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Die Bestie

Die Bestie

Titel: Die Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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ehrlicher Bewunderung und schließlich mit Besorgnis. »Sie muß einfach ermüden«, sagte er. »Irgendwann in der nächsten Zeit wird sie derart erschöpft sein, daß sie kaum noch aufrecht stehen kann, und das ist der Moment, in dem ihr unsere Leute ein Bein stellen.«
    Was man auch immer über die hohe Stufe der Vernunft und Reife der Kandidatin sagen mochte – auf ihre Gefolgschaften traf es nicht zu. Für sie stand der Anbruch des Goldenen Zeitalters bevor. Die Frauen der Erde würden den Krieg aus der Welt schaffen und Frieden über die gequälten Völker bringen. Sie würden die Ungerechtigkeiten der Gesellschaft bereinigen, die Habgier des Handels kontrollieren und ein für allemal die Untreue des amerikanischen Mannes beseitigen.
    Einen Monat, bevor die Wähler zu den Urnen schreiten sollten, hatte der Präsident noch immer die krasse Tatsache vor Augen, daß er eine völlige Niederlage erleiden konnte. Alle Meinungsumfragen zeitigten das gleiche Resultat: Der weibliche Präsidentschaftskandidat lag im Rennen vor ihm.
    »Wenn sie sich nicht zufällig eine Blöße gibt ...«, sagte er eines heißen Tages zwischen zwei Ansprachen zu Kay. »Ich fühle, daß alle meine Argumente die Emotionen nicht durchdringen können, die zugunsten von Wake aufgestachelt worden sind.« Er nannte seine Gegnerin stets Wake – nicht Mrs. Wake, oder Jane Wake –, nur Wake. Diese Technik, nur ihren Familiennamen zu verwenden, unterstrich psychologisch die Gleichheit in einem Kampf, in dem zum erstenmal in der politischen Geschichte der Mann durch die reine Tatsache seiner Männlichkeit benachteiligt war.
    Kay entgegnete kalt: »Für den Fall, daß die Blöße nicht kommt, haben wir alle nötigen Schritte unternommen, um Tausende von Aufständen aufflammen zu lassen, so daß Sie den nationalen Notstand erklären und die Wahl auf später verschieben können.«
    »Gut«, nickte Präsident Dayles, doch Schweißtropfen glitzerten auf seiner Stirn und seinen Wangen. Er griff nach seinem Taschentuch. »Mein Entschluß steht fest, Kay«, sagte er. »Du brauchst also nicht zu befürchten, daß ich schwach werde. Dieser Frauenaufstand ist nur ein weiterer Wahnsinn in einer Welt, die bereits durch zu viele sekundäre Streitfragen und Aufstände verwirrt ist.«
    Die Wahlschlacht wurde hitziger. Paraden. Massenversammlungen. Frauen, die Wahlsprüche kreischten: Frieden! Glückliche Heime! Eine gesunde Nation!
    Verlassene Frauen und Mütter, die sich zu Rachegelüsten hinreißen ließen, brachten die große Frau, die ihre Kandidatin war, mit der Forderung in Verlegenheit, daß Männer, die ihre Frauen sitzen ließen, in ihr Heim zurückgeprügelt werden sollten. Welchen Wert sie noch für ihre Frauen haben würden, innerlich von Haß erfüllt und ihr Rücken von den Narben der Auspeitschungen bedeckt, wurde niemals näher erklärt.
    Zwei Wochen vor der Wahl, gegen Ende einer abendlichen Versammlung, bei der Mrs. Wake zu einer Menge von Tausenden gesprochen hatte, drang eine Frau zu einem Mikrophon vor und kreischte eine Frage: Stimmte es oder stimmte es nicht, daß die Kandidatin für körperliche Züchtigung derjenigen Männer eintrat, die ihre Familien verließen?
    »Meine Damen«, sagte Mrs. Wake müde, »überstürzen wir doch die Dinge nicht!«
    Es war die verhängnisvolle Bemerkung. Sie hatte sich eine Blöße gegeben.
    Die Dayles-Presse stürzte sich auf den Satz.
    Am nächsten Tag und noch viele Tage danach bemühte sich Wake verzweifelt, dem Volk zu erklären, daß sie nur versucht hatte, die Extremisten zu dämpfen.
    Aber die Flitterwochen waren vorüber. Millionen von Männer, die ihr unbedingtes Vertrauen entgegengebracht hatten, änderten schlagartig ihre Meinung. Plötzlich verkörperte nicht länger jedes ihrer Worte die Quintessenz gesunden Menschenverstandes; statt dessen war sie auf einmal ein raffiniertes Weib, das Schritt für Schritt ein geschicktes Spiel trieb.
    Meldungen kamen, daß auch Frauen Zweifel an einem weiblichen Präsidenten zu hegen begannen. Der leicht geschürte Haß, den eine Frau auf die andere hatte, und der so alt wie die Menschheit war, brach mit einem Mal wieder aus, nachdem er in der von geballten Emotionen erfüllten Atmosphäre der Wahlschlacht unterdrückt gewesen war.
    Das Blatt wendete sich sichtlich.
    Innerlich über die Massen erleichtert, verwarf Präsident Dayles seinen Plan, die Wahl zu verschieben.
    Wie er in einer Rede eine Woche vor dem Wahltag verkündete: »In vollem Vertrauen auf die

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