Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
Vom Netzwerk:
Als wir die Toilette verlassen, befinden wir uns in einem Gang, der so aussieht wie alle anderen Gänge bei den Ken, farblos, hell, steril.
    Aber in diesem Gang ist mehr los als in den anderen. In Ken-Blau gekleidete Menschen laufen hin und her, in Gruppen und einzeln, sie rufen sich Warnungen zu: » Sie sind an der Eingangstür! Flieht so hoch hinauf, wie ihr könnt!« und » Sie haben die Aufzüge außer Betrieb gesetzt! Lauft zum Treppenhaus!« Und erst jetzt, mitten im Durcheinander, fällt mir auf, dass ich den Schocker im Waschraum vergessen habe. Wieder einmal bin ich unbewaffnet.
    Abtrünnige Ferox rennen an uns vorbei, sie sind weniger hektisch als die Ken. Ich frage mich, was Johanna, die Amite und die Altruan in diesem Chaos wohl tun. Kümmern sie sich um die Verwundeten? Oder haben sie sich zwischen die Ferox und die unschuldigen Ken gestellt und machen sich um des Friedens willen zur Zielscheiben?
    Mich überläuft es kalt. Cara führt uns ins Treppenhaus zurück, und wir schließen uns einer Gruppe aufgeregter Ken an, denen wir ein, zwei, drei Treppen hinauf folgen. Dann stößt Cara mit der Schulter eine Tür neben dem Treppengeländer auf, die Pistole im Anschlag.
    Ich erkenne das Stockwerk sofort wieder.
    Es ist mein Stockwerk.
    Meine Gedanken fließen zäh wie Honig. Hier wäre ich beinahe gestorben. Hier habe ich mich nach dem Tod gesehnt.
    Ich laufe langsamer, lasse mich hinter den anderen zurückfallen. Ich kann mich nicht aus meiner Benommenheit reißen, obwohl ständig Leute an mir vorbei den Gang entlang rennen und Marcus mir dauernd etwas zuruft. Seine Stimme klingt weit entfernt. Christina dreht sich mitten im Laufen um, packt mich und zerrt mich weiter.
    Als ich schließlich den Kontrollraum A betrete, sind da Reihen von Computern, aber ich nehme sie gar nicht richtig wahr. Ein Schleier liegt auf meinen Augen. Ich versuche, ihn wegzublinzeln. An einem der Computer sitzt Marcus, Cara sitzt an einem anderen. Sie schicken gerade sämtliche Daten an die Rechner aller Fraktionen.
    Hinter mir geht eine Tür auf.
    » Was macht ihr da?«, höre ich Caleb fragen.
    Seine Stimme reißt mich aus meiner Lähmung. Ich wirble herum und starre direkt in den Lauf seiner Waffe.
    Er hat die Augen meiner Mutter– ein mattes Grün, beinahe schon ein Grau, das durch das Blau seiner Kleidung viel kräftiger wirkt.
    » Caleb«, sage ich. » Was hast du vor?«
    » Ich bin hier, um euch von eurem Vorhaben abzuhalten!« Seine Stimme bebt. Die Pistole zittert in seinen Händen.
    » Wir sind gekommen, um die Daten der Ken in Sicherheit zu bringen, bevor die Fraktionslosen sie zerstören können«, sage ich. » Ich kann mir nicht vorstellen, dass du uns davon abhalten willst.«
    » Ich glaube dir nicht.« Er nickt mit dem Kopf zu Marcus hinüber. » Warum habt ihr ihn dann mitgebracht? Ihr seid auf etwas anderes aus. Etwas, das ihm wichtiger ist als alle Daten der Ken zusammen.«
    » Sie hat dir davon erzählt?«, fragt Marcus. » Ausgerechnet einem unreifen Jungen wie dir?«
    » Zuerst hat sie mir nichts gesagt«, erwidert Caleb. » Aber sie wollte nicht, dass ich meine Entscheidung für die eine oder andere Seite treffe, ohne die Tatsachen zu kennen!«
    » Die Tatsachen«, wiederholt Marcus, » sehen so aus, dass sie sich vor der Wirklichkeit fürchtet. Im Gegensatz zu den Altruan, die sich nie davor gefürchtet haben und es auch jetzt nicht tun. Genau wie deine Schwester. Das muss man ihr wirklich zugutehalten.«
    Seine Antwort passt mir nicht. Sogar wenn er mich lobt, würde ich ihm am liebsten eine Ohrfeige verpassen.
    » Meine Schwester«, sagt Caleb sanft und sieht mich wieder an, » weiß nicht, worauf sie sich einlässt. Sie hat keine Ahnung, was du der ganzen Welt zeigen willst… sie hat nicht den leisesten Schimmer, was es alles zunichtemachen wird!«
    » Wir haben einen Auftrag!« Marcus brüllt jetzt beinahe. » Wir haben unsere Mission erfüllt, und jetzt ist es an der Zeit, das zu tun, wofür wir hierher geschickt wurden!«
    Ich weiß weder etwas von einem Auftrag noch von einer Mission, Caleb hingegen wirkt nicht im Geringsten überrascht.
    » Wir wurden nicht hierher geschickt«, sagt er. » Wir sind niemandem außer uns selbst Rechenschaft schuldig.«
    » Dein egoistisches Denken wundert mich nicht. Von jemandem, der zu viel Zeit mit Jeanine Matthews verbracht hat, ist nichts anderes zu erwarten. Ihr hängt so an eurem Wohlstand, dass euer Egoismus euch noch das letzte Fünkchen Menschlichkeit

Weitere Kostenlose Bücher