in dem Nicci so viele Male gesessen hatte. Lizzie steckte den Teekessel in die Steckdose und kramte die Kräuterteepackungen hervor, eine willkom mene Ablenkung, um den Blick auf diesen Geist der Vergangenheit zu vermeiden.
»Kamille, Pfefferminze, schwarze Johannisbeere, Hagebutte?«
»Wie schmeckt schwarze Johannisbeere?«
»Wie Kloreiniger.«
»Widerlich. Was ist mit Pfefferminze?«
»Warme Zahnpasta.«
»Gut, dann Pfefferminze«, sagte Lynda, die sich sichtlich nach ganz normalem schwarzen Beuteltee sehnte.
Während das Wasser heiß wurde, warf Lizzie in die eine Tasse einen Pfefferminzteebeutel, in die andere einen Beutel schwarzen Johannisbeertee.
»Tut mir leid«, sagte Lynda, als Lizzie das heiße Wasser in die Tassen goss. »Ich scheine Ihnen einen ziemlichen Schock versetzt zu haben.«
Lizzie reichte Lynda ihre Tasse Tee und lehnte sich zurück. »Nein, nein, so schlimm war es nicht«, sagte sie und hielt dann inne. Wieso sollte sie lügen? »Oder doch, es ist wirklich ein Schock. Ich weiß gar nicht, was ich …« Hilflos suchte sie nach Worten.
»Schon in Ordnung.« Lynda zog eine Grimasse, und plötzlich war die Ähnlichkeit mit Nicci unübersehbar. »Offenbar wussten Sie nicht, dass Nicci noch eine Mutter hat.« Lynda zuckte die Achseln. »Wieso sollten Sie auch?«
»Es ist nicht nur das«, sagte Lizzie. »Na ja, es geht mich wahrscheinlich nichts an, aber ich kapiere einfach nicht, warum David, der ja offensichtlich von Ihnen wusste, mich darüber nicht aufgeklärt hat. Oder uns.«
»Uns?«
»David hat Ihnen nichts von uns erzählt?«
»David hat mir so gut wie gar nichts erzählt. Bei unserem Gespräch habe hauptsächlich ich geredet.«
»Ach.« Lizzie verbiss sich die Fragen, die ihr durch den Kopf gingen, und gab der Frau eine kurze Zusammenfassung ihrer Geschichte. Der Freundinnengeschichte. Niccis anderer Familie – sie konnte es sich gerade noch verkneifen, Niccis wirklicher Familie zu sagen. Sie erzählte, wie sie sich alle kennengelernt hatten und dass sie seitdem mehr oder weniger unzertrennlich waren.
Wie David kurz vor ihrem Universitätsabschluss zu ihnen gestoßen war. Und einer von ihnen wurde. Ein Ehrenmitglied. Das nur mit ihrer aller Zustimmung mit Nicci zusammen sein durfte. Letzteres hatte Lizzie einfach dazuerfunden. Nicci hätte niemals auf David verzichtet, wenn sie sie gezwungen hätten, sich zwischen ihm und ihnen zu entscheiden – was sie nie getan hätten, da sie alle drei David genauso liebten, wie Nicci das tat. Nun, nicht genauso, sondern wie einen Bruder, jede auf ihre Art.
»Ich kenne … kannte Nicci also sehr gut.« Lizzie schluckte. Es fiel ihr immer noch schwer, von ihrer Freundin in der Vergangenheit zu sprechen. »Wir waren siebzehn Jahre lang befreundet. Und David kenne ich seit fünfzehn Jahren. Es tut mir sehr leid, aber Nicci hat Sie nie
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