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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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toll«, sagt Peter.
    Tobias legt den Arm um mich. Ich drücke meine Wange an seine Schulter und schließe die Augen, damit ich Peter nicht ansehen muss. Ich weiß, dass es viel zu sagen gibt zwischen uns, obwohl ich nicht genau weiß, was. Aber hier und jetzt ist weder der richtige Ort noch die Zeit dafür.
    Als wir durch die Straßen gehen, die einmal mein Zuhause gewesen sind, stocken die Gespräche der Menschen und ersterben schließlich ganz. Blicke heften sich auf mich, mustern mich von Kopf bis Fuß. Die Leute mussten ja davon ausgehen– und ich bin sicher, sie sind davon ausgegangen, denn Jeanine weiß, wie man Nachrichten unters Volk streut–, dass ich vor nicht einmal sechs Stunden gestorben bin. Mir fällt auf, dass einige Fraktionslose, an denen ich vorbeikomme, blaue Farbflecken auf der Haut haben. Sie tragen die Simulationstransmitter in sich.
    Jetzt, wo wir fürs Erste in Sicherheit sind, bemerke ich erst, dass meine Fußsohlen zerschnitten sind, weil ich über das holprige Straßenpflaster und die Glasscherben der zerborstenen Fenster gelaufen bin. Jeder Schritt tut weh, also konzentriere ich mich darauf, statt auf die Blicke, die mich verfolgen.
    » Tris?«, ruft jemand vor uns. Ich blicke hoch und sehe Uriah und Christina auf dem Gehsteig. Sie zeigen sich gerade gegenseitig irgendetwas an ihren Waffen. Uriah lässt seine ins Gras fallen und kommt auf mich zu gerannt. Christina folgt ihm langsamer.
    Uriah streckt die Hand nach mir aus, aber Tobias wehrt ihn ab, indem er ihn an der Schulter packt. Ich bin ihm dankbar dafür, ich glaube nicht, dass ich Uriahs Umarmung jetzt aushalten könnte, geschweige denn seine Fragen oder seine Verwunderung.
    » Sie hat viel durchgemacht«, sagt Tobias. » Sie braucht dringend Schlaf. Ich bringe sie in ein Haus gleich hier in der Straße– Nummer siebenunddreißig. Komm morgen vorbei.«
    Uriah blickt mich stirnrunzelnd an. Die Ferox lassen sich nicht gerne zurückweisen und Uriah kennt nur die Gepflogenheiten der Ferox. Aber er respektiert Tobias, denn er nickt. » Okay. Morgen.«
    Christina drückt mir im Vorbeigehen leicht die Schulter. Ich will mich gerade halten, aber meine Muskeln sind starr wie die Stäbe eines Käfigs, die meine gebeugten Schultern zusammenquetschen. Blicke folgen mir, während ich die Straße entlanggehe, ich spüre sie wie Stiche in meinem Nacken. Ich bin froh, als Tobias auf den Eingang des grauen Hauses zusteuert, das einst Marcus Eaton gehört hat.
    Ich weiß nicht, woher Tobias die Kraft nimmt, durch diese Tür zu gehen, er wird in diesem Haus sicher noch den Nachhall der Streitereien seiner Eltern hören, die Hiebe mit dem Gürtel spüren und an die Stunden denken, die er in dunklen, engen Kammern verbringen musste. Aber er macht keinen niedergeschlagenen Eindruck, als er mich und Peter in die Küche führt. Wenn man ihm überhaupt etwas anmerkt, dann an seinem Gang, der jetzt noch etwas aufrechter ist. Aber vielleicht ist Tobias so– wenn man meint, er wäre schwach, ist er besonders stark.
    In der Küche stehen Tori, Harrison und Evelyn. Sie zu sehen überwältigt mich. Ich lehne mich gegen die Wand und mache die Augen ganz fest zu. Ich sehe immer noch die Umrisse der Metallpritsche, auf der ich sterben sollte, vor mir. Ich mache die Augen wieder auf. Ich versuche zu atmen. Sie reden, aber ich höre nicht, was sie sagen. Warum ist Evelyn hier, in Marcus’ Haus? Wo ist Marcus?
    Evelyn legt einen Arm um Tobias’ Schulter, mit der anderen Hand streicht sie ihm übers Gesicht, drückt ihre Wange an seine. Sie sagt etwas zu ihm. Er lächelt und löst sich aus ihrer Umarmung. Mutter und Sohn, wieder versöhnt. Ich weiß nicht, ob das klug ist.
    Tobias dreht mich zu sich, fasst mich an der Taille, nicht an der Schulter, um meine Wunde zu schonen, und führt mich zum Treppenhaus. Gemeinsam steigen wir die Stufen hinauf.
    Oben sind das Schlafzimmer seiner Eltern und sein altes Zimmer, dazwischen liegt das Badezimmer, mehr Räume gibt es nicht. Er führt mich in sein Zimmer, und ich bleibe einen Augenblick stehen, um den Ort zu betrachten, an dem er den größten Teil seines Lebens verbracht hat.
    Er lässt die Hand auf meinem Arm liegen. Seit wir das leer stehende Gebäude verlassen haben, berührt er mich andauernd. Vielleicht fürchtet er, ich könne auseinanderbrechen, wenn er mich nicht festhält.
    » Marcus hat dieses Zimmer nach meinem Weggang nie mehr betreten, da bin ich mir ziemlich sicher«, sagt Tobias. » Als ich wieder

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