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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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Fünfpfundschein in Pauls Richtung schob.
    »Möchten Sie noch einen Brandy auf Eis?«
    »Wie holt man sich todsicher einen kalten Hintern?«
    »Sir?«
    »Brandy auf Eis. Verstehen Sie?«
    Den Barkeeper schien Karls Humor nicht im Geringsten zu beeindrucken. »Ausgezeichnet, Sir. Noch einen Brandy?«
    »Der Fünfer ist für Sie, mein Freund.«
    Der Barkeeper sah Karl misstrauisch an.
    »Für mich? Warum?«
    »Einem geschenkten Gaul schaut man nichts ins Maul, wie Lester Piggott einmal gesagt hat. Ich möchte nur ein paar Infos über die heiße Blondine.«
    »Wen?«
    »Die heiße Blondine. Waren das nicht Ihre Worte?«
    Pauls Züge strafften sich. »Sind Sie ein Bulle? Hören Sie, ich habe Ihren Kollegen schon gesagt, dass ich mich kaum an die Frau erinnern kann.«
    »Ich bin kein Bulle, und das waren nicht meine Kumpels, mit denen Sie geredet haben.«
    »Möchten Sie noch einen Brandy oder nicht, Sir? Ich habe noch mehr Kunden.«
    »Sie gucken wie Rick in
Casablanca.
«
    »Was?«
    »›Von allen Kaschemmen der Welt kommt sie ausgerechnet in meine.‹«
    Paul zog ein verwirrtes Gesicht, das in ein halbes Grinsen überging. »Das dürfte die schlechteste Humphrey-Bogart-Imitation sein, die ich je gehört habe – und ich habe in meinem Leben schon einige schlechte gehört. Glauben Sie mir.«
    »Ich hätte mich heute Morgen nicht rasieren sollen. Mit einem Tagesbart kommt mein Bogart besser rüber.« Er fuhr mit seiner Bogart-Stimme fort. »Spiel’s noch einmal, Paul. Um der alten Zeiten willen.«
    Paul ließ den Fünfer hastig in der Tasche verschwinden. »Wie ich der Polizei schon sagte, die Frau kam ein paarmal hier rein. Trank Drambuie. Blieb für sich. Wissen Sie, was ich meine? Machte keinen Ärger. Sah sehr gediegen aus. Echt sehr gediegen.« Paul blickte über die Schulter und sondierte die Bar von vorn bis hinten, ehe er Karl direkt in die Augen sah. »Mein Bauchgefühl sagt mir, dass sie eine Nutte war. Allerdings wäre Escort ein besseres Wort. Nutte ist zu ordinär für jemanden mit der Klasse.«
    Nachdem sich Paul als Mann von Welt zu erkennen gegeben hatte, wollte Karl sein Urteil nicht infrage stellen. »Glauben Sie, dass sie ihr Opfer kannte?«
    »Joe? Nee. Niemals. Joe spielte nicht annähernd in ihrer Liga. Kaum zu fassen, dass sie tatsächlich mit ihm rausgegangen ist. Joe war nicht gerade Brad Pitt, wenn Sie verstehen, was ich meine?«
    »Ich verstehe, was Sie meinen. Kein Adonis.« Karl lächelte. »Was hat sie dann an ihm fasziniert, wenn nicht sein rustikaler Charme?«
    »Keine Ahnung.« Paul zuckte die Achseln. »Oh, habe ich erwähnt, dass sie recht muskulös war?«
    »Was?«
    »Muskulös. Als würde sie jeden Tag trainieren. Sah aus, als wüsste sie sich zu verteidigen, wenn es drauf ankommt. Vermutlich kann sie Judo und den ganzen Scheiß.«
    »Muskulös?« Karl dachte einen Moment nach. »Könnte sie ein Er gewesen sein?«
    »Was?«
    »Ein Transvestit? Oder eine Transsexuelle?«
    »Nie im Leben! Sie war eine richtige Frau.« Paul klang beleidigt. »Wofür halten Sie mich? Einen Perversling?«
    »Ich zweifle nicht an Ihrer Männlichkeit, Paul, ich stelle nur Fragen, die die meisten Polizisten nicht stellen. Ich vermute, sämtliche Gläser wurden gespült?«
    »Wegen Fingerabdrücken, richtig?«
    »Sie kennen sich aber gut aus. Ja, ich denke an Fingerabdrücke.«
    »Ja, die Gläser wurden alle gespült. Die Bullen haben mich beim Verhör dasselbe gefragt. Sie hatten gehofft, sie könnten Fingerabdrücke nehmen, aber wir spülen unsere Gläser immer gleich, nachdem sie benutzt wurden. Das ist hier ein sauberer Laden«, antwortete Paul recht stolz. »Sehr hygienisch.«
    Karl fielen eine Million bissiger Antworten ein, aber er verkniff sie sich alle.
    »Zigarettenkippen mit Lippenstift?«, fuhr Karl fort. »So was in der Art? Messer und Gabel?«
    »Haben die Bullen auch gefragt. Nein, wir spülen das Besteck …«
    »… immer gleich, nachdem es benutzt wurde. Das war eine dumme Frage von mir. Nach all den Jahren scheint Bulldog offenbar doch noch den Dreh rauszukriegen.«
    »Wer?«
    »Niemand. Ist ein Insider.«
    »Aber jetzt, wo ich darüber nachdenke – eines habe ich den Bullen nicht gesagt.«
    »Ach ja?«
    Paul sagte nichts, grinste aber so breit wie für eine Zahnpastareklame.
    »Ach ja«, sagte Karl, holte noch einen Fünfer raus und legte ihn auf den Tresen.
    »Sie sah aus wie eine Schauspielerin, aber mir fällt nicht ein, welche. Ich zermartere mir schon die ganze Zeit das Hirn«,

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