Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2
zugänglichen Computer finden, also müssen wir nach einem privaten Computer Ausschau halten. Soweit ich weiß, hat Jeanine nur zwei persönliche Computer– einen in ihrem Büro, den anderen in ihrem Labor«, antworte ich.
» Und wohin gehen wir dann?«
» Tori hat mir erzählt, dass Jeanines Labor durch wahnwitzige Sicherheitsvorkehrungen geschützt ist«, sage ich. » In ihrem Büro war ich schon mal, es ist ein Raum wie jeder andere auch.«
» Also dann auf zum Labor.«
» Oberste Etage.«
Wir erreichen die Tür zum Treppenhaus. Als ich sie aufziehe, stürmt eine Gruppe von Ken, unter ihnen auch Kinder, die Treppe herab. Ich halte mich am Geländer fest und bahne mir mit den Ellbogen einen Weg, ohne den Leuten ins Gesicht zu blicken; ich tue so, als ob sie keine menschlichen Wesen, sondern nur eine leblose Masse wären, durch die man sich einfach hindurchkämpfen muss.
Ich rechne damit, dass der Strom von Menschen irgendwann abreißt, aber vom nächsten Treppenabsatz ergießen sich mehr und mehr Ken in einem gleichmäßigen blauen Fluss ins Treppenhaus. In dem fahlen blauen Licht leuchtet das Weiß ihrer Augen umso heller. Panisches Schluchzen hallt in der Betonschlucht des Treppenhauses hundertfach wider– es hört sich an wie das Kreischen von Dämonen mit feurig glühenden Augen.
Je näher wir dem Treppenabsatz im siebten Stock kommen, desto dünner wird der Menschenstrom, bis er schließlich ganz versiegt.
Ich reibe mir mit der Hand über die Arme, um das Gefühl der geisterhaften Haare und Ärmel und Haut all der Leute, die mich auf meinem Weg nach oben gestreift haben, wieder loszuwerden. Von hier aus sehe ich das Ende der Treppe.
Aber nicht nur das. Oben liegt die Leiche eines Wachmanns, sein Arm baumelt über den Rand einer Stufe. Direkt über ihm steht ein Fraktionsloser mit einer Augenklappe.
Edward.
» Wen haben wir denn da?«, sagt Edward. Er hat sich an der letzten, kurzen Treppe postiert, die über sieben Stufen bis ganz nach oben führt. Ich stehe am unteren Ende dieser Treppe. Der Ferox-Soldat liegt zwischen uns; seine Augen sind glasig, und auf seiner Brust zeichnet sich ein dunkler Fleck ab, wo ihn eine Kugel– wahrscheinlich die von Edward– getroffen hat.
» Das ist aber ein ungewöhnliches Outfit für eine Ken-Hasserin wie dich«, sagt er. » Ich dachte, du drehst zu Hause Däumchen und wartest darauf, dass dein Freund als Held aus der Schlacht heimkehrt?«
» Wie du dir vielleicht denken kannst«, sage ich und gehe eine Stufe nach oben, » hatte ich das nie vor.«
Das blaue Licht wirft Schatten unter Edwards kantige Wangenknochen. Er fasst mit einer Hand hinter sich.
Wenn er hier ist, kann das nur eines bedeuten; Tori ist bereits oben. Vielleicht ist Jeanine längst tot.
Ich spüre Christina dicht hinter mir und höre ihre Atemzüge in meinem Nacken.
» Du kannst uns nicht aufhalten«, sage ich und steige noch eine Stufe weiter.
» Das bezweifle ich«, erwidert Edward und greift nach seiner Pistole. Ich mache einen Satz auf ihn zu, über den toten Wachmann hinweg.
Er drückt ab, aber da habe ich schon sein Handgelenk gepackt und stoße es zur Seite, sodass die Kugel ins Leere geht.
In meinen Ohren pfeift es, während ich verzweifelt versuche, auf dem Rücken des toten Wachmanns das Gleichgewicht zu halten.
Christina holt über meinen Kopf hinweg aus. Ihre Faust trifft krachend Edwards Nase. In diesem Moment verliere ich das Gleichgewicht, falle auf die Knie und kralle mich mit den Fingernägeln in sein Handgelenk. Er schleudert mich zur Seite und feuert ein zweites Mal. Diesmal trifft die Kugel Christinas Bein.
Christina schnappt nach Luft, zieht ihre eigene Pistole und drückt ab. Sie trifft ihn an der Seite. Edward schreit auf, die Pistole entgleitet seinen Händen und er stürzt vornüber. Er fällt mit seinem ganzen Gewicht auf mich und mein Kopf schlägt gegen eine der Betonstufen. Der Arm des toten Wachmannes drückt in meinen Rücken.
Marcus hebt Edwards Pistole auf und richtet sie auf uns beide.
» Steh auf, Tris«, sagt er zu mir. Und zu Edward: » Keine Bewegung.«
Ich taste mit den Händen nach der Treppenkante und ziehe mich zwischen Edward und dem toten Wachmann hoch. Edward setzt sich auf, lehnt sich an den toten Ferox– als wäre er nur irgendein Kissen – und hält sich mit beiden Händen die Seite.
» Bist du okay?«, frage ich Christina.
Sie verzieht ihr Gesicht. » Ahh. Ja. Er hat mich nur am Schenkel getroffen, nicht am Knochen.«
Ich
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