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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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laute Schreie.
    Und plötzlich habe ich eine Idee. Am wenigsten werden sie erwarten, dass wir nicht mehr weiterrennen.
    Ich packe Peter am Ärmel und ziehe ihn zum nächstgelegenen Gebäude. Es ist sechs Stockwerke hoch und hat große Fenster in regelmäßigen Abständen, dazwischen sind schmale Pfeiler aus Backsteinen. Die erste Tür, an der ich mein Glück versuche, ist verschlossen, aber Tobias schießt auf das Fenster neben der Tür, bis es zersplittert, und öffnet die Tür dann von innen.
    Das Gebäude ist völlig leer. Nirgends ein Tisch oder ein Stuhl, nur viel zu viele Fenster. Wir gehen zur Nottreppe und ich krieche unter den ersten Treppenabsatz, um mich zu verstecken. Tobias setzt sich neben mich. Peter kauert uns gegenüber und hat die Knie an die Brust gezogen.
    Ich versuche, zu Atem zu kommen und mich zu beruhigen, aber es ist gar nicht so leicht. Ich war tot. Ich war tot und auch wieder nicht, und warum? Wegen Peter? Peter?
    Er sieht so unschuldig aus, trotz all der Dinge, die er getan hat und die das Gegenteil beweisen. Sein Haar liegt glatt an, dunkel und glänzend, so als wären wir nicht gerade eine Meile gerannt. Mit seinen runden Augen mustert er das Treppenhaus, dann richtet er den Blick auf mich.
    » Was ist?«, fragt er. » Warum siehst du mich so an?«
    » Wie hast du das gemacht?«, frage ich.
    » Das war nicht schwer«, antwortet er. » Ich habe ein Paralyse-Serum rot gefärbt und es gegen das tödliche Serum ausgetauscht. Dann habe ich das Kabel, das deinen Herzschlag übermitteln sollte, mit einem losen Kabel vertauscht. Die Sache mit dem Überwachungsmonitor war schon schwieriger, ich musste mir von den Ken helfen lassen mit einer Fernbedienung und solchem Zeug– du würdest es ohnehin nicht verstehen, wenn ich es dir näher erkläre.«
    » Warum hast du das gemacht?« frage ich. » Du wolltest doch, dass ich sterbe. Du selbst hast mich doch umbringen wollen! Was hat sich geändert?«
    Er presst die Lippen aufeinander und hält meinem Blick stand. Dann macht er den Mund auf, zögert kurz. » Ich kann niemandem etwas schuldig bleiben, okay? Die Vorstellung, dass ich in deiner Schuld stehe, hat mich krank gemacht. Manchmal bin ich mitten in der Nacht aufgewacht und dachte, ich müsste mich übergeben. In der Schuld einer Stiff stehen? Lächerlich. Absolut lächerlich. Das konnte ich nicht ertragen.«
    » Wovon redest du? Wieso solltest du mir etwas schuldig sein?«
    Er verdreht die Augen. » Bei den Amite. Jemand hat auf mich geschossen– die Kugel war auf Kopfhöhe, sie hätte mich genau zwischen die Augen getroffen. Und du hast mir einen Stoß gegeben und mich aus dem Weg geschubst. Vorher waren wir beide quitt– ich habe dich während der Initiation beinahe getötet, du hast mich während des Simulationsangriffs fast umgebracht; wir waren einander nichts schuldig. Aber danach…«
    » Du bist verrückt«, sagt Tobias. » So funktioniert die Welt nicht… wo jeder nur Strichlisten führt.«
    » Wirklich nicht?« Peter zieht die Augenbrauen hoch. » Ich weiß nicht, in welcher Welt du lebst, aber in meiner gibt es nur zwei Gründe, aus denen man etwas für den anderen tut. Entweder man erwartet dafür eine Gegenleistung, oder man ist jemandem etwas schuldig.«
    » Das sind nicht die einzigen Gründe, aus denen Menschen etwas für andere Menschen tun«, widerspreche ich. » Manchmal tun sie auch etwas aus Liebe. Na, du vielleicht nicht, aber…«
    Peter schnaubt. » Das ist genau der Schrott, den ich von einer durchgeknallten Stiff erwartet habe.«
    » Das heißt, wir müssen immer darauf achten, dass du uns einen Gefallen schuldest«, sagt Tobias. » Sonst läufst du zu demjenigen über, der dir das beste Angebot macht.«
    » Genau«, sagt Peter. » Genauso ist es.«
    Ich schüttle den Kopf. Ich kann mir nicht vorstellen, so zu leben wie er– immer genau zu wissen, wer mir was gegeben hat und was ich ihm dafür schulde, aber unfähig zu Liebe, Vertrauen und Vergebung. Ein Einäugiger, der mit dem Messer in der Hand herumläuft auf der Suche nach jemandem, dem er auch das Auge ausstechen kann. Das ist kein Leben. Nur ein schwacher Abklatsch davon. Ich frage mich, wo er das gelernt hat.
    » Wann, meint ihr, können wir von hier verschwinden?«, fragt Peter.
    » In ein paar Stunden«, antwortet Tobias. » Ich finde, wir sollten in das Viertel der Altruan gehen. Inzwischen sind dort sicher auch die Fraktionslosen und die Ferox, die keine Simulationstransmitter abgekriegt haben.«
    » Na

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