Die Bestie von Florenz
erschienen. Sie leiteten ein Erholungsheim für Senioren in einem Anwesen namens Villa Verde, einem schönen alten Landhaus, umgeben von Gärten und einem Park, das ein paar Kilometer außerhalb von San Casciano lag. Die beiden Frauen meldeten, dass einer ihrer Gäste, halb Schweizer, halb Belgier, ein Maler namens Claude Falbriard, verschwunden sei. Er habe gewaltige Unordnung in seinem Zimmer und einen ganzen Haufen verdächtiger Gegenstände hinterlassen – Sachen, die etwas mit der Bestie von Florenz zu tun haben könnten, darunter eine nicht registrierte Waffe und grässliche Zeichnungen von Frauen mit abgetrennten Armen, Beinen und Köpfen. Die beiden Frauen hatten Falbriards Habseligkeiten in eine Kiste gepackt und lieferten sie bei der Polizei ab.
Damals hatte die Polizei die Sache als irrelevant abgetan. Giuttari sah die Situation in einem anderen Licht und begann Nachforschungen über die beiden Frauen und ihre Villa anzustellen. Und stolperte sofort über den Jackpot: Pacciani hatte während der Zeit, in der die Morde geschehen waren, eine Weile als Gärtner in der Villa Verde gearbeitet!
Giuttari und seine Ermittler glaubten jetzt, die Villa könnte dem Orden der Roten Rose als Hauptquartier gedient haben, und die Mitglieder hätten den Gärtner, Pacciani, und dessen Freunde beauftragt, weibliche Geschlechtsorgane für ihre satanischen Rituale in der Villa zu sammeln. In Giuttaris Szenario erschienen die Mutter und ihre Tochter sogar selbst als Mitglieder des Satanskults. (Weshalb sie dann Aufmerksamkeit erregen sollten, indem sie selbst zur Polizei gingen, wurde jedoch nie geklärt.)
Die Villa Verde war inzwischen zu einem Luxushotel mit Pool und Edelrestaurant umgebaut worden und hieß jetzt Poggio ai Grilli, Grillenhügel. Die neuen Besitzer waren über diese Art Publicity ganz und gar nicht begeistert.
Die Presse, allen voran La Nazione , stürzte sich mit boshaftem Entzücken auf die Story.
PFLEGEHEIM-BESITZER UNTER VERDACHT!
VILLA DES GRAUENS SOLL GEHEIMNIS DER BESTIE VON FLORENZ BEHERBERGT HABEN
»Nach zehn Uhr wurde die Villa nach außen hin hermetisch abgeriegelt. Diverse Leute fanden sich ein und hielten magische und satanische Rituale ab.« Dies behauptet eine ehemalige Krankenschwester des Poggio ai Grilli, der Villa zwischen San Casciano und Mercatale, in der Pietro Pacciani, dem einst die Morde der Bestie von Florenz zur Last gelegt wurden, früher als Gärtner arbeitete. Während der Zeit der Morde war in der »Villa des Grauens« ein Seniorenheim untergebracht. Dort lebte mehrere Monate lang der Maler Claude Falbriard, gegen den zunächst wegen unerlaubten Waffenbesitzes ermittelt wurde. Später wurde er zum Hauptzeugen bei der Suche nach möglichen Anstiftern hinter den Serienmorden der Bestie.
Falbriard gondelte zu diesem Zeitpunkt immer noch durch Europa, ohne die geringste Ahnung davon zu haben, dass er ein »Hauptzeuge« war, womöglich sogar einer der Hintermänner der Bestie von Florenz. GIDES spürte ihn mit Hilfe von Interpol schließlich in einem Dorf an der Côte d’Azur in der Nähe von Cannes auf. Die Ermittler mussten jedoch enttäuscht feststellen, dass der Maler 1996 zum ersten Mal die Toskana besucht hatte, elf Jahre nach dem letzten Doppelmord der Bestie. Trotzdem wurde Falbriard zur Vernehmung nach Florenz geschafft. Er war ein frustrierender Zeuge – ein zorniger, verstörter, klappriger alter Mann, der die Polizei seinerseits mit wüsten Anschuldigungen nervte.
»In der Villa Verde«, sagte er aus, »wurde ich betäubt und in einem Raum eingeschlossen. Sie haben mir viele Billionen Lire gestohlen. Seltsame Dinge sind da geschehen, vor allem nachts.« Hinter alledem steckten Mutter und Tochter, behauptete er.
Aufgrund von Falbriards Aussage wurden die beiden Frauen wegen Entführung und Betrugs angeklagt. La Nazione brachte eine Reihe reißerischer Artikel über die Villa. »Die eidesstattlichen Aussagen ehemaliger Angestellter«, stand in einem dieser Artikel, »lieferten viele wichtige Anhaltspunkte. Die fünfzig Seiten umfassenden Zeugenaussagen enthielten Hinweise auf schreckliche Geheimnisse. Die alten Menschen, die in Poggio ai Grilli festgehalten wurden, waren in ihrem eigenen Kot und Urin hilflos sich selbst überlassen. Nachts war es den Schwestern strikt verboten, die Villa zu betreten, in der schwarze Messen abgehalten wurden. Giuttari hegt den Verdacht, dass die Geschlechtsorgane, die den Opfern der Bestie amputiert wurden, bei diesen satanischen
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