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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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diesem Stuhl gefallen.
»Was ist mit Gerüchten?«
    »Gerüchte sind wie Treibsand. Man sollte keine Fundamente darauf errichten. Wenn Sie Gerüchte wollen, gehen Sie in den Keller. Ich vermute, dort finden Sie genügend Ratten, die welche verbreiten.«
    Karl nahm die Karaffe, schenkte sich einen ordentlichen Schluck ein und bot Lange auch etwas an. Der Mann sah aus, als wäre er entsetzt.
    »Im Leben keinen Alkohol, Mister Kane.«
    »Gut für Sie. Sagen Sie, was hielten Sie von Basil Donaldson, der das viele Geld aus dem Pensionsfonds gestohlen hat? Das kann doch beim Personal nicht gut angekommen sein?«
    »Ist die Polizei bei der Aufklärung der Morde schon weitergekommen, Mister Kane?«, fragte Lange und wich damit Karls Frage aus.
    »Ehrlich gesagt, bin ich nicht bei der Polizei. Da hat sich der Direktor geirrt. Eigentlich bin ich Privatdetektiv, den ein Exklient angeheuert hatte, um etwas über die Ermordung von Wesley Milligan herauszufinden.«
    Lange sah nervös – oder erbost – drein, Karl war sich nicht sicher.
    »Leider ist Direktor Hanna nicht immer gründlich, Mister Kane. Wenn es mit rechten Dingen zuginge, dürften Sie gar nicht hier sitzen.«
    »Ich denke mir, es kann nicht schaden, und wenn es dazu führt, dass die Mörder Ihrer Freunde festgenommen werden, hat es sich doch gelohnt. Finden Sie nicht auch?«
    »Sie waren nicht meine Freunde, Mister Kane«, sagte Lange, stand auf und stützte sich mit den Händen auf der Tischplatte ab, als fürchtete er um sein Gleichgewicht. »Einige von ihnen haben die Uniform befleckt.«
    »Können Sie mir das erklären?«
    »Nein. Das kann ich nicht. Ich kann dieses Gespräch lediglich beenden. Wenn Sie gestatten …?« Lange ging zur Tür und öffnete sie.
    »Gewiss, gewiss«, sagte Karl und stellte das leere Brandyglas auf den Tisch. »Oh, eine Frage hätte ich noch, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Etwas ganz anderes.« Karl sah, dass er Langes Geduld überstrapazierte.
    »Ja?«
    »Letztes Jahr war ein Häftling namens Thomas Blackburn hier. Können Sie mir etwas über ihn sagen?«
    Langes ausdrucksloses Gesicht lief leicht rötlich an. Karl gefiel die Reaktion. Lange schwankte und sah bestürzt drein.
    »Wenn er noch hier einsitzen würde, könnte ich für Sie in seiner Akte nachsehen«, sagte Lange, der blitzschnell die Fassung wiedererlangte. »Leider ist es fast unmöglich, die Spur eines Häftlings zu verfolgen, sobald er unsere Institution erst einmal verlassen hat.«
    »Das dachte ich mir«, sagte Karl und streckte lächelnd die Hand aus. »Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, Mister Lange.«
    Langes zögerlicher Handschlag war kräftig, aber seine Handflächen schweißnass.
    »Eines fand ich seltsam an Ihren Fragen über die toten Vollzugsbeamten, Mister Kane.«
    »Ach? Und das wäre?«
    »Ich bin sicher, Sie lesen Zeitung. Sie haben doch bestimmt über den Mord an William McCully gelesen? Man fand ihn vor zwei Tagen mit Schusswunden im Kopf.«
    »Was?« Jetzt war Karl bestürzt. »Was ist mit McCully?«
    »Er hat vor vielen Jahren ebenfalls hier gearbeitet.«
    »Was …?«
    »Ich dachte, Sie als Ermittler wüssten das. Gründlichkeit ist nicht gerade Ihre Stärke, was, Mister Kane? Sie und Direktor Hanna haben vielleicht mehr gemeinsam, als Ihnen lieb ist. Guten Tag …«, sagte Lange, lächelte wie eine Kobra und ließ Karl stehen, der fassungslos die geschlossene Tür anstarrte.
    Karl ärgerte sich über sich selbst, weil er nicht im Vorfeld alle Fakten überprüft hatte, stapfte über den Parkplatz und war froh darüber, dass ihm die Brise das heiße Gesicht abkühlte.
    Du Esel. Du hättest heute Morgen nur die Zeitung lesen müssen, während du dein Rührei gemampft hast. Jetzt stehst du da.
    Sein Handy klingelte. Er sah auf das Display. Unbekannter Anrufer. Obwohl er nicht eben erpicht auf weitere rätselhafte Anrufe war und das verdammte Ding am liebsten auf den Rücksitz geworfen hätte, behielt seine Neugier die Oberhand.
    »Hallo?«
    »Mister Kane?«
    »Wer ist da?«
    »Paul.«
    »Paul? Paul wer?«
    »Paul Benson. Der Barkeeper. Wissen Sie nicht mehr?«
    »Oh, natürlich. Wie könnte ich jemanden vergessen, der mich um einen Fünfer bringt?«
    »Der Name, ich hab ihn jetzt.«
    »Welcher Name? Oh! Die Schauspielerin?«
    »Ja, er ist mir wieder eingefallen, als ich sie gerade im Fernsehen gesehen habe. Haben Sie einen Stift?«
    Hastig nahm Karl den Notizblock zur Hand, schrieb den Namen auf, stieg ins Auto und dachte, dass er

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