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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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ständig – das mit dem misstrauisch. Ein Glück, dass ich weder allzu paranoid noch übersensibel bin.«
    »Ganz im Gegenteil, ich finde, Misstrauen ist eine gesunde Eigenschaft. Hält das Gehirn wach, sodass man stets auf der Hut ist.«
    »Ich versuche, daran zu denken, wenn sich der nächste Herzinfarkt ankündigt. Also, wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Munday fuhr im Flüsterton fort. »Vor zwei Tagen ist ein Mann in seinem Haus tot aufgefunden worden. Zufällig nicht weit von hier entfernt, im Stadtzentrum. Aus unterrichteten Quellen weiß ich, dass die Polizei glaubt, eine Prostituierte hätte etwas damit zu tun.«
    »Und?«
    »Ich bin sicher, Sie können die Namen der meisten, wenn nicht aller Prostituierten in der Gegend herausfinden.«
    Karl lachte. »Lassen Sie das nicht Naomi hören. Sie könnte das in den falschen Hals bekommen.«
    »Prostitution ist nicht allzu weit verbreitet in Belfast – noch nicht. Es kann nicht so viele Prostituierte in der Innenstadt geben. Für eine Liste der bekannten wäre ich sehr dankbar.«
    Das Jucken wurde mit einem Mal noch heftiger. Karl rutschte ein wenig auf dem Hintern herum und dachte an die kalte Hämorrhoidensalbe und die Linderung, die sie versprach.
    »Sie machen aber keinen auf Charles Bronson und planen einen Rachefeldzug wie in
Ein Mann sieht rot,
oder?«, fragte Karl.
    Munday lächelte fast. »Nichts Illegales, Mister Kane. Das kann ich Ihnen versichern. Der Ermordete war ein guter Freund von mir. Mit Geld lassen sich die Räder der Justiz manchmal ein wenig schneller drehen, wie ich herausgefunden habe, solange man mit Fakten bewaffnet ist. Und das brauche ich von Ihnen. Die Fakten.«
    »Warum gehen Sie nicht einfach zu einem Ihrer Kumpels von der Polizei – ich meine, zu einer Ihrer Quellen –, um an die Namen zu kommen. Das wäre sehr viel billiger.«
    Mundays Gesichtsmuskeln zuckten. Noch ein Versuch, zu lächeln? »Ich bin ein großer Fan der Privatwirtschaft.«
    Karl lächelte seinerseits. »Gute Antwort. Wie lautet denn der Name dieses Herrn?«
    »Sein Name ist –
war
– Joseph Kerr.«
    »Und Milligan? Gehörte er auch zu Ihren Freunden?«
    Munday erhob sich von seinem Stuhl und sah Karl direkt in die Augen. »Ich melde mich in Bälde wieder bei Ihnen.«
    Kaum hatte Munday das Büro verlassen, stürmte Naomi herein.
    »Du beschaffst ihm diese Liste doch nicht wirklich, oder?«
    »Du guckst ja, als hätte ich gerade einen Tausender verloren, statt einen zu bekommen.« Karl suchte seinen Schreibtisch nach der Hämorrhoidensalbe ab.
    Naomi verschränkte die Arme vor der Brust. »Es kommen andere Kunden«, sagte sie. »Wir brauchen diesen gruseligen Typen nicht.«
    »Falls du es vergessen hast, mir quillt nicht nur Blut aus dem Arsch, sondern auch jede Menge Rechnungen«, antwortete Karl, der die Salbe gefunden hatte und mit der Tube auf Naomi zeigte.
    »Beides muss nicht so sein. Wir können uns einschränken. Und du könntest dich mal untersuchen lassen, anstatt den Gang zum Arzt zu meiden wie der Teufel das Weihwasser.«
    »Ich dachte, als wir diese Beziehung begonnen haben, wären wir uns einig gewesen, dass sie nicht zu kompliziert werden sollte?«
    »Für gute Menschen ist es nicht kompliziert, anständig zu handeln, Karl.«
    »Die Namen der Nutten in Belfast sind allgemein bekannt. Wir leben in einem Dorf, Naomi, falls du es noch nicht mitbekommen hast. Wenn Munday die Liste nicht von mir bekommt, dann von jemand anderem.«
    »Dann soll es so sein. Ich glaube, dein erster Eindruck war richtig. Er ist ein hinterhältiger Kerl, Karl.«
    »Lasst uns kein imaginäres Böses erfinden, wo es doch mehr als genug reales gibt. Oliver Goldsmith,
The Good-Natured Man
«, sagte Karl. »Du machst aus Munday etwas, das er nicht ist. »Außerdem, sollte einem der Mädchen was passieren, dann wäre er der Hauptverdächtige. Und für mich sieht er nicht wie ein Dummkopf aus.«
    »Das habe ich bis jetzt von dir auch gedacht«, sagte Naomi, schlug die Tür hinter sich zu und ließ Karl allein zurück – mit dem Geld, seinen Gedanken, der Hämorrhoidensalbe und einem Hintern, der plötzlich juckte wie verrückt.

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    Kapitel  Zehn
    Montag, 5 .Februar
    »Geld ist eine Sprache, die alle Nationen verstehen.« Aphra Behn,
The Rover
    »Was ist das?«, fragte Paul der Barkeeper.
    »Für mich sieht es wie ein Fünfer aus«, antwortete Karl und dirigierte einen Schluck Hennessy in den Mund, während er mit dem Zeigefinger der anderen Hand einen

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