Die Bestie
Einfluß einer ungewöhnlichen Strahlungsart ausgesetzt. Es stand nicht in unserer Macht, diesen Vorfall zu verhüten. Er hatte etwas gefunden, was uns verlorengegangen war, und dann – statt die Finger von etwas zu lassen, das ihn nichts anging – Nachforschungen angestellt und uns schließlich aufgespürt. Auf diese Weise erfuhren wir, daß er – wie einige von uns vor ihm – durch den Einfluß der Strahlung totipotent geworden war. Während der fortschreitenden Neubildung der Zellen macht eine Person mit totipotenten Zellen ein kritisches Stadium durch, in dem sie das Gedächtnis verliert, und so haben wir Pendrake mittels Schlaf Suggestionen und hypnotischen Behandlungen mit dem Gedächtnis ausgestattet, das wir für ihn angebracht hielten. Als Totipotentat machte er körperlich eine Verjüngung durch, und sein Blut, in üblicher Weise durch Transfusion übertragen, kann jeden anderen Menschen verjüngen, der seine Blutgruppe hat.«
»Doch rufen solche Transfusionen in der empfangenden Person keinen Gedächtnisschwund hervor?« Die Frau, Kay, äußerte die Frage rasch.
»Durchaus nicht!« entgegnete Nypers nachdrücklich.
»Für wie lange«, fragte Präsident Dayles nach einer Pause, »wird Mr. Pendrake im totipotenten Zustand bleiben?«
»Er befindet sich andauernd darin«, war die Antwort, »doch handelt es sich um einen latenten Zustand, der erst durch körperliche Beanspruchung und Spannungszustände aktiviert wird. Wir haben herausgefunden, daß man derartige Spannungen durch gewisse Injektionen hervorrufen kann, obgleich es mehrere Monate dauert, bis die Zellen zur vollen Totipotenz gereift sind.«
»Und diese Injektionen sind nun Mr. Pendrake verabreicht worden?« fragte der Präsident.
»Ja ... von seinem Arzt. Pendrake glaubt, daß es sich um Vitaminspritzen handelt. Er ist zwar normalerweise ein außergewöhnlich gesunder und aktiver Mann, doch ist es uns gelungen, ihn glauben zu machen, daß er solche Vitamine benötigt. Er ist in der Tat so stark, daß sich Ihre Mädchen glücklich schätzen dürfen, daß er sich nicht gewehrt hat.«
»Sie sind so stark wie Männer!« schnappte Kay.
»Sie sind bei weitem nicht so stark wie Jim Pendrake«, entgegnete Nypers gelassen. Er schien sich noch mehr über dieses Thema auslassen zu wollen, überlegte es sich dann aber anscheinend anders. Er sagte statt dessen: »Im Spätsommer oder Frühherbst wird er in das extrem totipotente Stadium eintreten, und dann können Sie eine Bluttransfusion bekommen.« Er blickte Jefferson Dayles an. »Wir führen eine Liste öffentlicher Personen mit verschiedenen Blutgruppen, und als Ihr Name schließlich daraufgesetzt wurde, waren wir überglücklich, feststellen zu dürfen, daß wir in Ihnen endlich eine Person mit gleichem Bluttyp gefunden hatten – das heißt, mit Blutgruppe AB, oder Gruppe IV in der Nomenklatur nach Jansky. Das versetzte uns in die Lage, mit einem Angebot an Sie heranzutreten, das es uns ermöglicht, Ihre Hilfe anzunehmen, ohne uns völlig Ihrer Macht auszuliefern.«
Kay entgegnete säuerlich: »Was hindert uns, Mr. Pendrake zu ergreifen und bis zum Herbst unter Verschluß zu halten?«
»Die Blutübertragung«, erwiderte Nypers bestimmt, »erfordert gewisse Spezialkenntnisse, und wir haben die Kenntnisse. Sie nicht. Ich hoffe, damit ist alles klar.«
Jefferson Dayles äußerte sich nicht. Er verspürte den Impuls, die Augen vor einem zu hellen Lichtschein zu schließen. Doch die Helligkeit war in seinem Gehirn, nicht in seiner Umgebung, und er überlegte unsicher, daß sie sein Hirn leerbrennen konnte, wenn er sich nicht in acht nahm. Endlich brachte er es fertig, sich nach Kay umzudrehen. Mit Erleichterung sah er, daß sie das Registrierinstrument des Lügendetektors auf ihrem Tisch fixierte. Der Polygraph stand mit den ornamentalen Knäufen an den Armlehnen des Sessels in Verbindung, in dem Nypers saß. Sie blickte jetzt auf, und als ihre Augen den seinen begegneten, nickte sie leicht.
Die Helligkeit war plötzlich eine weiße, gleißende Flamme, und er mußte mit sich ringen, um nicht aufzuspringen, sondern statt dessen reglos und starr sitzen zu bleiben, während sein Geist in dem ihn erfüllenden namenlosen Frohlocken heftiger und heftiger wirbelte. Es trieb ihn, zu Kays Tisch hinüberzueilen und auf den Lügendetektor hinunterzustarren und Nypers aufzufordern, seine Worte zu wiederholen. Doch auch damit wurde er fertig. Er bemerkte, daß der alte Mann wieder das Wort ergriffen
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