Die Bestien - Thriller (German Edition)
Wasser, der in der Nähe des Kühlschranks stand.
Als er das tropfende Handtuch sah, fiel Jim wieder ein, wie ausgetrocknet er eigentlich war. »Ich könnte wirklich einen Schluck Wasser vertragen«, sagte er. »Hast du vielleicht welches da?«
Darlene nickte. Sie ging zum Kühlschrank hinüber und holte einen Krug heraus. Während sie nach einem Glas griff und es füllte, sagte sie: »Das is‘ Wasser aus dem Fluss. Ich hol da immer mein Wasser.«
Jim war egal, woher es kam. Solange es kalt und nass war, konnte es seinetwegen auch aus China kommen.
Darlene reichte ihm das Glas. »Es is‘ nicht besonders kalt, tut mir leid. Der Kühlschrank funktioniert nich‘. Ich stell‘s nur immer da rein, damit es nich‘ im Weg rumsteht oder ich was verschütte.«
»Schon okay«, versicherte Jim. Er stürzte das lauwarme Wasser mit lauten Schlucken hinunter und genoss das wohltuende Gefühl, als es seine Kehle hinabrann. »Danke, das hab ich gebraucht«, seufzte er.
Darlene lächelte flüchtig, griff dann nach dem feuchten Handtuch und tupfte Jims blutige Schulter damit ab. »Weißt du, normalerweise helf‘ ich den Fremden nich‘. Das is‘ das erste Mal. Aber nach allem, was du letzte Nacht gemacht hast und so … ich mein‘, so wie du Hal verprügelt hast … Himmel, ich dachte echt, du bringst ihn um. Ich wette, da hast du die ganzen Narben her, was? Von Kämpfen?«
»Warte, willst du damit sagen, dass es schon andere gegeben hat? Ich bin also nicht der Erste, den diese Irren entführt haben, um ihn zu jagen?«
Darlene stieß ein Lachen aus, das jedoch abrupt wieder abbrach. »Tut mir leid. Nein, du bist nich‘ der Erste.«
»Mein Gott«, murmelte Jim.
»Was is‘ mit dem Tattoo?«, wollte sie wissen. »Hast du das im Gefängnis machen lassen?«
Sie sprach von dem Stacheldraht, der sich um seinen linken Bizeps schlang – ein dünnes schwarzes Band, das aus achtzehn schmerzhaften Stacheln bestand. »Ja. Das soll mich immer daran erinnern, nie mehr dorthin zurückzukehren.«
»Was hast du denn angestellt, dass sie dich in den Knast gesteckt haben?«
Das fragten sie immer. Er erzählte es ihnen nie. »Hör mal, gibt‘s irgendeine Möglichkeit, wie ich hier rauskommen kann?«
Darlene, die noch immer die Wunde abtupfte, hatte entweder nicht bemerkt, dass Jim ihre Frage nicht beantwortet hatte, oder es war ihr egal, denn sie erwiderte: »Raus aus den Bergen? Nee, das is‘ fast unmöglich. Das is‘ ein ziemlich großes Gebirge, und wenn man sich hier nich‘ auskennt, läuft man den ganzen Tag nur im Kreis. Außerdem stehen deine Chancen zu entkommen, ohne einem von den Jägern in die Arme zu laufen, ziemlich schlecht.«
»Spitze«, seufzte Jim.
»Wenn du‘s bis zur Nebenstraße schaffst, kannst du ihr folgen, aber da hinzukommen is‘ verflixt schwierig. Hal und die anderen Jäger kennen die Berge hier besser als jeder andere … jeder andere außer mir. Die werden sich überall verteilt haben, und wahrscheinlich überwachen auch ein paar von ihnen die Nebenstraße.«
»Was ist mit der Stadt? Wenn ich es runter bis …«
»Vergiss es«, schnaubte Darlene. »Selbst wenn du‘s da runterschaffst, ohne erschossen zu werden, haben sie ganz sicher Patrouillen in den Straßen. Du würdest es nie lebend aus Billings rausschaffen.«
»Dann steckt die ganze Stadt da mit drin?«
»Nein. Nur ’ne kleine Gruppe. Die meisten Leute in der Stadt haben keine Ahnung, was hier wirklich los is‘. Ich meine, ein paar schon, Doc Tingle zum Beispiel und Stan, aber die meisten haben keinen Schimmer. Die glauben alle, du wärst ein gefährlicher Verbrecher, der einen der Bullen verprügelt und seine Waffe gestohlen hat und jetzt in den Bergen rumrennt. Sie würden sofort Alarm schlagen, sobald sie dich sehen.«
»Ich muss ja nicht selbst da runtergehen«, sagte Jim. »Du könntest doch in die Stadt gehen und das Büro des Sheriffs oder die State Patrol anrufen.«
Darlene schüttelte den Kopf. »Ich würd‘s auch nich‘ bis runterschaffen. Ich darf meinen Wohnwagen während einer Jagd nich‘ verlassen. Wenn sie mich erwischen, bringen sie mich sofort wieder zurück. Außerdem hab ich‘s schon mal versucht, aber es hat nix gebracht.«
»Wie meinst du das?«
»Vor ein paar Jahren bin ich eines Morgens, bevor sie mit der Jagd angefangen hatten, in die Stadt gerannt und hab jedem, den ich finden konnte, erzählt, was los war. Ich war grade erst alt genug, um zu kapieren, was der Chief und die anderen da eigentlich
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