Die Bestie
sich.
Pendrake zwang sich, seine kritische Einstellung zu unterdrücken. Er fragte: »Kann ich Dr. Grayson sprechen?«
»Wen soll ich melden?«
»Pendrake«, erwiderte er verstimmt. »Jim Pendrake.«
»Von hier?«
Pendrake winkte ungeduldig mit der Hand und wies auf die geschlossene Tür, die zum anderen Turm führte. »Ist er dort drinnen?«
»Ich werde Sie anmelden, wenn Sie mir zuerst sagen, woher Sie kommen. Mr. Birdman wird Ihnen dann alles erklären.«
»Mister ... wer?«
»Einen Moment. Ich werde ihn rufen.«
Pendrake spannte sich. Etwas stimmte hier nicht; er wußte nicht, was es war. Diese Witzfigur einer Empfangsdame mit ihrem Akzent trug nicht gerade viel zu einer Beruhigung seines Verdachts bei. Aus irgendeinem Grund mußten Dr. Grayson und die anderen diese Türme, die die Zentrale ihrer interplanetaren Aktivitäten gewesen waren, aufgegeben haben, und eine Gruppe unfreundlicher Gesellen mit ausländischem Akzent hatte die Gebäude übernommen. Er blickte in plötzlicher Entschlossenheit auf. »Sie brauchen niemanden zu rufen. Es ist mir klar, daß ich mich geirrt habe. Ich ...«
Er brach ab, kniff die Augen zu und schlug sie wieder auf. Der Revolver mit dem Perlmuttergriff zielte noch immer über den Rand des Tisches auf ihn.
»Wenn Sie eine einzige Bewegung machen«, sagte sie mit gutturaler Stimme, »werde ich Sie mit dieser geräuschlosen Waffe erschießen.«
Ein untersetzter Mann tauchte auf. Er hatte rotblondes Haar und Sommersprossen. Seine Augen glitten flink über Pendrake; dann sagte er sanft in perfektem, akzentfreiem Amerikanisch: »Gute Arbeit, Lena. Ich hatte schon angefangen zu glauben, daß wir alle losen Fäden aufgeklaubt hätten – und da kommt hier noch ein weiterer anmarschiert. Wir werden ihn in einen Raumanzug stecken und ihn per Lastwagen zu Feld A hinausschicken. Ein Flugzeug ist dort in einer halben Stunde fällig. Wir können ihn später ins Verhör nehmen. Er muß irgendwo eine Frau haben und vielleicht auch Freunde.«
Nach einer Stunde entsetzlich holperiger Fahrt hielt der Wagen an. Die Ketten wurden von dem Anzug gelöst, in dem Pendrake steckte. Als er schwankend und schwindelig aufstand, erblickte er ein Haus und mehrere kleinere Gebäude. Zwischen ihnen stand ein kleines Privatflugzeug, das anscheinend über Düsenantrieb verfügte.
Einer der Lastwagenfahrer winkte mit einer Pistole. »Hinüber mit dir.«
Drei Männer befanden sich im Flugzeug. Sie trugen den gleichen Metall-Kunststoff-Anzug, den Pendrake anhatte, und sie sagten kein Wort, als er an Bord gestoßen wurde.
Einer von ihnen wies auf einen Sitz. Der Mann an den Kontrollen schob einen Hebel vor, und geräuschlos begann sich die Maschine zu bewegen – zunächst vorwärts, dann aufwärts. Die absolute Geräuschlosigkeit der überwältigend krafterfüllten Bewegung war alles, was Pendrake brauchte. Eleanore hatte dieses Phänomen bereits beschrieben. Hier endlich war der Grayson-Motor!
Mit überraschender Plötzlichkeit wurde der Himmel dunkelblau. Die Sonne verlor ihre scheibenförmige Rundheit und wurde zu einem flammenden Feuergebilde in einem nachterfüllten Universum.
Hinter der Flugmaschine schrumpfte die Erde zusammen und begann ihre Kugelgestalt zu zeigen. Vor dem Bug glitzerte die wachsende Sichel des Mondes.
*
Die Signallämpchen des Sprechgeräts flackerten in dem bekannten Rhythmus. Birdman nahm den Hörer ab und fühlte dabei das eigenartig leere Gefühl, das ihn immer überkam, wenn er diesen Anruf erhielt.
»Birdman hier, Eure Exzellenz.«
Die kalte Stimme am anderen Ende sagte: »Es wird Sie freuen, zu erfahren, daß wir innerhalb von drei Tagen alle nötigen Unterlagen über den Mann Pendrake gesammelt haben. Wie Sie wissen, ist es von zwingender Notwendigkeit, daß wir jede einzelne Person, die etwas vom Grayson-Motor weiß, zum Zwecke des Verhörs ausfindig machen, und daß dies ferner geschieht, ohne daß wir den geringsten Verdacht auf uns lenken. Sie werden deshalb darum bemüht sein, Mrs. Pendrake zu entführen und zum Mond zu bringen. Zwingen Sie sie, irgendeine Mitteilung an ihre Hausangestellten zu schreiben, die ihr Verschwinden erklärt – zum Beispiel, daß sie beabsichtige, zu ihrem Ehemann zu reisen und deshalb für einige Zeit abwesend sein würde.«
»Sie möchten nicht, daß sie getötet wird?«
»Auf dem Mond ist es nicht nötig. Wie Sie wissen, herrscht dort sowieso Frauenknappheit. Sagen Sie ihr, daß sie einen Monat Zeit hat, um sich unter
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