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Die Bestie im Menschen

Die Bestie im Menschen

Titel: Die Bestie im Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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entschließen. Einige Minuten litt er unter dieser Tortur, doch der Anblick von Pecqueux, der wiederum schlafend auf den Kohlen lag und wahrscheinlich von der fürchterlich angewachsenen Kälte überwältigt worden war, brachte ihn so in Zorn, daß ihm warm wurde.
    »O, Du Hund!«
    Er, der sonst den Lastern seines Untergebenen gegenüber so nachsichtig war, tractirte ihn mit Fußtritten so lange, bis er sich erhoben hatte. Der Andere war so stumpfsinnig, daß er nur grunzte und zur Schaufel griff.
    »Gut, gut, es ist genug!«
    Der Ofen war frisch geheizt, der Druck stieg. Es war auch höchste Zeit, denn die Lison mußte jetzt durch ein Thal, in welchem der Schnee über einen Meter hoch lag. Mit aller ihr zu Gebote stehenden Kraft drang sie in allen ihren Theilen erzitternd, vorwärts. Einen Augenblick war sie außer Athem und es schien, als wollte sie hier stehen bleiben, wie ein Schiff, das eine Sandbank streift. Die hohe Schneedecke, welche bereits auf den Decken der Waggons lastete, erschwerte, ihr nicht wenig die Arbeit. Mit diesem weißen, über sie ausgebreiteten Tuche glitten sie schwarz durch dieses weiße Geflimmer. Und auch der Locomotive Glieder waren von Streifen Hermelins eingefaßt, dessen anschauende Flocken wie flüssiger Regen hernieder rieselten. Aber diesmal machte sie sich doch noch, trotz dieses kolossalen Gewichtes, frei und passirte diese schlimme Stelle. Und jetzt sah man den Zug hoch oben bequem über eine große Kurve in diesem losen, milchigen Treiben dahingleiten wie einen Schattenstreifen in einem von blendendem Weiß überquellenden Lande der Träume.
    Dahinter begannen wieder die Schluchten. Jacques und Pecqueux, die das Husten der Lison wohl gehört hatten, wappneten sich gegen die Kälte und die Müdigkeit. Aufrecht standen sie auf ihrem Posten, den sie selbst sterbend nicht verlassen durften. Die Locomotive büßte jetzt abermals etwas von ihrer Schnelligkeit ein. Zwischen zwei Böschungen vollzog sich langsam, ohne jede Erschütterung, der Stillstand. Als ob man alle ihre Räder zugleich mit Leim bestrichen hätte, blieb sie athemlos, eingepreßt kleben. Sie rührte sich nicht mehr, ohnmächtig hielt sie der Schnee gefangen.
    »Da haben wir es,« fluchte Jacques. »Heiliges Donnerwetter!«
    Er blieb noch einige Sekunden auf seinem Platze und öffnete alle Ventile, um zu sehen, ob sich das Hinderniß nicht bewältigen ließe. Als er die Lison jedoch ohne jeden Erfolg keuchen und sich abmühen sah, schloß er den Regulator und schimpfte wie toll darauf los.
    Der Zugführer beugte sich aus der Thür des Gepäckwagens und Pecqueux rief ihm zu:
    »Wir sitzen fest!«
    Der Mann sprang in den Schnee, in welchem er bis überdie Kniee versank. Er näherte sich der Lokomotive und die Drei hielten Kriegsrath ab.
    »Wir können nur versuchen, das Geleise freizuschaufeln,« sagte der Locomotivführer. »Zum Glück haben wir Schippen mit. Rufen Sie Ihren Schlußschaffner her, wir vier werden bald die Räder frei haben.«
    Man winkte dem Schlußschaffner, der bereits seinen Waggon verlassen hatte. Es wurde diesem das Durchwaten schwer, oftmals versank er vollständig. Dieser Aufenthalt auf freiem Felde inmitten dieser weißen Oede, der laute Schall der sich streitenden Stimmen, der sich durch den Schnee arbeitende Schaffner –alles das beunruhigte die Reisenden. Abermals senkten sich die Fenster. Man rief, man fragte, ein allgemeines, schnell wachsendes Durcheinander wurde laut.
    »Wo sind wir … Warum fahren wir nicht weiter? … Was ist los? … Mein Gott, ist ein Unglück geschehen?«
    Der Zugführer fühlte die Nothwendigkeit, Jedermann zu beruhigen. Gerade, als er sich den Waggons näherte, fragte ihn die Engländerin, deren rothes Antlitz von zwei reizenden Mädchengesichtern eingerahmt wurde, mit fremdländischem Accent:
    »Es ist doch nicht gefährlich, mein Herr?«
    »Nein, nein, meine Dame,« antwortete er. »Nur ein wenig Schnee. Wir fahren sofort weiter.«
    Das Fenster hob sich wieder und man hörte von rosigen Lippen den lebhaften Tonfall englischer Worte dringen. Die beiden Mädchen lachten höchst vergnügt.
    Weiter hinten rief der ältere Herr dem Zugführer zu, während seine junge Frau ihr niedliches Braunköpfchen zu zeigen wagte:
    »Warum hat man keine Vorsichtsmaßregeln getroffen? Das ist unerträglich … Ich komme von London und muß Geschäfte halber heute früh in Paris sein. Ich werde die Gesellschaft für jeden Verzug verantwortlich machen.«
    »Ich kann nur

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