Die Bestien - Thriller (German Edition)
die Jäger nach ihm suchten.
Wo Darlene lag, deren junges Leben viel zu früh hatte enden müssen.
Ich kann nicht glauben, dass sie tot ist, dachte Jim, und er schwor sich, dass er, sobald er entkommen und in Sicherheit war, zum Büro des Sheriffs oder verdammt noch mal sogar bis zum FBI gehen und ihnen erzählen würde, was sich hier abspielte. Er würde dafür sorgen, dass diese mörderischen Idioten bekamen, was sie verdienten.
Aber zuerst musste er entkommen.
Jim hoffte, dass sie die Suche heute Nacht einstellen und es ihm bis dahin gelingen würde, von diesem Berg hinunterzukommen. Dann würde er den nächsten Schritt wagen.
Ohne Darlene? Wie willst du denn alleine hier rausfinden?
Jim kannte sich zwar im Gebirge nicht aus, aber er konnte ganz gut auf sich allein gestellt überleben. Er musste einfach versuchen, einen Weg nach draußen zu finden, selbst wenn es die ganze Nacht dauerte.
Der Weg zurück zur Nebenstraße erschien ihm am Erfolg versprechendsten. Sollte er dort kein Glück haben, konnte er immer noch dem Fluss folgen – der musste ja schließlich irgendwo hinführen, oder nicht? Vielleicht in eine andere Stadt, vielleicht auch zu einer anderen Nebenstraße.
Aber was, wenn der Fluss nur noch tiefer in die Berge führt?
Dann wäre er wirklich so richtig im Arsch.
Dies war einer der wenigen Momente in Jims Leben, in denen er sich verloren und verängstigt fühlte.
Selbst als er in der kalten Enge seiner Zelle eingesperrt gewesen war, hatte er nie das Gefühl gehabt, irgendjemandes Hilfe zu benötigen. Er hatte etwas Schlimmes getan und musste den Preis dafür zahlen – für ihn war das in Ordnung gewesen.
Aber das hier war etwas anderes. Er hatte keinen Ärger gewollt. Er war einfach nur durchs Land gereist, hatte sich allein um seine Angelegenheiten gekümmert und versucht, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Aber die Welt schien sich gegen ihn verschworen zu haben, und so hatte er sich in dieser gottverlassenen Stadt wiedergefunden … aus purem Zufall? Pech? Oder etwas anderem? Etwas Tiefgründigerem? Er erinnerte sich daran, wie er letzte Nacht offensichtlich für eine Weile das Bewusstsein verloren hatte, um sich dann in einem Wagen auf irgendeiner Nebenstraße wiederzufinden – Endstation: Hölle. Vielleicht war es ja doch kein Zufall gewesen, dass er hier gelandet war.
Wie auch immer er jedoch in diesen Schlamassel geraten sein mochte oder aus welchen Gründen, eines wusste er mit Sicherheit: Dieses Mal hatte der Ärger ihn gesucht, und zwar in Form eines Hinterwäldler-Polizei-Chiefs, einer durchgeknallten Truppe von Jägern und einer Stadt, deren Einwohner offensichtlich zu ignorant waren, um zu sehen, was um sie herum wirklich vor sich ging. Oder sie wussten es, hatten aber zu viel Angst, um irgendetwas dagegen zu unternehmen. Er hatte doch nur versucht zu verhindern, dass ein armes Mädchen misshandelt wurde … und jetzt war sie tot und er versteckte sich in einer längst vergessenen Mine und fürchtete um sein Leben.
Er hatte Angst, dass die Jäger ihn fanden. Er hatte Angst vor dem Berg und davor, keinen Ausweg zu finden. Er hatte Angst um seine Seele. Und er hatte Angst zu sterben.
Da war jedoch noch eine andere Angst, eine tiefere, irrationalere Angst, die er zwar weder erklären noch verstehen konnte, die er aber bis in seine Knochen und Eingeweide spürte: Vielleicht fand all das ja nur in seinem Kopf statt – genauso, wie er gesehen hatte, dass Darlene sich in Craig verwandelte, bevor die Schüsse gefallen waren. Doch Jim konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass irgendetwas über diese Stadt gekommen war, etwas Unnatürliches.
Ich muss wohl langsam total verrückt werden. Vermutlich ist das hier in der Stadt ansteckend.
Mit einem Seufzen setzte sich Jim auf die kalte, harte Erde. Er betrachtete die von Darlene zusammengesammelten Dinge, die er auf den Boden ausgeschüttet hatte: fünf Kerzen, drei Streichholzschachteln, einen zweiten Kerzenhalter, ein Seil und ein paar Schokoriegel.
Während er auf die zusammengewürfelte Sammlung starrte, bohrte sich ein Schmerz in seinen Magen.
Diese Mine musste wie ein zweites Zuhause für Darlene gewesen sein, eine Flucht aus ihrer schrecklichen Wirklichkeit, ein Ort, an dem sie allein sein konnte, ohne Sorgen und Angst.
Wenigstens hatte sie nun ihren Frieden gefunden – sie war aus diesem widerlichen Ort befreit.
Als er auf die Schokolade hinunterblickte, begann Jims Magen zu knurren. Er hatte seit gestern nichts
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