Die Bestien - Thriller (German Edition)
mehr gegessen – Steak und Pommes Frites zum Mittagessen in einem Diner am Straßenrand, ganz in der Nähe von Gatlinburg – und er schnappte sich das Snickers, das vor ihm auf dem Boden lag, und riss die Verpackung auf. Die Schokolade war ein wenig geschmolzen, aber sie roch einfach göttlich. Er aß den Riegel in zwei Happen auf. Er war klebrig und süß und schmeckte himmlisch. Jim verzehrte sich förmlich nach mehr, aber es war nur noch ein Schokoriegel da, und den wollte er für später aufsparen, nur für alle Fälle.
Jim warf das leere Papier weg, lehnte sich gegen die Wand der Mine und sah auf die abgenutzten Schienen hinunter. Er fragte sich, was hier vor all den Jahren wohl abgebaut worden war. Kupfer? Silber? Er wusste so gut wie nichts über die natürlichen Ressourcen Georgias. Was immer es auch gewesen war, einmal mehr war er dankbar dafür, dass es hier unten so wunderbar kühl war. Er verstand, weshalb Darlene so gern hierhergekommen war, anstatt in ihrem vollgestopften, stickigen Wohnwagen festzusitzen. Hier konnte sie nicht nur den Leuten aus der Stadt entfliehen, sondern sich auch ein wenig Erholung von der Hitze verschaffen. Es war in der Tat das perfekte Versteck.
Aber wieso ist sie überhaupt hiergeblieben?, fragte sich Jim. Wieso bleibt überhaupt jemand hier?
Weil die meisten Menschen in der Stadt, wie Darlene sagte, keine Ahnung davon hatten, was hier wirklich vor sich ging. Aber was war dann mit den wenigen, die es anscheinend wussten? Wieso hauten sie nicht einfach ab? Oder, noch besser, wieso wandten sie sich nicht an eine übergeordnete Behörde und berichteten dort, was sie gesehen hatten?
Angst musste dabei eine große Rolle spielen, vermutete Jim. Angst war eine mächtige Waffe, wenn man die Massen kontrollieren wollte – sie konnte die sanftmütigsten Menschen dazu bringen, die schrecklichsten Dinge zu tun. Aber wovor hatten die Menschen in Billings Angst?
Ihre Stadt zu verlassen? Kein Teil der Gemeinschaft mehr zu sein?
Vor Bestrafungen?
Wer weiß schon wirklich, warum Menschen die Dinge tun, die sie tun?
Wieso waren so viele Menschen einem Wahnsinnigen wie Hitler gefolgt?
Warum sahen sich die Menschen früher öffentliche Hinrichtungen auf dem Marktplatz an?
Billings erinnerte Jim an eine mittelalterliche Stadt. Eine Stadt, die in jenen düsteren Zeiten stecken geblieben war, in denen es keine Gesetze und keinen gesunden Menschenverstand gab und in denen das Blut ungehindert durch die Straßen floss.
Jim schloss die Augen und sah vor sich, wie der Chief seinen Gürtel erhob und damit auf Darlene einschlug.
Der Wunsch nach Rache brannte so heftig in Jim, dass er den Rauch beinahe riechen konnte.
Aber er hatte keine Zeit für Racheakte. Er musste sich darauf konzentrieren, lebend aus diesem Berg herauszukommen. Er hatte noch mindestens sieben oder acht Stunden, bevor die Nacht hereinbrach. Eine lange Zeit, um nur dazusitzen, zu warten und darauf zu hoffen, dass er nicht entdeckt wurde.
Aber er war daran gewöhnt, über lange Zeit an dunklen, engen Orten zu sitzen. Er war geübt darin, seinen Geist zu besseren Tagen, an bessere Orte reisen zu lassen, während die Zeit unbemerkt weitertickte.
Jim führte die Kerze an seine Lippen, blies die Flamme aus und verlor sich in der Dunkelheit.
Hal entschloss sich, noch einmal in der Hütte vorbeizuschauen, bevor er zurück nach Hause ging. Er wusste, dass sich das, was er gesehen hatte, bevor Andrew gekommen war, nur in seinem Kopf abgespielt hatte, aber ein kleiner, irrationaler Teil von ihm dachte: Und was, wenn nicht?
Er ist dort. Es ist völlig unmöglich, dass der Fremde entkommen ist.
Hal würde dem Kerl noch eine letzte Chance geben, ihm zu sagen, was in der Dose gewesen war. Er würde dem Fremden einen Deal vorschlagen: Wenn er ihm erzählte, was sich in der Dose befunden hatte, würde er ihn freilassen. Wenn er sich hingegen immer noch weigerte, würde er eines noch schmerzvolleren Todes sterben, als wenn sie ihn gejagt und erschossen hätten – Hal und seine Untergebenen hatten noch ein paar qualvolle Foltermethoden auf Lager, sozusagen ihre ganz eigene Version von ›Scheibe nur im Notfall einschlagen‹.
Sie würden ihn so oder so töten, aber solange sie Craig in dem Glauben ließen, er habe noch eine Chance, am Leben zu bleiben, war sich Hal sicher, dass er irgendwann die Wahrheit ausspuckte.
Als Hal die Hütte erreichte, nickte er Randall Buck zu, der auf der Veranda stand. »Konntest du heute Morgen ein
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