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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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gekommen bin, war alles noch so wie damals.«
    Die Altruan dürfen nicht viele Annehmlichkeiten besitzen, weil das als maßlos gilt, aber die wenigen Dinge, die man besitzen darf, hat er auch. Einen Stapel Schulhefte. Ein kleines Bücherregal. Und seltsamerweise eine Figur aus blauem Glas, die auf seiner Kommode steht.
    » Meine Mutter hat sie mir heimlich gegeben, als ich noch klein war. Aber ich musste sie immer verstecken«, erzählt er. » Kurz vor der Zeremonie der Bestimmung stellte ich sie auf meine Kommode. Damit er sie sieht. Ein kleines Zeichen, um ihm meine Verachtung zu zeigen.«
    Ich nicke. Es ist seltsam, an einem Ort zu sein, der so ausschließlich die Erinnerungen an einen Menschen beherbergt. Es ist das Zimmer des sechzehn Jahre alten Tobias, der sich gerade für die Ferox entschieden hat, weil er seinem Vater entkommen will.
    » Und jetzt kümmern wir uns mal um deine Füße«, sagt er. Aber er rührt sich nicht vom Fleck, stattdessen streichelt er meinen Arm.
    » Okay«, sage ich.
    Wir gehen nach nebenan in das Badezimmer und ich setze mich auf den Wannenrand. Er setzt sich neben mich, legt eine Hand auf mein Knie, während er den Wasserhahn aufdreht und den Stöpsel einsteckt. Wasser läuft in die Wanne und bedeckt meine Zehen. Das Blut färbt das Wasser rot.
    Er kauert sich in die Wanne und nimmt meine Füße in den Schoß, tupft die tieferen Schnitte mit einem Waschlappen ab. Ich spüre es gar nicht. Nicht einmal, als er sie mit Seifenschaum abwäscht, spüre ich etwas. Das Badewasser färbt sich jetzt grau.
    Ich nehme ein Stück Seife und drehe es in meinen Händen, bis sie voller Schaum sind. Dann fahre ich mit den Fingern über seine Hände; ich achte darauf, seine Handlinien und die Zwischenräume zwischen seinen Fingern einzuseifen. Es ist ein schönes Gefühl, wieder etwas zu tun, etwas sauber zu machen, ihn wieder zu berühren.
    Wir setzen den ganzen Fußboden unter Wasser, als wir uns gegenseitig bespritzen, um den Seifenschaum abzuwaschen. Mir ist kalt vom Wasser, ich zittere, aber es macht mir nichts aus. Er holt ein Handtuch und trocknet behutsam meine Hände ab.
    » Ich will nicht…«, stoße ich mit erstickter Stimme hervor. » Meine ganze Familie ist… tot … oder unter die Verräter gegangen… wie soll ich denn…«
    Ich rede völligen Unsinn, ich muss so heftig schluchzen, dass ich am ganzen Körper bebe, meine Gedanken beben, einfach alles. Er zieht mich an sich und das Badewasser macht meine Beine nass. Er hält mich fest. Ich lausche auf seinen Herzschlag und nach einer Weile beruhigt dieser Rhythmus auch mich.
    » Ich bin jetzt deine Familie«, sagt er.
    » Ich liebe dich«, antworte ich.
    Ich habe das schon einmal gesagt, bevor ich zum Hauptquartier der Ken gegangen bin, aber damals hat er geschlafen. Ich weiß nicht, wieso ich es nicht gesagt habe, als er es hören konnte. Vielleicht hatte ich Angst, ihm meine geheimsten Gefühle anzuvertrauen. Oder ich hatte Angst, er wüsste nicht, was es heißt, jemanden zu lieben. Aber jetzt denke ich, es wäre viel schlimmer, es nicht zu sagen, solange noch Zeit ist.
    Ich gehöre ihm und er gehört mir, so ist es schon immer gewesen.
    Er sieht mich an. Ich warte und suche Halt in seinen Armen, während er über eine Antwort nachdenkt.
    » Sag das noch mal«, bittet er mich.
    » Tobias, ich liebe dich.«
    Seine Haut ist glitschig vom Wasser und er riecht nach Schweiß; mein T-Shirt bleibt an seinen Armen kleben, als er mich umarmt. Er presst sein Gesicht an meinen Hals und küsst mich aufs Schlüsselbein, auf die Wange, die Lippen.
    » Ich liebe dich auch«, sagt er.

37. Kapitel
    Er liegt neben mir, als ich einschlafe. Ich warte darauf, dass die Albträume wiederkommen, aber wahrscheinlich bin ich einfach zu müde, denn in meinem Kopf ist nur Leere.
    Als ich die Augen aufschlage, ist er verschwunden. Neben mir liegt ein Stapel Kleidung auf dem Bett.
    Ich stehe auf und gehe ins Badezimmer. Mein Körper fühlt sich wund an, als hätte jemand meine Haut mit Sandpapier gereinigt, und jeder Atemzug versetzt mir einen kleinen Stich, doch alles in allem fühle ich mich nicht mehr ganz so schwach. Ich mache kein Licht im Badezimmer, weil ich mir sicher bin, dass die Lampen grell und weiß sind wie im Hauptquartier der Ken. Ich dusche im Dunkeln, obwohl ich kaum in der Lage bin, die Seife von der Haarspülung zu unterscheiden, und rede mir ein, dass ich wie neugeboren und mit frischer Kraft aus der Dusche treten werde, und dass das Wasser

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