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Munster überrascht hervor. »Wollen Sie damit andeuten, daß die medizinische Forschung mittlerweile…«
»Nein, nein«, wehrte Dr. Jones hastig ab. »Die körperlichen Aspekte fallen nicht in mein Gebiet; das dürfen Sie keinesfalls vergessen, Mr. Munster. Sie haben mich doch auch wegen der psychologischen Dimension Ihrer Probleme aufgesucht…«
»Ich komme sofort zu Ihnen in die Praxis; dort können wir dann weitersprechen«, schlug Munster vor. Und dann erkannte er, daß das unmöglich war; in seiner Blobelgestalt würde er Tage benötigen, um den ganzen Weg durch die Stadt bis in Dr. Jones’ Praxis zurückzulegen. »Jones«, sagte er verzweifelt, »Sie sehen doch die Schwierigkeiten, mit denen ich zu kämpfen habe. Jede Nacht von acht Uhr abends bis sieben Uhr morgens bin ich an dieses Apartment gefesselt… Ich kann Sie nicht einmal besuchen, um von Ihnen behandelt zu werden…«
»Bleiben Sie ganz ruhig, Mr. Munster«, unterbrach Dr. Jones. »Ich versuche Ihnen gerade etwas zu erklären. Sie sind nicht der einzige, der diesen Zustand ertragen muß. Wußten Sie das eigentlich?«
»Natürlich«, erwiderte Munster langsam. »Insgesamt wurden dreiundachtzig Menschen im Verlauf des Krieges in Blobels verwandelt. Von diesen dreiundachtzig« – und nie würde er diese Zahl vergessen können – »haben einundsechzig überlebt, und jetzt gibt es eine Vereinigung, die sich Veteranen unnatürlicher Kriege nennt, in der sich fünfzig dieser Leute zusammengeschlossen haben. Ich bin ebenfalls Mitglied. Zweimal im Monat treffen wir uns, um uns gemeinsam zu verwandeln…« Er wollte auflegen. Das also hatte er für sein Geld bekommen – diese enttäuschende Nachricht. »Auf Wiedersehen, Doktor«, murmelte er.
Dr. Jones summte aufgeregt. »Mr. Munster, ich spreche nicht von anderen Menschen. Ich habe Ihretwegen Nachforschungen angestellt und herausgefunden, daß nach den erbeuteten Unterlagen, die in der Kongreßbibliothek gespeichert wurden, fünfzehn Blobels in Pseudo-Menschen verwandelt wurden, um für die andere Seite auf der Erde als Spione zu arbeiten. Verstehen Sie jetzt?«
Nach einem Moment des Nachdenkens gestand Munster: »Nicht direkt.«
»Sie haben eine geistige Sperre gegen jede Hilfe entwickelt«, stellte Dr. Jones fest. »Nun, wie dem auch sei, ich möchte, daß Sie morgen früh gegen elf in meine Praxis kommen. Dann werden wir Ihr Problem lösen. Gute Nacht.«
»Wenn ich meine Blobelgestalt angenommen habe«, erklärte Munster müde, »arbeitet mein Verstand ein wenig langsam, Doktor. Sie müssen das schon entschuldigen.« Noch immer verwirrt legte er auf. Also gab es in diesem Moment auf Titan fünfzehn Blobels, die dazu verdammt waren, sich regelmäßig in Menschen zu verwandeln – na und? Wie sollte ihm das schon nutzen?
Vielleicht würde er es morgen früh um elf erfahren.
Als er Dr. Jones’ Wartezimmer betrat, sah er eine außerordentlich attraktive junge Frau neben der Stehlampe in einem tiefen Sessel sitzen und eine Ausgabe von Fortune lesen.
Automatisch suchte sich Munster einen Platz, von dem aus er sie betrachten konnte. Modisch gefärbtes Haar fiel ihr bis auf die Schultern… Genüßlich nahm er ihren Anblick in sich auf und begann ebenfalls eine Zeitschrift zu lesen, von der er allerdings immer wieder aufblickte. Schlanke Beine, wohlgeformte Ellbogen und ein ausdrucksvolles, offenes Gesicht. Dazu intelligente Augen, eine kleine Stupsnase… alles in allem ein ausgesprochen entzückendes Mädchen, dachte er. Er verzehrte sie fast mit seinen Blicken – bis sie plötzlich ihren Kopf hob und ihn kühl ansah.
»Reichlich öde, diese Warterei«, gelang es Munster hervorzubringen.
»Kommen Sie oft zu Dr. Jones?« fragte das Mädchen.
»Nein«, gab er zu. »Heute erst zum zweitenmal.«
»Ich bin noch nie bei ihm gewesen«, erklärte das Mädchen. »Normalerweise konsultiere ich einen anderen vollelektronischen homöosthatischen Psychoanalytiker in Los Angeles, aber gestern abend rief mich Dr. Bing, mein Analytiker, an und trug mir auf, hierher zu fliegen und mich heute morgen bei Dr. Jones einzumelden. Ist er tüchtig?«
»Äh«, machte Munster. »Ich glaube schon.« Wir werden sehen, dachte er. Das ist nämlich genau das, was wir im Moment noch nicht beurteilen können.
Die Tür, die in den Praxisraum führte, öffnete sich, und Dr. Jones erschien. »Miss Arrasmith«, sagte er und nickte dem Mädchen zu. »Mr. Munster.« Ein zweites Nicken galt George. »Würden Sie beide bitte
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