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Die Bestie

Die Bestie

Titel: Die Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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hatte.
    »Noch weitere Fragen, bevor ich gehe?« fragte Nypers.
    »Ja.« Es war Kay. »Mr. Nypers, Sie selbst sind nicht gerade ein überzeugendes Beispiel totipotenter Jugendlichkeit. Wie erklären Sie das?«
    Mit seinen hellen Augen, die der lebendigste Teil seines Körpers waren, blickte der alte Mann auf sie hinunter. »Madam, ich bin in meinem Leben zweimal verjüngt worden, und heute ... nun, um ehrlich zu sein ... ich weiß es nicht. Soll ich es noch einmal machen lassen? Die Welt ist so abschreckend, die Menschen sind so töricht, daß ich mir nicht darüber im klaren bin, ob ich in dieser primitiven Ära weiterleben soll.« Er lächelte schwach. »Mein Arzt meint, ich wäre bei bester Gesundheit; vielleicht werde ich es mir deshalb noch einmal überlegen.«
    Er wandte sich um und ging zur Tür. Dort angelangt, blieb er stehen und blickte fragend zu ihnen zurück. Kay sagte: »Diese totipotente Phase Pendrakes ... wie ist er, wenn er sich darin befindet?«
    »Das ist sein Problem, nicht Ihres«, lautete die kühle Antwort. »Doch wäre ich vermutlich nicht hier, wenn er gefährlich wäre.«
    Damit verließ er den Raum.
    Als er gegangen war, sagte Kay wild: »Diese Versicherung bedeutet gar nichts. Er behält wichtige Informationen bei sich. Was kann wohl ihr Spiel sein?« Ihre Augen verengten sich in angestrengtem Nachdenken. Mehrmals schien sie drauf und dran, zu sprechen, doch jedesmal unterdrückte sie die Worte.
    Jefferson Dayles beobachtete das Wechselspiel der Gefühle auf dem von geballter Vitalität erfüllten Gesicht, einen kurzen Moment lang von dieser sonderbaren Frau, die alles so intensiv fühlte, in den Bann geschlagen. Schließlich schüttelte er den Kopf. Seine Stimme klang kraftvoll, als er sagte: »Kay, darauf kommt es nicht an. Siehst du das nicht? Ihr Spiel, wie du es nennst, bedeutet gar nichts. Niemand auf der Welt, ob Individuum oder Gruppe, kann sich den Streitkräften der Vereinigten Staaten entgegenstellen.«

 
7
     
    Pendrake saß essend im Restaurant. Seine Gedanken waren jedoch nicht bei seinem Gericht, sondern bei den beiden Ereignissen des Vormittags. Nach und nach begann die Episode mit Jefferson Dayles an Faszination einzubüßen. Denn sie enthielt keinen Sinn. Darin, daß sie mit dem normalen Ablauf seines Lebens keinerlei Beziehung hatte und sehr rasch wieder vergessen werden konnte, nachdem erst einmal Schock und Schmerz verklungen waren, glich sie einem Unfall, der einem Mann beim Überqueren der Straße zustieß.
    Die Frage nach dem, was sich vor zwei Jahren zugetragen hatte, war etwas anderes. Es war noch immer ein Bestandteil seines Geistes und seines Körpers. Es war ein Stück seiner selbst, das sich nicht einfach durch die Mutmaßung abtun ließ, jemand anderes müßte verrückt sein. Pendrake blickte auf seine Armbanduhr. Es war zehn Minuten vor eins. Er schob den Nachtisch von sich und stand auf. Sein Entschluß war gefaßt. Er hatte keine andere Wahl mehr, als unverzüglich Anrella ins Verhör zu nehmen.
    Sein Verstand blieb fast völlig leer von Gedanken, während er nach Hause fuhr. Erst als er seinen Wagen zwischen den Torflügeln aus massivem Eisen hindurchlenkte und das Herrschaftshaus sah, durchzuckte ihn ein neuer Schock. Auch das Haus mußte vor zwei Jahren schon hier gewesen sein.
    Es war ein prunkvolles, teures Gebäude, mit Freiluft-Schwimmbecken und gepflegten Gartenanlagen. Wie er sich erinnerte, hatte er es in einem Gelegenheitskauf zum billigen Preis von neunzigtausend Dollar erworben. Er war bisher niemals auf die Idee gekommen, sich darüber zu wundern, wie er genügend Geld gespart haben konnte, um einen solchen Prunkpalast zu bezahlen. Irgendwie war es ihm immer vorgekommen, als ob die Geldsumme im Rahmen seiner Möglichkeiten war.
    Anrella hatte es stets als ihre Aufgabe angesehen, ihr gemeinsames Bankkonto in Ordnung zu halten. Diese Abmachung gab ihm die Möglichkeit, sich in der Freizeit seinen Hobbies zu widmen – Lesen, dann und wann eine Runde Golf, vereinzelte Jagd- und Angelausflüge, und die Beschäftigung mit seinem elektrischen Flugzeug auf seinem Privatflugplatz. Doch andererseits hatte er dadurch keine gute Vorstellung vom wirklichen Stand seiner Finanzen.
    Erneut wunderte er sich – und diesmal stärker als zuvor – über die eigenartige Tatsache, daß er sich bisher niemals für diese Angelegenheiten im geringsten interessiert hatte. Er parkte das Auto und begab sich ins Haus, dabei denkend: »Ich bin ein völlig normaler,

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