Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2
raubt!«
Ich habe genug gehört. Während Caleb Marcus böse anstarrt, wirble ich herum und trete Caleb gegen das Handgelenk. Überrascht lässt er die Waffe fallen. Mit der Fußspitze stoße ich sie weg und sie schlittert quer durch den Raum.
» Du musst mir vertrauen, Beatrice«, sagt er. Sein Kinn zittert.
» Nachdem du ihr geholfen hast, mich zu quälen? Nachdem du zugesehen hast, wie sie mich fast umgebracht hätte?«
» Ich habe ihr nicht geholfen, dich zu quä–«
» Du hast keinerlei Anstalten gemacht, sie daran zu hindern! Du warst dabei und hast tatenlos zugesehen!«
» Was hätte ich denn tun sollen? Was –«
» Du hättest es wenigstens versuchen können, du Feigling!« Ich schreie so laut, dass mir die Tränen in die Augen schießen und mein Gesicht rot anläuft. » Einen Versuch wäre es wert gewesen, selbst wenn du es nicht geschafft hättest. Wenn du mich lieben würdest, hättest du es versucht!«
Ich ringe nach Luft. Außer dem Klackern der Tastatur ist nichts zu hören. Cara ist immer noch am Computer. Caleb scheint keine Antwort parat zu haben. Sein flehender Blick weicht langsam einer ausdruckslosen Miene.
» Hier werdet ihr jedenfalls nicht finden, wonach ihr sucht«, sagt er. » Sie würde so wichtige Daten niemals auf öffentlich zugänglichen Computern speichern. Das wäre unlogisch.«
» Sie hat die Daten also nicht zerstört?«, fragt Marcus.
Caleb schüttelt den Kopf. » Sie hält nichts davon, Daten zu zerstören. Ihr geht es darum, sie geheim zu halten.«
» Das ist ja immerhin etwas«, sagt Marcus erleichtert. » Wo bewahrt sie sie auf?«
» Das werde ich euch garantiert nicht verraten«, antwortet Caleb.
» Ich glaube, ich weiß es«, mische ich mich ein. Caleb hat gesagt, dass sie die Informationen nie auf einem öffentlichen Computer speichern würde. Das heißt, sie hortet die Daten auf einem privaten Computer; entweder auf dem Computer in ihrem Büro oder auf einem in ihrem Labor, von dem Tori mir erzählt hat.
Caleb weicht meinem Blick aus.
Marcus hebt Calebs Pistole vom Boden auf, dreht sie in seiner Hand und schließt die Finger fest um den Lauf, sodass er den Griff wie eine Schlagwaffe hält. Dann holt er aus und trifft Caleb am Kinn. Caleb verdreht die Augen und stürzt zu Boden.
Ich will lieber gar nicht so genau wissen, wo Marcus gelernt hat, derart zielsicher zuzuschlagen.
» Wir dürfen nicht riskieren, dass er abhaut und allen erzählt, was wir vorhaben«, sagt er. » So, weiter jetzt. Cara kümmert sich um den Rest, in Ordnung?«
Cara nickt, ohne vom Computer aufzublicken. Mir ist übel, aber ich folge Marcus und Christina aus dem Kontrollraum hinaus ins Treppenhaus.
Der Gang ist jetzt menschenleer. Am Boden liegen überall Papierfetzen, Fußabdrücke ziehen sich kreuz und quer über die Fliesen. Marcus, Christina und ich rennen hintereinander in Richtung Treppenhaus. Beim Laufen starre ich auf Marcus’ Hinterkopf. Unter seinen kurz rasierten Haaren schimmert sein Schädel.
Wenn ich ihn anschaue, sehe ich einen Gürtel, der auf Tobias herabsaust, und einen Pistolengriff, der Caleb hart am Kinn trifft. Ich nehme es ihm nicht übel, dass er Caleb wehgetan hat– ich hätte es genauso gemacht. Aber die Tatsache, dass er ganz offensichtlich weiß, wie man anderen Menschen Schmerzen zufügt, und sich gleichzeitig als selbstgenügsamer Führer der Altruan aufspielt, macht mich rasend.
Vor allem, weil ich mich für seine Seite entschieden habe. Für ihn und nicht für Tobias.
» Dein Bruder ist ein Verräter«, sagt Marcus, als wir um eine Ecke biegen. » Er hat noch Schlimmeres verdient. Du brauchst mich also gar nicht so anzusehen.«
» Halt die Klappe!«, schreie ich und stoße ihn mit aller Kraft gegen die Wand. Er leistet keinen Widerstand, er ist viel zu überrascht. » Ich hasse dich! Ich hasse dich für das, was du ihm angetan hast, und ich spreche nicht von Caleb.« Ich beuge mich ganz nah zu ihm und flüstere: » Lass dir eines gesagt sein– selbst wenn ich dich vielleicht nicht selbst erschieße, werde ich dir ganz bestimmt nicht zu Hilfe eilen, wenn ein anderer das tut. Also bete zu Gott, dass wir nicht in diese Situation kommen.«
Er starrt mich an, sein Blick ist ausdruckslos, ja beinahe gleichgültig. Ich lasse ihn los und laufe weiter. Christina folgt mir auf den Fersen, Marcus fällt ein paar Schritte zurück.
» Wohin gehen wir?«, fragt sie.
» Caleb hat gesagt, dass wir das, wonach wir suchen, sicher nicht auf einem öffentlich
Weitere Kostenlose Bücher