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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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zwei Wochen überstehen können? Ich bin schon jetzt so müde, dass ich mich kaum ohne fremde Hilfe auf den Beinen halten kann. Nicht einmal die Rettung, die mir Tobias versprochen hat, klingt verlockend. Ich will nicht frei sein. Ich will schlafen. Ich will, dass das alles endlich ein Ende hat.
    » Ich…«, fange ich hilflos an zu schluchzen, » ich kann… ich schaffe… es nicht mehr so lange.«
    » Tris«, sagt er ernst. Er nimmt mich nie einfach so in den Arm und tröstet mich, er behandelt mich immer wie jemanden, der stark ist. Ich wünschte mir, dass er mich nur dieses eine Mal trösten würde. » Du musst es schaffen. Du musst durchhalten.«
    » Warum?« Die Frage kommt aus meinem Innersten und bricht sich ihre Bahn. Ich würde am liebsten mit den Fäusten gegen seine Brust trommeln wie ein trotziges Kind. Mein Gesicht ist tränenüberströmt, und mir ist klar, dass ich mich lächerlich benehme, aber ich kann einfach nicht anders. » Warum muss ich? Warum kann nicht jemand anderes etwas tun? Was, wenn ich das alles einfach nicht mehr will?«
    Plötzlich verstehe ich, was ich damit eigentlich meine. Das alles, das ist das Leben. Ich will nicht mehr leben. Und das schon seit Wochen nicht mehr. Ich will nur noch zu meinen Eltern.
    Ich habe verzweifelt einen Weg gesucht, wieder mit ihnen zusammenzukommen, und jetzt, wo ich so nahe dran bin, will er mich zurückhalten.
    » Ich weiß.« Seine Stimme ist so sanft wie noch nie. » Ich weiß, dass es schwer ist. Dass es das Schwierigste ist, was du je tun musstest.«
    Ich schüttle den Kopf.
    » Ich kann dich nicht zwingen. Ich kann dich nicht dazu bringen, dass du das hier überleben willst.« Er zieht mich an sich und fährt mir übers Haar, streicht eine Strähne hinters Ohr. Seine Finger fahren meinen Hals entlang bis zu meiner Schulter. » Aber du wirst es überleben. Es spielt keine Rolle, ob du es dir zutraust oder nicht. Du wirst es überleben, weil du so bist wie du bist.«
    Ich beuge mich zurück und drücke meinen Mund auf seinen, nicht vorsichtig, nicht zögernd. Ich küsse ihn wie früher, als zwischen uns noch alles in Ordnung war, ich streichle seinen Rücken, seine Arme, genau wie früher.
    Ich will ihm nicht die Wahrheit sagen, will ihm nicht erklären, dass er sich irrt, dass ich dies alles nicht überleben möchte.
    Die Tür fliegt auf. Abtrünnige Ferox drängen in die Abstellkammer. Tobias weicht einen Schritt zurück und hält die Pistole mit dem Griff nach vorne demjenigen hin, der ihm am nächsten steht.

33. Kapitel
    » Beatrice.«
    Ich schrecke hoch. Der Raum, in dem ich mich jetzt befinde– und in dem sie weiß der Himmel welches Experiment an mir durchführen wollen– ist groß, an einer Wand hängen Bildschirme, direkt über dem Boden glühen blaue Lämpchen und in der Mitte stehen mehrere Reihen gepolsterte Bänke. Ich sitze in der hintersten Bank, links von mir sitzt Peter. Mein Kopf lehnt an der Wand, ich kriege einfach nie genug Schlaf.
    Jetzt aber wünschte ich, ich wäre nicht aufgewacht. Ein paar Schritte entfernt steht Caleb, er hat sein Gewicht auf ein Bein verlagert, seine Haltung ist unentschlossen und unsicher.
    » Hast du die Ken überhaupt je verlassen?«, frage ich ihn.
    » So einfach ist das nicht«, setzt er an. » Ich –«
    » Es ist sogar sehr einfach.« Ich würde ihn am liebsten anschreien, aber meine Stimme ist tonlos. » Wann genau hast du unsere Familie verraten? Schon bevor unsere Eltern starben oder erst danach?«
    » Ich habe getan, was ich tun musste. Du denkst, du verstehst es, aber das tust du nicht. Die ganze Situation… es ist viel komplizierter und umfassender, als du denkst.« Seine Augen werben um Verständnis, aber ich erkenne seinen Tonfall wieder– es ist der gleiche Ton, mit dem er mich früher immer getadelt hat, verächtlich und von oben herab.
    Arroganz ist eine Charakterschwäche der Ken– das weiß ich. Ich habe diese Schwäche auch oft.
    Gier ist eine andere. Und diese Schwäche ist mir fremd. Also bin ich halb-halb, wie immer.
    Ich rapple mich auf die Füße. » Du hast meine Frage noch nicht beantwortet.«
    Caleb weicht einen Schritt zurück.
    » Hier geht es nicht um die Ken, hier geht es um alle. Um alle Fraktionen«, sagt er. » Und um die Stadt. Und um das, was draußen vor dem Zaun liegt.«
    » Das ist mir egal«, sage ich, aber das stimmt nicht. Die Worte draußen vor dem Zaun spuken in meinem Kopf herum. Draußen? Wie könnte das, was hier vor sich geht, etwas mit draußen zu

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