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Die Bestie

Die Bestie

Titel: Die Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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mit feuernden Revolvern entlanggaloppieren konnte. Er versuchte sich die Schlagzeilen vorzustellen:
     
    OBSKURER GESCHÄFTSMANN BESCHULDIGT
    JEFFERSON DAYLES
    Schmierkampagne gegen den Präsidenten!
     
    Pendrake lachte noch einmal, diesmal verächtlicher. Viel Zweifel konnte nicht mehr bestehen. Aus welchem Grund Jefferson Dayles ihn auch immer hatte kidnappen lassen ... Sein Gedanke stockte hier. Aus welchem Grund! Was konnte sein Grund sein? Verwundert schüttelte er den Kopf. Dann konnte er nicht länger an sich halten. Sein Blick heftete sich auf die grauen, halb-belustigten Augen des Staatsoberhaupts. »All dies«, staunte er, »so viele Mühen, so viel Arbeit, eine solch unehrenhafte Geschichte mit Sorgfalt vorbereitet ... wofür?«
    Und als er sein Gegenüber so anstarrte, kam ihm das Gefühl, daß es mit dem Interview jetzt Ernst wurde.
    Der ältere Mann räusperte sich und sagte: »Mr. Pendrake, können Sie die wichtigsten Erfindungen aufzählen, die nach dem zweiten Weltkrieg gemacht wurden?«
    Er verstummte. Pendrake wartete darauf, daß er fortfuhr. Doch das Schweigen dehnte sich aus, und der Präsident blickte ihn nach wie vor geduldig wartend an. Pendrake zuckte die Achseln und entgegnete: »Nun, viel grundlegend Neues hat es nicht gegeben. Ich bin über diese Dinge nicht besonders informiert, doch würde ich sagen: Raketen, der Flug zum Mond, ein paar Entwicklungen in der Elektronik, Vakuumröhren, Halbleiter, gedruckte und integrierte Schaltungen, und so fort, Laser, Maser, den genetischen Kode und die Krebsbekämpfung, und ...« Er brach ab. »Doch hören Sie, was soll das alles? Was ...«
    Die kraftvolle Stimme unterbrach ihn. »Viel Neues hat es nicht gegeben, sagen Sie. Diese Feststellung, Mr. Pendrake, ist wohl der tragischste Kommentar über den Stand unserer Welt, den man sich vorstellen kann. Viel Neues hat es nicht gegeben. Sie erwähnten die Raketen. Mann, wir dürfen es nicht wagen, die Welt wissen zu lassen, daß die Rakete bereits während des zweiten Weltkriegs vervollkommnet worden ist, abgesehen von kleineren Details, und daß wir über dreißig Jahre gebraucht haben, um diese kleineren Details auszumerzen.«
    Er hatte sich im Eifer seiner Entgegnung vorwärtsgeneigt. Jetzt lehnte er sich mit einem Seufzer zurück. »Mr. Pendrake, manche Leute behaupten, daß die Ursache für diese unglaubliche Stagnation des menschlichen Geistes in dem Zustand jener Welt zu suchen ist, die aus dem zweiten Weltkrieg heraus entstand, und daß sie das direkte Resultat davon darstellt. Ich glaube, daß trifft zum Teil zu. Eine Atmosphäre sittlicher Zerrüttung ermüdet und erlahmt den menschlichen Geist. Es ist schwer zu beschreiben. Es ist, als ob sich das Gehirn beim Kampf gegen seine intellektuelle Umwelt völlig verausgabt.«
    Er verstummte und runzelte die Stirn, als ob er nach einer passenden Beschreibung suchte. Pendrake fand Zeit, erstaunt zu denken: Warum wurden ihm diese detaillierten und vertraulichen Vorhaltungen gemacht?
    Der Präsident blickte auf. Es schien ihm nicht bewußt zu sein, daß er eine Pause eingelegt hatte. Er fuhr fort: »Doch das ist nur ein Teil der Ursache. Sie erwähnten Vakuumröhren und Halbleiter, Transistoren und Dioden, die ganze Mikroelektronik und die Technologie der Mikrowellen.« Er wiederholte mit eigenartig hilflosem Ausdruck in der Stimme: »Dioden!« Dann lächelte er müde. »Mr. Pendrake, einer meiner Titel ist der eines Diplomingenieurs. Ich bin gut genug in der Technik zu Hause, um das außerordentliche Problem zu erkennen, das unsere moderne Technologie konfrontiert – das Problem, daß es für den einzelnen Menschen unmöglich geworden ist, alles zu lernen, was es in einem einzelnen Wissensgebiet zu lernen gibt.
    Doch um auf die Dioden zurückzukommen ... es ist allgemein nicht bekannt, daß eine Anzahl berühmter Laboratorien seit einigen Jahren schwache Radiosignale aus dem Weltraum empfangen, von denen man annimmt, daß sie von der Venus stammen. Vor sechs Monaten habe ich beschlossen, in Erfahrung zu bringen, weshalb in der Verstärkung dieser Signale bisher noch keinerlei Fortschritte gemacht worden sind. Ich habe drei der größten Experten auf ihren elektronischen Spezialgebieten zu mir rufen lassen und sie aufgefordert, mir zu erklären, woran es haperte.
    Es scheint, man benötigt kryogenisch gekühlte Maser-Verstärker und neue Schüsselantennen von bisher unerreichtem Gütegrad, um den Störpegel herabzudrücken. Der erste dieser Männer

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