Die Bestie
entwickelt Dioden, der zweite die nötigen Schaltschemata, und der dritte versucht, aus den Ergebnissen der beiden anderen das Gesamtsystem zu entwickeln und zusammenzubauen. Er nennt sich Systems-Ingenieur. Das Ärgerliche an der Sache ist, daß die Entwicklung moderner Dioden Studium und Erfahrung eines Lebensalters erfordert. Der Diodenspezialist hat also keine andere Wahl, als auf dem Fachgebiet der Schaltschemata Wissenslücken zu überbrücken. Der Schaltschema-Mann muß sich mit den Dioden zufriedengeben, die man ihm gibt, denn da er davon nur theoretische Kenntnisse hat, kann er weder wissen, wie die Diode aussehen muß, die er braucht, noch welche Leistungen er ihr zumuten kann. Gemeinsam genommen, verfügen jene drei Leute über das Können, neue Radioempfänger von nie dagewesener Leistungsfähigkeit zu bauen – doch auch in enger Teamarbeit scheitern sie immer und immer wieder. Sie können ihr Wissen nicht wirklich verschmelzen. Und so macht unsere Technologie zwar Fortschritte, doch sind diese immer nur mittelmäßig. Sie ...«
Er mußte des Ausdrucks auf Pendrakes Gesicht gewahr geworden sein. Er brach ab und fragte mit schwachem Lächeln: »Folgen Sie mir, Mr. Pendrake?«
Pendrake verneigte sich zur Antwort. Der lange Monolog hatte ihm Zeit gegeben, seine Gedanken zu sammeln. Er sagte: »Das Bild, das ich mir vorzustellen versuche, ist folgendes: Ein kleiner Geschäftsmann ist auf der Straße festgenommen, gewaltsam entführt und vor den Präsidenten der Vereinigten Staaten geschleppt worden. Der Präsident beginnt unverzüglich mit einem Vortrag über Radio- und Fernsehdioden. Sir, es scheint nicht sehr sinnvoll zu sein. Was wollen Sie von mir?«
Die Antwort kam schleppend. »In erster Linie wollte ich Sie mir mal ansehen. Zum anderen ...« Jefferson Dayles machte eine Pause, dann: »Was ist Ihre Blutgruppe, Mr. Pendrake?«
»Nun, ich ...« Pendrake fing sich und starrte den Mann ungläubig an. »Meine ... was?«
»Ich möchte eine Blutprobe von Ihnen haben«, entgegnete der Präsident. Er wandte sich an das Mädchen. »Kay«, sagte er, »bitte veranlasse das Nötige. Ich bin sicher, Mr. Pendrake wird keinen Widerstand leisten.«
Pendrake leistete keinen Widerstand. Das Mädchen ergriff seine Hand, und er spürte den feinen Stich, als die Nadel in seinen Daumen stach. Neugierig sah er zu, als sich die Spritze mit rotem Blut zu füllen begann.
»Das ist alles«, sagte der Präsident. »Leben Sie wohl, Mr. Pendrake. Es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen. Kay, würdest du bitte Mabel rufen und Mr. Pendrake zu seinem Büro zurückbringen lassen?«
Mabel war anscheinend der Name der Anführerin seiner Eskorte, denn sie war es, die jetzt in den Raum kam, begleitet von den Pistolenträgerinnen. Knapp eine Minute später befand sich Pendrake im Korridor, dann im Aufzug.
*
Nachdem Pendrake gegangen war, saß der große Mann mit einem erstarrten Lächeln auf den Zügen reglos auf dem Sofa. Einmal sah er kurz zur Frau hinüber, aber sie blickte mit starrem Ausdruck auf die Tischplatte hinunter. Langsam wandte sich Jefferson Dayles dann um und fixierte eine spanische Wand, die hinter ihm in der Ecke neben dem Fenster stand. Ruhig sagte er: »In Ordnung, Mr. Nypers, Sie können jetzt herauskommen.«
Nypers mußte bereits auf das Signal gewartet haben. Er erschien, bevor noch die Worte beendet waren, und ging energischen Schrittes auf den Sessel zu, auf den der Präsident wies. Jefferson Dayles wartete, bis die Finger des alten Mannes entspannt auf den ornamentalen Metallknäufen lagen, die die Armlehnen verzierten, und sagte dann langsam:
»Mr. Nypers, Sie beschwören, daß Sie uns die reine Wahrheit gesagt haben?«
»Jedes Wort!« entgegnete der alte Mann nachdrücklich. »Ich habe Ihnen die Geschichte unserer Gruppe offenbart, ohne Namen oder Orte zu nennen. Wir haben einen Engpaß, vielleicht sogar eine Sackgasse erreicht, in der wir in Kürze möglicherweise die Hilfe der Regierung benötigen werden, doch bevor wir darum nachsuchen, möchte ich Sie warnen, daß jeder Versuch Ihrerseits, uns nachzuforschen, darin resultieren wird, daß wir uns weigern werden, Ihnen unser Wissen mitzuteilen. Ich möchte, daß das klar verstanden wird.«
Es herrschte Schweigen. Schließlich warf Kay schroff ein: »Drohen Sie nicht dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, Mr. Nypers!«
Nypers zuckte die Achseln und fuhr fort: »Vor etwas mehr als zwei Jahren wurde Mr. Pendrake zufällig dem
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