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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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antwortete Paul und steckte den Fünfer ein.
    »Dann lassen Sie mich wissen, wenn die Marter erfolgreich war. Aber beeilen Sie sich. Andernfalls komme ich zurück und hole mir meinen Fünfer wieder. Und vergessen Sie nicht: Wenn Sie jemals in der Scheiße sitzen, dann bin ich der richtige Klempner für Sie«, sagte Karl, gab Paul seine Visitenkarte und eilte hinaus.

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    Kapitel  Elf
    Montag, 12 .Februar
    »Er kennt den Tod bis in das Mark.« Yeats,
Tod
    Das Gesicht des Gerichtsmediziners Tom Hicks war im Schein des flackernden Computermonitors in geisterhaft grünes Licht getaucht. Karl sah ameisengroße Zahlen über Toms Stirn und Brille huschen.
    »Unser Mister Kerr – weißt du schon, wie er gestorben ist?«, frage Karl, der den Bericht des Pathologen überflog und sich dabei auf einem klapprigen Stuhl zurücklehnte. »Hier steht gar nichts von Blutergüssen oder so. Was ist mit den kleinen Bissspuren in seinem Gesicht?«
    Tom blickte von dem Monitor auf und sah Karl an. »Die sind von seiner Katze.«
    »Was?« Karl runzelte die Stirn.
    »Als die Exfrau am Tatort eintraf, musste sie feststellen, dass ihm das Tierchen das halbe Gesicht weggeleckt hat.«
    »Würde mich nicht überraschen, wenn die Ex die Katze genau zu dem Zweck absichtlich dort gelassen hätte. Ich hasse Katzen, darum kriegst du jetzt auch keine Witze über Muschis und Lecken von mir zu hören.«
    Tom schüttelte ungeduldig den Kopf. »Herrgott, Karl, werd erwachsen. Dein pubertärer Unsinn ist schon unter normalen Umständen kaum zu ertragen.«
    »Weißt du noch, in der Schule, als wir gerade mal Teenager waren? Da hast du das auch schon immer gesagt.«
    »An die Zeit will ich lieber nicht erinnert werden, schönen Dank auch.«
    Karl und Tom waren seit der Grundschule die besten Freunde, seitdem sie, beide von jeweils anderen Schulen kommend, gleichsam ins kalte Wasser einer neuen geworfen und zusammen in eine Klasse gesteckt worden waren. Es dauerte nicht lange, bis Brillenträger Tom die Aufmerksamkeit der Schläger auf sich zog, die ihren Testosteronspiegel unter Zuhilfenahme von vermeintlich schwächeren Bewohnern des Betondschungels regulieren mussten. Zum Leidwesen der Schläger war Toms Freund Karl jedoch nicht zimperlich und liebte nichts mehr, als sich zu prügeln und schmutzig zu machen, Augen blau einzufärben und Eier zu quetschen, ganz gleich, wie groß seine Gegner sein mochten. Es sprach sich bald herum, dass man sich besser nicht mit Crazy Karl Kane anlegen sollte – oder seinem besten Freund. Schließlich verpasste man den beiden den gemeinschaftlichen Spitznamen »der Pisser und der Schisser«.
    »Der Pisser und der Schisser«, sagte Karl lächelnd. »Ich habe mich oft gefragt, welcher Klugscheißer sich das ausgedacht hat. Ich wette, es war Milky Johnson, das gemeine Aas … Was glaubst du?«
    »Ich würde ja gern mit dir in Erinnerungen schwelgen, aber wollen wir nicht bei der Sache bleiben? Wir sind keine Kinder mehr – jedenfalls einer von uns nicht. Können wir jetzt weitermachen?«
    »Die Katze. Was wolltest du sagen?«
    »Sie hatte ein zerkautes Kondom im Maul. Das arme Tierchen ist erstickt.«
    »Eine Katze, die versucht, Beweismittel zu vernichten? Vermutlich klagt Wilson sie wegen Behinderung der Justiz an.«
    »Phosgen.«
    »Komischer Name für eine Katze, findest du nicht auch?«
    »Das hat Kerr getötet. Bei toxikologischen Tests wurden Spuren von Phosgen gefunden.«
    »Phosgen? Was ist das?«
    »Das ist eine Chemikalie, die zur Herstellung von Plastik und Pestiziden verwendet wird. Die Nazis haben es in den Gaskammern verwendet, um die Juden auszurotten. Wenn man Chloroform der Sonne aussetzt, wird es zu Phosgen. Durch Kühlung und Druck lässt sich Phosgen verflüssigen, transportieren und lagern. Wird es wärmer als einundzwanzig Grad, ist es tödlich.«
    Karl pfiff leise. »Übel. Aber wie konnte es seine tödliche Wirkung entfalten? Woher kam die Wärme? Im Bericht steht, dass es in dem Zimmer schweinekalt war, da zwei Fenster sperrangelweit offen standen.«
    »Mich überrascht, dass du mit deiner Fantasie da nicht selbst draufkommst.«
    »Was?«
    »Das Zimmer war zwar kalt, aber nicht das Kondom.« Karl entging Toms verschmitzter Tonfall nicht.
    »Ich kapier’s immer noch nicht«, gab Karl zu. »Woher kam die Wärme?«
    »Tu nicht so naiv, Karl, das kauft dir keiner ab«, seufzte Tom. »Die Innenseite des Kondoms war mit Phosgen behandelt. Die erforderliche Temperatur wurde dadurch erreicht, dass

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