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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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wissen, dass ich keine Informationen über Klienten weitergeben darf.«
    »Selbst, wenn dein Klient ermordet wurde?«
    »Das nennt man Schweigepflicht.«
    »Du weißt, dass ich dir das Leben verdammt schwer machen kann?«
    »Ist das eine Drohung?«
    »Ein Rat. Und ich gebe dir noch einen, ganz kostenlos. In was du da auch reingeraten bist, sieh zu, dass du wieder rauskommst, bevor es zu spät ist.«
    Karl öffnete die Autotür, stieg aus und atmete tief durch die Nase ein. Er hob den linken Fuß und sah unter dem Schuh nach. »Ich dachte, ich wäre in Scheiße getreten, als ich in das Auto eingestiegen bin. Aber das musst du sein, Wilson. Eines Tages erstickst du an einer Überdosis deiner eigenen Scheiße, die zu verzapfst. Und das ist ein echter Rat. Gute Nacht.« Karl schlug die Tür zu und stapfte davon, die grausigen Bilder deutlich vor dem geistigen Auge.
    Armer Teufel. Womit hast du einen solchen Tod verdient? Und worauf habe ich mich da nur eingelassen …?

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    Kapitel  Siebenundzwanzig
    Montag, 5 .März (Nachmittag)
    »Quis custodiet ipsos custodes?« (Wer überwacht die Wächter?) Juvenal,
Satiren, VI .  347
    Ratten, so groß wie Brotlaibe, verschwanden eiligst in ihren Löchern, als Karl sich Woodland näherte. Das Gefängnis, das im neunzehnten Jahrhundert für sogenannte Geisteskranke erbaut worden war – also für alle, die das System als »anders« einstufte –, wirkte auf schaurige Weise uneinnehmbar.
    Als Karl das schwer bewachte Tor passiert hatte, führte man ihn in das Büro von George Hanna, dem Direktor von Woodbank.
    Der Mann entsprach so gar nicht Karls Erwartungen. Er begrüßte Karl herzlich, fast jovial, und bot ihm sogar einen Brandy aus einer teuren Kristallkaraffe von Waterford an, um ihn nach der Kälte draußen etwas aufzuwärmen.
    Karl, der nicht undankbar erscheinen wollte, nahm das Angebot an und reagierte alles andere als beleidigt, als der Direktor andeutete, dass die Brandyvorräte sich nicht auf ein Glas beschränkten.
    »Es tut mir leid, ich kann nur etwa zwanzig Minuten für Sie erübrigen, Mister Kane, da ich heute eine ganze Reihe Termine habe. Immerhin muss ich den Laden am Laufen halten.«
    Hanna lachte. Recht gekünstelt, fand Karl.
    »Natürlich. Zwanzig Minuten dürften mehr als ausreichend sein, Herr Direktor«, sagte Karl und zückte ein kleines Notizbuch. »Ich weiß zu schätzen, dass Sie mich empfangen, da mir klar ist, wie beschäftigt Sie sein müssen. Ich brauche nur einige Hintergrundinformationen über die Gefängnisaufseher, die in den letzten Wochen ermordet wurden.«
    »Schlimme Sache«, sagte Hanna und wärmte sich den Rücken vor dem großen offenen Kamin. »Man denkt, man hat schon alles erlebt, und dann passiert so etwas. Und der schreckliche Vorfall mit dem armen Basil Donaldson.«
    »Basil Donaldson war nicht gerade arm, Herr Direktor. Er hat eine stattliche Summe aus dem Pensionsfonds der Gewerkschaft entwendet, als er hier arbeitete, wenn ich mich nicht irre?«
    »Ich meine, wie er ermordet wurde … nur seine Hand gefunden …« Hanna lehnte sich dichter ans Feuer und kippte den Rest Brandy in seinem Glas in einem Zug hinunter.
    »Es ist sehr wahrscheinlich, dass hier jemand eine Botschaft überbringen wollte, Herr Direktor. Wer stiehlt, wird bestraft. Haben sie darüber schon einmal nachgedacht?«
    »Tja … ehrlich gesagt glaube ich, dass wir darüber alle nachgedacht haben. Es gab schreckliche Gerüchte – damit muss man wohl rechnen, nehme ich an –, doch die internen Ermittlungen haben keinerlei Beweise erbracht, die sie erhärtet hätten. Das war alles ziemlich anstrengend und schreckliche für das Personal.«
    Karl sah auf seinen Notizblock, ehe er fortfuhr. »Hatte einer der toten Männer viele Feinde unter dem Gefängnispersonal?«
    »
Viele?
Sie stellen ausgesprochen voreingenommene Fragen«, antwortete Hanna mit einem kläglichen Lächeln im Gesicht. »Nein, ich weiß nicht, ob einer der Männer Feinde unter seinen Kollegen hatte, aber für draußen kann ich das nicht garantieren. Als Gefängniswärter oder -direktor macht man sich zwangsläufig Feinde, Mister Kane. Wir erledigen einen notwendigen, aber undankbaren Job. Haben Sie je einen Film gesehen, in dem der Direktor oder die Aufseher eines Gefängnisses etwas anderes als Monster gewesen wären? Das liegt in der Natur der Sache, wie Sie sich denken können.«
    »Wie gut kannten Sie Wesley Milligan?«
    »Ich bin erst seit ungefähr einem Jahr hier, daher kenne ich

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