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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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Aufschrift
Realität ist ein Zustand, der durch Mangel an Drogen hervorgerufen wird
trug.
    »Du bist wie ein Hai, was den Geruch von Geld anbelangt. Lass ihn rein«, sagte Karl und schnäuzte sich lautstark. Seine Stirnhöhlen schlossen sich heute noch früher als sonst.
    Wenige Augenblicke später trat Munday ein und nahm unaufgefordert Platz.
    »Und? Was haben Sie für mich?«, fragte Munday.
    Karl holte einen dicken Stapel Blätter aus der obersten Schublade seines Schreibtischs. Mit gewichtiger Stimme las er daraus vor. »Der Name des unglücklichen Mannes ist Wesley Milligan, ein ehemaliger Aufseher der Haftanstalt Woodbank. Er quittierte den Gefängnisdienst vor rund einem Jahr und verschwand danach praktisch spurlos. Margaret, seine geschiedene Frau, behauptet, dass sie ihn seitdem nicht mehr gesehen hat.«
    Karl blickte auf, um Mundays Gesichtsausdruck zu sehen. So leer wie der größte Teil der Seiten in Karls sogenanntem Bericht. Er fuhr mit der Lektüre fort. »Die Frau ließ wenig bis gar keine Gefühlsregungen erkennen, als sie über den Tod ihres Ex informiert wurde, heißt es im Polizeibericht.«
    »Steht sie unter Verdacht?«, fragte Munday.
    Karl entging nicht, dass sich Mundays Tonfall verändert hatte. »Nicht per se, aber die Polizei hat ›weiterhin Interesse‹ an ihr, wie ich einem Berichte entnehmen konnte – übrigens illegal und unter enormem Risiko für meine Person, wie ich anmerken möchte.«
    »Vier Zucker, schwarz, Mister Munday? Richtig?«, fragte Naomi, die die Tür mit dem Hintern aufstieß, eintrat und die Kaffeetassen abstellte. »Und dazu einige ballaststoffreiche Biskuits.«
    »Danke«, sagte Munday.
    Ein paar Sekunden später verließ Naomi immer noch lächelnd das Zimmer.
    Munday nippte zaghaft an dem dampfenden Kaffee. »Wie ist Milligan gestorben?«, fragte er. »Das haben Sie noch nicht erwähnt.«
    »Darauf wollte ich gerade kommen«, antwortete Karl, nahm selbst einen Schluck Kaffee und verspürte Erleichterung, als der Dampf die Schmerzen in den Stirnhöhlen linderte. Er las von der zweiten Seite ab. »Drei Kugeln in den Kopf. Erste Untersuchungen zeigten Folterspuren an dem Leichnam.«
    Karl fand, dass der ansonsten stets stoische Munday plötzlich recht erschüttert aussah.
    »Alles in Ordnung, Mister Munday?«
    »Was …? Oh … ja. Ja, natürlich«, sagte Munday, der die Fassung wiedererlangte.
    Munday trank einen großen Schluck Kaffee, dann erst förderte er zutage, worauf Karl gewartet hatte: einen Umschlag.
Den
Umschlag. »Hier sind die restlichen fünfhundert, wie vereinbart. Zählen Sie nach, wenn Sie wollen.«
    »Ich vertraue Ihnen«, sagte Karl, der verzweifelt versuchte, den Inhalt des Kuverts zu ertasten, bevor er es in die Schublade warf. Fühlte sich an, als wäre alles drin. Er hoffte es.
    »Gut. So sollte es mit allen Transaktionen sein. Solide auf Vertrauen gebaut. Und jetzt hätte ich noch eine Bitte an Sie. Natürlich soll es sich wieder für Sie lohnen.« Munday fischte einen identischen Umschlag aus der Innentasche. Im Vergleich zum ersten wirkte dieser jedoch sichtlich praller. »Da sind tausend drin.«
    Karls Gesicht lief rot an. Seine Stirnhöhlen waren schlagartig frei. Er hoffte, dass man ihm nicht ansah, wie schnell sein Herz schlug.
    »Ich nehme nicht an, dass ich dafür Milligans Schuhgröße in Erfahrung bringen soll?«, sagte Karl, der sich kaum beherrschen konnte, dem anderen den Umschlag aus der Hand zu reißen. Er trank einen Schluck Kaffee, blickte über den Tassenrand und entdeckte Naomi, die an der Tür horchte. Er warf ihr einen vernichtenden Blick zu.
    »Dieser erste Tausender war nur ein Testlauf, Mister Kane, um zu sehen, wie Sie arbeiten«, sagte Munday. »Vermutlich könnte ich alles, was Sie mir bisher geliefert haben, auch selbst herausfinden, indem ich einfach darauf warte, dass ein Journalist irgendwann detailliert über die ganze Geschichte berichtet.«
    »Aber die Zeit haben Sie nicht, richtig?«
    Munday lächelte gepresst. »So langsam mag ich Sie, Mister Kane. Bis über beide Ohren verschuldet, und doch besitzen Sie die Unverfrorenheit, den Gleichgültigen zu spielen.«
    »Wie kommen Sie darauf, dass ich verschuldet bin?« Plötzlich juckte Karls Hinter wieder, aber er widerstand dem Drang, sich in Mundays Gegenwart zu kratzen.
    »Ich habe meine Quellen, genau wie Sie.« Munday sah Karl in die Augen. »Sie sind ein überaus misstrauischer Mensch, Mister Kane. Das gefällt mir bei einem Mann.«
    »Das höre ich

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