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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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wieder in meine Zelle zurückgehen?«
    Ich wirke wahrscheinlich lässig, auch wenn ich es nicht bin. Ich möchte mich zurückziehen, damit ich in Ruhe weinen kann. Aber das braucht sie nicht zu wissen.
    » Mach es dir nicht allzu bequem«, flötet sie. » Bald werden wir über ein Simulationsserum verfügen, das wir ausprobieren müssen.«
    » Ja«, sage ich. » Mir egal.«
    Jemand rüttelt mich an der Schulter. Ich fahre aus dem Schlaf hoch, reiße die Augen auf– und sehe Tobias über mir knien. Er hat die Jacke eines Ferox-Verräters an und eine Gesichtshälfte ist blutverschmiert. Das Blut kommt von einer Verletzung an seinem Ohr, die Spitze ist weg. Bei dem Anblick zucke ich zusammen.
    » Was ist passiert?«
    » Steh auf. Wir müssen fliehen.«
    » Es ist zu früh. Die zwei Wochen sind noch nicht vorbei.«
    » Ich habe jetzt keine Zeit für Erklärungen. Komm schon.«
    » Oh Gott. Tobias.«
    Ich setze mich auf und umarme ihn, presse mein Gesicht an seinen Hals. Er schließt mich in die Arme und drückt mich fest. Wärme durchströmt mich, Wärme und Zuversicht. Wenn er hier ist, dann bedeutet das für mich Sicherheit. Seine Haut wird ganz nass von meinen Tränen.
    Er steht auf und zieht mich energisch hoch. Sofort tut meine verletzte Schulter wieder weh.
    » Gleich wird Verstärkung da sein. Komm.«
    Ich lasse mich von ihm hinausführen. In den ersten Gang schaffen wir es ohne Schwierigkeiten, aber im zweiten treffen wir auf zwei Ferox-Wachen, einen jungen Mann und eine Frau mittleren Alters. In Sekundenschnelle gibt Tobias zwei Schüsse ab, beide treffen, einer in den Kopf, der andere in die Brust. Die Frau, die in die Brust getroffen ist, sackt gegen die Wand, aber sie ist nicht tot.
    Wir gehen weiter. Ein Gang, dann ein zweiter– einer sieht wie der andere aus. Tobias lässt meine Hand nie los. Jemand, der ein Messer so werfen kann, dass es nur die Spitze meines Ohres streift, kann auch zielsicher auf Ferox-Soldaten schießen, die uns auflauern. Wir steigen über leblose Menschen am Boden– vielleicht hat Tobias sie auf seinem Hinweg ausgeschaltet– und schließlich erreichen wir den Notausgang.
    Tobias lässt meine Hand los und öffnet die Tür. Die Alarmsirene dröhnt in meinen Ohren, aber wir laufen weiter. Ich ringe nach Luft, aber das macht mir nichts aus, nicht jetzt, wo wir endlich fliehen, wo dieser Albtraum endlich vorüber ist. Mir wird schwarz vor Augen, deshalb greife ich nach Tobias’ Arm und halte mich an ihm fest, ich vertraue ihm, dass er mich sicher über die Treppe nach unten führt.
    Als ich keine Stufe mehr ertaste, mache ich die Augen auf. Tobias will die Ausgangstür öffnen, aber ich halte ihn zurück. » Ich muss… Luft holen…«
    Er bleibt stehen und ich stütze vornübergebeugt die Hände auf die Knie. Meine Schulter pocht immer noch. Fragend blicke ich ihn an.
    » Komm, lass uns von hier verschwinden«, drängt er ungeduldig.
    Meine Zuversicht löst sich in Luft auf. Ich sehe ihm fest in die Augen. Sie sind dunkelblau und auf der Iris des rechten Auges ist ein heller Fleck.
    Ich nehme sein Kinn, ziehe seinen Mund zu mir heran, küsse ihn langsam und seufze, als ich meine Lippen von ihm löse.
    » Wir können hier nicht raus«, sage ich. » Denn dies ist eine Simulation.«
    Er hat mich an der rechten Hand hochgezogen. Der echte Tobias hätte sich an die Verwundung in meiner rechten Schulter erinnert.
    » Wie bitte?«, fragt er verärgert. » Glaubst du, ich wüsste es nicht, wenn ich von einer Simulation gesteuert würde?«
    » Du wirst nicht von einer Simulation gesteuert, du bist die Simulation.« Ich hebe den Kopf und sage ganz laut: » Du musst dir etwas mehr Mühe geben, Jeanine.«
    Jetzt muss ich nur noch aufwachen, und ich weiß auch wie. Ich habe es schon zuvor geschafft, in meiner Angstlandschaft, als ich einen Glastank zerbrochen habe, nur indem ich mit der Hand dagegen gedrückt habe, oder als ich mit Willenskraft ein Gewehr im Gras erscheinen ließ, um auf die angreifenden Vögel zu schießen. Ich ziehe ein Messer aus meiner Tasche– ein Messer, das Sekunden zuvor noch nicht da war– und stelle mir vor, dass mein Bein so hart ist wie ein Diamant.
    Ich stoße das Messer auf meinen Oberschenkel hinab und die Klinge verbiegt sich.
    Ich erwache mit Tränen in den Augen. Ich erwache, weil Jeanine vor Enttäuschung laut aufschreit.
    » Woran liegt es?« Sie entreißt Peter die Waffe, kommt durch den Raum auf mich zu und drückt die Mündung an meine Stirn. Mich

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