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Die Bestie von Florenz

Die Bestie von Florenz

Titel: Die Bestie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Douglas & Spezi Preston , Mario Spezi
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Ritualen eine Rolle spielten.«
    Obwohl die Villa inzwischen komplett renoviert worden war, hoffte Giuttari, dass irgendeine Spur vom Orden der Roten Rose zurückgeblieben oder die Sekte dort sogar noch aktiv war. Alte toskanische Villen haben ausgedehnte Keller und unterirdische Lager, in denen Wein hergestellt und gelagert wird und Schinken, Käse und Salami reifen. Und dort vermutete Giuttari den Raum, der als Opfertempel gedient hatte – und vielleicht noch diente.
    Eines schönes Tages im Herbst fiel die GIDES in Poggio ai Grilli ein. Nachdem sie die riesige Villa durchsucht hatten, betraten die Männer den Raum, der ihren Informationen zufolge möglicherweise das innerste Heiligtum des Kultes gewesen sein könnte, der Tempel Satans. In diesem Raum fanden sie mehrere menschliche Skelette aus Pappe, Plastikfledermäuse an Schnüren und andere Deko-Artikel. Die Durchsuchung fand wenige Tage vor Halloween statt, und man habe eine Party geplant – behaupteten jedenfalls die Besitzer der Villa.
    »Zweifellos ein Ablenkungsmanöver«, schäumte Giuttari in La Nazione .
    Giuttari und die GIDES kamen mit ihrer Satanskult-Ermittlung kaum voran, und 2000 schien sie im Sand zu verlaufen.
    Dann, im August 2000, kam ich mit meiner Familie nach Italien.

TEIL 2
    Die Geschichte von Douglas Preston
    Kapitel 30
    Nachdem es vierzig Tage lang geregnet hatte, trat am 4. November 1966 der Arno über die Ufer und verwüstete Florenz, eine der außergewöhnlichsten Städte der Welt.
    Das Wasser stieg nicht sacht und allmählich. Es gab eine wahre Sturzflut. Die Flutwelle ergoss sich über die »Lungarni«, die Uferstraßen von Florenz, raste mit einer Geschwindigkeit von fünfundvierzig Stundenkilometern durch die Straßen und schwemmte Baumstämme, zertrümmerte Autos und totes Vieh durch die Stadt. Ghibertis große Bronzetüren am Baptisterium des Doms wurden niedergerissen und zerschmettert; das Kruzifix von Cimabue, vielleicht das großartigste mittelalterliche Kunstwerk Italiens, verlor fast seine gesamte Malschicht; Michelangelos David stieg die ölige Brühe bis zum Hintern. Zehntausende alter Inkunabeln und Handschriften mit kostbaren Buchmalereien in der Biblioteca Nazionale wurden unter Schlamm begraben. Hunderte Gemälde alter Meister, die im Keller der Uffizien gelagert waren, zersetzten sich und hinterließen ganze Schichten aus dünnen Farbsplittern im Matsch.
    Die Welt sah voll Entsetzen zu, wie das Wasser zwar wieder abfloss, die Wiege der Renaissance jedoch als schlammiges Trümmerfeld hinterließ, die Kunstschätze zum Großteil verwüstet. Tausende freiwilliger Helfer – Studenten, Professoren, Künstler und Kunsthistoriker – strömten aus der ganzen Welt zusammen, um so viel wie möglich zu retten. Sie wohnten und arbeiteten in einer Stadt ohne Heizung, Leitungswasser, Strom, Essen oder Notdienste. Nach einer Woche mussten einige Retter Gasmasken tragen, um sich vor den giftigen Ausdünstungen der verrottenden Bücher und Gemälde zu schützen.
    Man nannte die Freiwilligen Angeli del Fango , die »Engel im Schlamm«.
    Ich hatte schon lange vorgehabt, einen Kriminalroman zu schreiben, der zur Zeit der Arnoflut in Florenz spielte. Der Roman mit dem Titel Santa Maria della Neve , »Maria Schnee«, sollte sich um einen Kunsthistoriker drehen, der nach Florenz eilt, um als Schlamm-Engel zu helfen. Er ist eine Koryphäe, was den geheimnisvollen Künstler Masaccio angeht, das junge Genie, das mit seinen außergewöhnlichen Fresken in der Brancacci-Kapelle quasi im Alleingang die italienische Renaissance anstieß. Masaccio verstarb ganz plötzlich im Alter von sechsundzwanzig, und gerüchteweise hieß es, er sei vergiftet worden. Meine Romanfigur macht sich also als freiwilliger Helfer im Keller der Biblioteca Nazionale an die Arbeit und zieht Bücher und Handschriften aus dem Schlick. Eines Tages entdeckt er ein außergewöhnliches Dokument, das einen Hinweis auf das Versteck eines berühmten verschollenen Gemäldes von Masaccio enthält. Das Gemälde, »Maria Schnee«, war der Mittelteil eines Triptychons, das von Vasari im 16. Jahrhundert so lebendig beschrieben wurde und danach verschwand. Es gilt als eines der bedeutendsten verschollenen Gemälde der Renaissance.
    Mein Kunsthistoriker bricht seine freiwillige Arbeit ab und beginnt eine verrückte Suche nach dem Gemälde. Er verschwindet. Ein paar Tage später findet man seinen Leichnam hoch oben im Pratomagno-Massiv neben einer Straße – mit ausgestochenen

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