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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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überläuft es eiskalt und ich werde stocksteif. Sie wird mich nicht erschießen. Ich bin ein Problem, für das sie keine Lösung hat. Sie wird mich nicht erschießen.
    » Woran liegt es? Sag es mir. Sag es mir oder ich bringe dich um.«
    Ich stehe langsam von meinem Stuhl auf, suche mit den Füßen festen Halt und presse meine Stirn noch etwas fester gegen den kalten Lauf.
    » Glaubst du wirklich, ich werde dir das sagen?«, frage ich sie. » Glaubst du, ich falle auf die Drohung herein– dass du mich umbringst, ohne zuvor das Problem gelöst zu haben?«
    » Du dummes Ding«, sagt sie. » Du denkst, es ginge um dich und um dein abnormales Gehirn? Hier geht es nicht um dich. Und auch nicht um mich. Es geht darum, diese Stadt vor denen zu bewahren, die sie in den Höllengrund stürzen wollen!«
    Ich nehme meine letzten Kräfte zusammen und werfe mich auf sie; ich kralle mich an ihr fest, grabe meine Finger irgendwo in ihre Haut. Sie kreischt los. Ihr Geschrei feuert mich sogar noch an, weshalb ich ihr mit aller Kraft ins Gesicht schlage.
    Zwei Arme packen mich, ziehen mich von ihr weg, und jemand versetzt mir einen Faustschlag in die Seite, sodass ich laut aufstöhne. Ich will mich wieder auf sie werfen, aber Peter hält mich zurück.
    » Schmerzen bringen mich nicht dazu, dir das zu sagen. Das Wahrheitsserum bringt mich nicht dazu. Nicht einmal die Simulationen schaffen das. Ich bin unempfindlich gegen alle drei.«
    Ihre Nase blutet, auf ihren Wangen und auch am Hals sind Kratzspuren von meinen Fingernägeln, sie färben sich vom Blut langsam rot. Sie starrt mich an, hält sich die Nase zu, ihr Haar ist wirr und ihre freie Hand zittert.
    » Du hast versagt. Du hast keine Macht über mich!«, schreie ich so laut, dass meine Kehle brennt. Ich wehre mich nicht länger, sondern sinke gegen Peters Brust. » Du wirst nie Macht über mich haben.«
    Ich stoße ein irres Lachen aus, labe mich an ihrem zornerfüllten Blick, genieße den Hass in ihren Augen. Sie ist wie eine Maschine, kalt und ohne Gefühle, gelenkt allein von der Logik. Und ich habe diese Maschine zerstört.
    Ich habe sie zerstört.

34. Kapitel
    Ich höre erst auf, als man mich auf den Gang hinauszerrt. Die Stelle, wo mich Peter geschlagen hat, tut weh, aber das fällt gar nicht ins Gewicht, verglichen mit dem Gefühl des Triumphs, das meine Wangen rötet.
    Peter bringt mich wortlos in meine Zelle zurück. Lange Zeit bleibe ich mitten im Zimmer stehen und starre auf die Kamera in der hinteren linken Ecke. Wer beobachtet mich andauernd? Sind es Ferox-Verräter, die mich bewachen, oder sind es Ken, die mich untersuchen?
    Erst als ich nicht mehr so erhitzt bin und der Schmerz in meiner Seite nachlässt, lege ich mich hin.
    Ein Bild meiner Eltern kommt mir in den Sinn, kaum dass ich die Augen geschlossen habe. Ich war ungefähr elf Jahre alt, als ich eines Tages in der Tür ihres Schlafzimmers stehen blieb und ihnen zusah, wie sie das Bett machten. Mein Vater lächelte meine Mutter an, während sie beide die Laken umschlugen und sie in vollkommenem Gleichklang glatt zogen. Sein Blick verriet mir, dass er sie mehr wertschätzte als sich selbst.
    Keine Selbstsucht oder Unsicherheit, wie bei so vielen von uns, haben ihn daran gehindert zu erkennen, wie gut sie war. Diese Art Liebe gibt es wahrscheinlich nur unter den Altruan. Ich weiß es nicht.
    Mein Vater– ein geborener Ken, aber ein überzeugter Altruan. Für ihn ist es oft schwer gewesen, nach den Grundsätzen der Fraktion zu leben, die er gewählt hat, genau wie für mich. Aber er hat es versucht, und er hat wahre Selbstlosigkeit als solche erkannt, wenn sie ihm begegnet ist.
    Ich drücke mein Kissen an die Brust und vergrabe mein Gesicht darin. Ich weine nicht. Ich überlasse mich nur meinem Schmerz.
    Kummer drückt nicht so schwer wie Schuld, aber er verlangt einem viel mehr ab.
    » Stiff.«
    Ich schrecke aus dem Schlaf hoch, meine Hände umklammern immer noch das Kissen. Dort, wo mein Gesicht lag, ist es feucht. Ich setze mich auf und wische mir über die Augen.
    Peters weich geschwungene Augenbrauen sind diesmal finster zusammengezogen.
    » Was ist los?« Was es auch sein mag, es kann nichts Gutes bedeuten.
    » Deine Exekution ist für morgen früh um 8 Uhr angesetzt.«
    » Meine Exekution? Aber… sie hat doch die richtige Simulation noch gar nicht gefunden; sie kann doch unmöglich …«
    » Sie wird die Versuche mit Tobias statt mit dir fortsetzen«, sagt er.
    » Oh«, ist alles, was mir dazu

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