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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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vermutlich noch nie einen Fünfer besser investiert hatte.

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    Kapitel  Achtundzwanzig
    Montag, 5 .März (Abend)
    »Solange man vor etwas Bösem Angst hat, kann man hoffen, dass das Gute einem zur Rettung eilt. Was aber, wenn man sich zum Guten durchkämpft und feststellen muss, dass es ebenfalls grässlich ist? Dann ist wahrhaftig keine Rettung mehr möglich: die letzte Karte wurde ausgespielt.« C. S. Lewis,
Perelandra
    »Ich hätte einfach wissen müssen, dass McCully Gefängnisaufseher war«, sagte Karl zu Naomi, während er die Abendzeitung überflog. »Du hättest Langes Grinsen sehen sollen. Aber vermutlich habe ich es mir selbst zuzuschreiben, weil ich Thomas Blackburn ins Spiel gebracht habe.«
    »Was hat er gesagt, als du den jungen Mann erwähnt hast?«
    »Lange hat vorgetäuscht, den zornigen Thomas nicht zu kennen, aber meiner Quelle zufolge waren Thomas und Lange mehr als Freunde.«
    »Du meinst, sie waren ein Liebespaar?«
    »Du drückst dich immer so blumig aus, meine Liebe. Meine Quelle hat da Klartext geredet. Bei Thomas wurde eingelocht, während er eingelocht war.«
    »Das ist nicht schön, Karl.«
    »Keine Ahnung. Ich hab’s nie ausprobiert – wobei Doktor Moore vermutlich widersprechen würde.«
    »Hör auf. Es ist nicht schön, wenn du so hässlich daherredest.«
    Karl konzentrierte sich auf einen der Leitartikel in der Zeitung. »Die haben das Rudel Wildschweine, das letzte Woche aus dem Bellevue Zoo ausgebrochen ist, immer noch nicht eingefangen«, sagte er. »Man soll die Gegend um Cave Hill meiden. Es heißt, dass dort vor rund zwanzig Jahren Leute verletzt und getötet wurden, nur waren es damals keine Wildschweine, sondern wilde Hunde.«
    »Wie muss das sein, so zu sterben? Von wilden Hunden zerfetzt … grässlich«, sagte Naomi und erschauerte.
    »Ich kann mir was Schöneres vorstellen«, sagte Karl und blätterte die Seite um.
    »Ich muss doch noch etwas fragen, Karl.«
    »Wenn es keine Bitte um Geld ist, immer raus damit.«
    »Warum verfolgst du diesen Fall immer noch?«, fragte Naomi mit ernster Stimme. »Munday – ich meine McCully – ist tot. Es ist vorbei. Was soll das?«
    Karl legte die Zeitung weg. »Das frage ich mich auch«, sagte er. »Ich glaube, ich habe Tom gesagt, dass Schuldgefühle etwas damit zu tun haben.«
    »Schuldgefühle? Weswegen solltest du Schuldgefühle haben?«
    »Wegen nichts. Wegen allem. Such dir was aus. Vielleicht hat es etwas mit Chris Brown zu tun, dessen Gehirn über die ganze Wand verteilt war, oder mit der ganzen Scheißegal-Haltung angesichts seiner Ermordung. Ich weiß es ehrlich nicht, Naomi. Ich glaube nicht einmal, dass es eine Erklärung gibt, weshalb …«
    Die
Rockford
-Titelmelodie ertönte.
    Karl warf einen Blick auf das Display.
    Cnd vrlzt? D Brwn u d 1 Frndin? Zt wd knp. Grf 1 , eh z spt.
    »Noch eine Geheimbotschaft. Das hat mir als Sahnehäubchen für den heutigen Tag gerade noch gefehlt.«
    »Lass sehen«, sagte Naomi und streckte die Hand aus. Sie las die Nachricht.
    »Was heißt das?«
    »Hund verletzt? Du, Brown und deine Freundin? Zeit wird knapp. Greif ein, ehe es zu spät ist …«
    Eis bildete sich in Karls Magen, doch er wahrte eine ausdruckslose Miene. »Na gut. Das reicht jetzt. Morgen besorge ich mir ein neues Telefon. Dieser Idiot geht mir auf den Sack.«
    »Vielleicht solltest du Wilson bitten, den Absender ausfindig zu machen? Dann wären wir beide beruhigt. Was meinst du?«
    »Ich finde, das ist eine gute Idee. Hätte mir schon früher einfallen sollen«, antwortete Karl, sagte aber nicht, dass Wilson vermutlich der letzte Mensch auf Erden wäre, den er darum bitten würde. Ihm entging nicht, wie blass Naomi aussah, obwohl sie den halben Vormittag auf der Sonnenbank verbracht hatte. Er war über die Maßen besorgt. »Wie kommst du klar?«
    »Was?«
    »Mit diesem ganzen Unsinn?«
    »Prima. Warum fragst du?« Sie runzelte leicht die Stirn.
    »Hör mal. Ich habe nachgedacht, Naomi. Ich habe dafür gesorgt, dass du bei einer alten Freundin unten in Dublin wohnen kannst. Nur, bis das alles vorbei ist. Wir können jederzeit aufbrechen.«
    »Das ist nett. Sag der alten Freundin schöne Grüße von mir, wenn du sie triffst.«
    »Naomi …«
    »Ich weiß nicht, was die größere Beleidigung ist. Dass ich eine Frau aus Donegal bin und du von mir verlangst, ich soll mich in Dublin verstecken, oder dass du von einem Mitglied des Kirkpatrick-Klans verlangst, sich zu verstecken. Der Kirkpatrick-Klan hat sich nie

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