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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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tun haben?
    Eine Erinnerung steigt in mir auf. Marcus hatte behauptet, dass Jeanine die Altruan nur deshalb angegriffen habe, weil diese im Besitz von brisanten Informationen gewesen waren. Hatten diese Informationen etwas mit draußen zu tun?
    Ich beschließe, vorerst nicht weiter zu grübeln.
    » Ich dachte, Tatsachen seien für dich das Wichtigste. Und wie steht’s mit der Informationsfreiheit? Also lass uns von Tatsachen reden, Caleb. Wann –«, meine Stimme überschlägt sich, » wann hast du unsere Eltern verraten?«
    » Ich bin schon immer ein Ken gewesen«, sagt er leise. » Selbst als ich eigentlich noch ein Altruan war.«
    » Wenn du Jeanine unterstützt, dann hasse ich dich. So wie unser Vater dich gehasst hätte.«
    » Unser Vater.« Caleb schnaubt. » Unser Vater ist ein Ken gewesen, Beatrice. Das weiß ich von Jeanine– er ist mit ihr in dieselbe Klasse gegangen.«
    » Nein«, sage ich nach einem kurzen Augenblick. » Er hat sich dafür entschieden, die Ken zu verlassen. Er hat sich entschieden, ein anderer zu werden, und er ist ein anderer geworden. Nur du hast dich für das Böse entschieden.«
    » Du redest wie eine echte Ferox«, sagt Caleb scharf. » Entweder-oder, dazwischen gibt es nichts. Aber so ist die Welt nicht, Beatrice. Was böse ist, hängt ganz davon ab, wo man steht.«
    » Eine komplette Stadt einer Gehirnwäsche unterziehen zu wollen, ist immer böse, egal, wo man steht.« Meine Unterlippe zittert. » Und die eigene Schwester auszuliefern, damit man sie unter Druck setzen und töten kann, ist in meinen Augen auch böse!«
    Er ist mein Bruder, aber am liebsten würde ich ihn in Stücke reißen.
    Stattdessen setze ich mich wieder hin. Ich könnte ihn nie so sehr verletzen, dass mich sein Verrat danach weniger schmerzt. Und das tut er, der Schmerz sitzt überall. Ich presse meine Finger an die Brust, um ihn etwas zu lindern.
    Jeanine und ihre Armee von Ken-Wissenschaftlern und Ferox-Verrätern platzen herein, gerade als ich mir die Tränen von den Wangen wische. Ich blinzle schnell, damit sie nicht sieht, dass ich geweint habe. Aber sie würdigt mich kaum eines Blickes.
    » Sehen wir uns mal die Ergebnisse an«, sagt sie. Caleb, der jetzt ganz vorne steht, betätigt eine Taste, woraufhin alle Bildschirme aufleuchten. Worte und Zahlen, die ich nicht verstehe, erscheinen.
    » Wir haben etwas überaus Interessantes entdeckt, Miss Prior.« Ich habe sie noch nie so vergnügt gesehen wie jetzt. Beinahe lächelt sie– aber nur beinahe. » Wir konnten bei dir eine ungewöhnlich hohe Anzahl eines ganz bestimmten Neurons verzeichnen, das man, einfach ausgedrückt, Spiegelneuron nennt. Möchte vielleicht jemand näher erläutern, wozu Spiegelneuronen dienen?«
    Die Ken-Wissenschaftler heben alle gleichzeitig die Hand. Jeanine deutet auf eine ältere Frau in der vorderen Reihe.
    » Spiegelneuronen werden sowohl dann aktiv, wenn jemand etwas tut, als auch dann, wenn der Betreffende jemanden anderen das Gleiche tun sieht. Mit ihrer Hilfe können wir das Verhalten anderer imitieren.«
    » Wofür sind sie noch verantwortlich?« Jeanine lässt die Augen über » ihre« Klasse schweifen, so wie es meine Lehrer in der Oberstufe auch immer getan haben. Ein anderer Ken hebt die Hand.
    » Sprachenerwerb, Einschätzungsvermögen durch Verhaltensbeobachtung und ähm…« Er runzelt die Stirn. » Mitgefühl.«
    » Anders ausgedrückt«, sagt Jeanine, und diesmal lächelt sie so breit, dass sich Fältchen auf ihren Wangen bilden. » Jemand, der viele leistungsfähige Spiegelneuronen besitzt, hat wahrscheinlich eine sehr flexible Persönlichkeit– er wird sich perfekt anpassen, wenn es die Lage erfordert, anstatt seinem ursprünglichen Verhaltensmuster treu zu bleiben.«
    Jetzt verstehe ich, wieso sie lächelt. Ich habe das Gefühl, dass sie alle meine Gedanken freigelegt hat, dass meine Geheimnisse offen vor ihr ausgebreitet sind.
    » Eine anpassungsfähige Persönlichkeit«, sagt sie, » dürfte für mehr als nur eine Fraktion geeignet sein, nicht wahr, Miss Prior?«
    » Kann sein«, antworte ich. » Also musst du nur noch eine Simulation entwickeln, die diese spezielle Eigenschaft unterdrückt, dann wäre die Sache erledigt.«
    » Eines nach dem anderen.« Sie hält inne. » Ich muss zugeben, es verwirrt mich ein wenig, dass du auf deine eigene Hinrichtung so versessen bist.«
    » Nein, das tut es nicht.« Ich schließe die Augen. » Es verwirrt dich ganz und gar nicht.« Ich seufze. » Darf ich jetzt

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